Читать книгу Älter werden wir später! - Aylin Urmersbach - Страница 5
EIN TRAUM WIRD WAHR: ÄLTER WERDEN, JUNG BLEIBEN
ОглавлениеEin gesunder Lebensstil macht‘s möglich. Wir können heute so alt werden wie nie zuvor und uns dabei jahre- oder sogar jahrzehntelang guter Gesundheit erfreuen. Revolutionäre medizinische Erkenntnisse sind die Richtschnur für mein Programm dazu.
Ein Menschheitstraum ist wahr geworden. Zwar nicht der vom ewigen Leben, aber ein Lebenszusatz von bisher unvorstellbarem Ausmaß. Zehn, 20 oder sogar mehr Jahre dürfen wir heute länger auf der Welt bleiben als die meisten unserer Vorfahren. Diese Bonuszeit bekommen wir geschenkt – als Zusatz und Belohnung dafür, dass wir uns selbst gut versorgen, hegen, pflegen, fordern und fördern in möglichst vielerlei Hinsicht. In den letzten Jahrzehnten haben Medizin und Forschung unglaubliche Fortschritte gemacht. Unsere genetische Bestimmung ist veränderbar. Alterskrankheiten sind zwar nicht abgeschafft, lassen sich aber lange verzögern. Es ist nicht mehr das Schicksal, das uns vom Ruhestand direkt ins Krankenbett schickt. Wie und wohin wir gehen, wenn die Zeit der Erwerbstätigkeit hinter uns liegt, das können wir heute selbst bestimmen.
EIN QUANTENSPRUNG IN DER MEDIZIN
Die sogenannte Epigenetik (aus dem Griechischen: „epi“ für „über“ oder „oberhalb“), also die Lehre von der Steuerung der Gene und der Möglichkeit, vorgegebene Faktoren in bestimmtem Ausmaß ein- oder auszuschalten, gilt als Quantensprung in der Medizin. Dabei zeigt sich, dass wir mit der Ausrede „Bei mir ist das alles erblich bedingt“ nicht mehr durchkommen. Ob es um Ernährung, Bewegung, Stress, Entspannung, Neugier, Lebenslust oder auch unsere Sicht auf die Welt geht: Wir können das genetisch vorgegebene Programm beeinflussen, also verbessern, verschlechtern, austricksen oder ohne Gegenwehr laufen lassen. All das hat jeder zu einem großen Teil selbst in der Hand.
» Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme. «
Charlie Chaplin
Voller Energie und Zuversicht
Auch wenn unser Körper schon mit 30 Jahren anfängt, Schwächen zu zeigen, und Alterungsprozesse in jedem einzelnen Organ in Gang setzt, müssen wir das nicht schicksalsergeben hinnehmen. Wir können bis ins hohe Alter voller Energie und Zuversicht gegen die Tücken der natürlichen Alterung ankämpfen. Wenn Sie dieses Buch in die Hand nehmen, sind Sie vielleicht erst 40 oder 50 oder 60 und wollen noch lange nicht ans Ende denken. Das ist gut so. Denn jetzt ist der beste Zeitpunkt, sich darauf vorzubereiten, in die Verlängerung zu gehen und noch ein paar Runden zu drehen. Sie werden merken: Da kommt noch was – und vieles wird in der zweiten Lebenshälfte sogar besser.
Alter ist eine Frage des Lebensgefühls
Denken wir über das Älterwerden nach, stoßen wir auf einen merkwürdigen Widerspruch: Älter werden möchte jeder, alt sein aber niemand. Wie kommt das? Wahrscheinlich entsteht dieses Paradox, weil Ältersein und Älterwerden heute sehr individuell sind und so unterschiedlich verlaufen, dass es keine einheitliche Definition dafür gibt. Wann das eine oder andere anfängt, hängt nicht vom Eintrag im Personalausweis ab, sondern für jeden selbst vom Lebensgefühl – und für jeden anderen zum Großteil davon, wie alt er selbst ist. Auch dabei zeigt sich, wie subjektiv die Wahrnehmung ist. Alt? Das sind häufig vor allem die anderen.
