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Fastnacht

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Im Walde geht es oft anders zu als in der Welt, mitunter gerade umgekehrt. In der Welt feiert man Fastnacht vor der Fastenzeit, im Walde ist die Fastenzeit vor Fastnacht. Denn wenn erst Fastnacht ist, wird das Wetter schon besser, und die Tiere und Vögel finden wieder Futter. Vorher aber, um Weihnachten und Neujahr, wenn der Boden hartgefroren ist oder dicker Schnee liegt, dann ist Fastenzeit im Walde. Fastnacht aber feiert man zur richtigen Zeit, wie es sich gehört, und diesmal war die Fastnachtsfeier besonders lustig und endete besonders traurig. Ich muss euch das mal erzählen.

Weil ich noch ein Neuling bin in Waldsachen, so wusste ich nicht, wie es mit der Fastnacht dort gehalten wurde. Ich erkundigte mich gelegentlich bei meinen sieben Zwergen, die mir gerade Holz spalteten und recht fleißig bei der Arbeit waren.

»Ja«, sagte der Erste und strich steinen grauen Bart, »Fastnacht wird gefeiert, aber es ist nicht weit her. Die Eichhörnchen machen sich Hüte aus Nussschalen und Bärte aus Flechten und Moos. Voriges Jahr hat Frau Elster großes Aufsehen erregt. Sie hat nämlich irgendwo einen Pfauenfeder gestohlen und sich in den Schwanz gesteckt. Und wenn Meister Grimbart, der Dachs, guter Laune ist, dann spaziert er wohl durch den Wald und trommelt mit zwei Tannenzapfen auf seinem dicken Bauch. Genug, die Sache ist ziemlich armselig, und die meisten kümmern sich nicht drum.«

»Na«, meinte ich, »es gibt ja auch sonst Pläsier genug im Walde«, und ging in meine Klause.

Die kleinen Knirpse fuhren fort, das Holz zu spalten, aber zwischendurch steckten sie immer die Köpfe zusammen und schwätzten und nickten. Als sie nun abends nach Hause gehen sollten, klopften sie an meine Tür und kamen mir mit einem feinen Plane, den sie unter sich beraten und fix und fertig überlegt hatten. Es sollte diesmal eine schöne Fastnacht gefeiert werden; sie wollten es schon machen, aber ich müsste mittun.

»Das kommt ganz darauf an«, sagte ich, »als Waldbruder kann ich doch nicht den Narren und Gecken spielen.«

Das wollten sie auch nicht verlangen, antworteten sie; es solle vor der Waldklause ein Zirkus gezeigt werden, und ich müsste der Zirkusdirektor sein und alles erklären.

»Und was für Tiere sollen denn auftreten?«, fragte ich.

»Lauter Haustiere«, war die Antwort, »denn das ist etwas Neues im Walde, also Hund und Katze und Ziege und so weiter. Ihr müsst die Tiere erklären, Waldbruder, und hinterher machen wir allerlei Spiel und Ulk.«

Das Ding gefiel mir gar nicht übel. Ich konnte mir nur nicht denken, woher sie die Masken bekommen wollten. Sie sagten, das sei ihre Sache; ich solle nur rechtzeitig einladen zum Besuch. So schickte ich den meinen Vizeküster Häher und unsern Polizeidiener Specht durch den Wald und ließ bekanntmachen, dass am Rosenmontag, morgens um zehn Uhr, eine Zirkusvorstellung vor der Waldklause sein würde, Eintritt frei.

Schon um neun Uhr waren alle Plätze besetzt, vom Boden an bis auf die höchsten Zweige der Bäume. Meine Zwerge erschienen und marschierten in die Hütte. Jeder trug ein Päckchen unter dem Arme, nur der Jüngste nicht. Er hatte es unterwegs verloren und weinte bitterlich.

In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber

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