Gefühlt jünger als der Durchschnitt
Im Durchschnitt fühlen sich die Deutschen zehn Jahre jünger als sie sind, das ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Insa-Consulere und des Deutschen Instituts für Altersvorsorge im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Die Einschätzung, ab wann man alt ist, verändert sich im Laufe des Lebens. Unter 40-Jährige definieren 60 als magische Grenze zum Altsein. Werden sie dann selbst älter, verschiebt sich die Zahl schnell nach hinten. Über 40-Jährige glauben, dass man erst mit 70 alt ist. Auch die Einstellung zum Thema Arbeit verändert sich. Wer noch nicht 60 ist, möchte im Durchschnitt nur bis 63 arbeiten. Rückt das Datum dann näher, steigt offenbar die Lust am Weitermachen, denn statistisch gesehen möchten über 60-Jährige bis 67 berufstätig bleiben.
DAS GLÜCK DER ZWEITEN LEBENSHÄLFTE
Wussten Sie, dass Sie in der zweiten Lebenshälfte beglückender mit Ihren Gefühlen umgehen können als in jungen Jahren? Dass Sie allen Grund haben, sich auf Erreichtem auszuruhen und krank machenden Stress zu vermeiden? Dass Sie sich Aufgaben suchen dürfen, von denen Sie früher nur träumen konnten? Dass Sie auch jenseits der 80 noch Muskeln aufbauen oder mit 78 noch ein Fitnessprogramm beginnen können, das Ihnen dazu verhilft, auch die 90 noch zu erleben? Dass Ihre Augen dank moderner Operationstechniken im Alter vielleicht sogar besser werden als in der Mitte des Lebens? Die Möglichkeiten sind vielfältiger denn je. Folgen Sie meiner ganzheitlichen Strategie und bleiben Sie länger jung, auch wenn Sie Ihre Lebensuhr nicht anhalten können und wollen.
EINSCHÄTZUNG: ALT IST ICH PLUS 15
Wahrscheinlich kennen Sie das von sich selbst. Erinnern Sie sich noch an Ihre Jugend? Als Sie selbst 15 waren und die ersten Freunde 18 wurden? Das kam einem damals schon ganz schön alt vor. Über 30-Jährige sortierte man seinerzeit in die scheinbar unerreichbare Kategorie „uralt“ ein – und so setzt sich das fort. Eine gängige Formel bringt dieses Phänomen auf den Punkt: Als „alt“ wird man als Erwachsener von Leuten eingeschätzt, die etwa 15 Jahre jünger sind als man selbst, die also (wenn auch sehr knapp) die eigenen Kinder sein könnten. Umgekehrt betrachten wir zum Beispiel mit 55 Jahren über 70-Jährige eher als Menschen, die zur Generation unserer Eltern gehören als zu unserer eigenen. Kurzum, es gilt das subjektive Gefühl. Alt ist: ich plus 15 Jahre, unabhängig davon, wie alt ich bin.
EINE FRAGE DER EINSTELLUNG
Wie denken Sie über alte Menschen? Diese Frage spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die Gesundheit in der zweiten Lebenshälfte geht. Die amerikanische Sozialpsychologin Becca Levy entdeckte die „Stereotyp-Verkörperung“, derzufolge eine negative Einstellung zum Alter auch zu mehr Beschwerden führt. Der Grund: Wer das Alter als unausweichlich schlechtes Schicksal sieht, kümmert sich kaum noch um die eigene Gesundheit. Die negative Sicht wird zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, ist bei Pessimisten doppelt so hoch wie bei Optimisten. Auch fürs Gehirn bleibt eine negative Einstellung zum Alter nicht ohne Folgen. In einer Studie schnitten diejenigen, die große Angst vor dem Älterwerden haben und damit nur Negatives assoziieren, so schlecht ab, als hätten sie Demenz.
MÖGLICHKEITEN FÜR VERÄNDERUNGEN
Liegt die Zeit, in der das Alter sichtbar wird, noch in weiter Ferne, geben wir uns gerne locker. „Macht doch nichts. Man sollte dazu stehen, statt das wahre Alter zu verdrängen.“ „Es ist doch ganz natürlich, dass wir älter werden.“ „Falten sind ein tolles Zeichen von Reife.“ Solche Sätze sagen sich leicht. Doch wenn es dann ernst wird, verliert sich die Coolness von allein. Niemand möchte älter geschätzt werden, als er ist. Warum sollte der berechtigte Wunsch, gut und gesund auszusehen, den schon Kinder und Teenager mit viel Energie verfolgen, plötzlich nicht mehr wichtig sein, nur weil die Zahl 40, 50, 60 oder 70 überschritten wurde? Es gibt nicht viele Möglichkeit, mit dem Älterwerden umzugehen. Genau genommen nur zwei: Man kann es hinnehmen und sich dem Schicksal ergeben oder aktiv etwas dagegen tun. Vielleicht ein paar Dinge verändern, den Lebensstil überdenken, schlechte Gewohnheiten aufgeben und durch bessere ersetzen. Neue Erfahrungen machen oder einfach die Einstellung zum Alter verändern. Dazu möchte ich Ihnen in diesem Buch nützliche Anregungen geben.
Der Lebensstil bestimmt die Richtung
Aus medizinischer Sicht beginnt die zweite Hälfte des Lebens zwischen 40 und 50 Jahren. Das ist ein Alter, das für 18-Jährige unendlich weit in der Zukunft liegt und für 100-Jährige vielleicht gerade mal als das Ende der Jugend in der Erinnerung auftaucht. Bereits in dieser Zeit können Jüngere physiologisch gesehen viel älter sein, als es im Ausweis steht. Ältere können aber auch einen Körper haben, der die medizinischen Werte eines viel Jüngeren aufweist. Es ist also alles möglich. In welche Richtung es sich entwickelt, hängt ganz entscheidend vom Lebensstil ab.
Gefühlte Übergänge ins Alter
Neben den biologischen Veränderungen gibt es aber auch noch andere Phasen, die wir als Übergang ins Alter empfinden. Dazu gehört zum Beispiel der Eintritt in den Ruhestand, der nach der Definition unseres Rentenversicherungssystems heute zwischen 65 und 67 Jahren liegt. Für Eltern kann auch der Auszug der erwachsenen Kinder gleichbedeutend mit dem Anfang des Alters sein. Den Tod der eigenen Eltern empfinden viele als Weiterrücken um eine Generation. Auch der Verlust des Partners, eine Krankheit, die die Lebenslust stark einschränkt, oder die Wechseljahre, wenn man sie neben den körperlichen Beschwerden als Verlust des Lebenssinns empfindet, sind weitere einschneidende Übergänge.
CHANCEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN
Doch gleichgültig, was wann passiert – niemand ist nur aufgrund seines Alters zu einem Leben zwischen Bett und Sofa verurteilt. Heute kommt eine Generation in die „besten Jahre“, die noch lange lebenslustig bleibt. Frauen und Männer, die auch in der zweiten Lebenshälfte viel vorhaben, stehen symbolisch für ein verändertes Bild vom Alter. Nicht mehr der Schrecken, sondern die neuen Chancen stehen im Mittelpunkt. Denn noch nie konnten die Menschen so viel angenehme Lebensjahre verbringen, die sie jenseits der Rushhour des Lebens selbstbestimmt, frei und mit Elan genießen dürfen. Sie müssen dafür nicht als verlängert Pubertierende auftreten. Doch Sie haben allen Grund zur Freude: Denn da geht noch was.
GROSSE UNTERSCHIEDE
Männer und Frauen altern unterschiedlich. Frauen haben früher mit Hormonmangel zu kämpfen, sind aber sonst in der zweiten Lebenshälfte körperlich fitter, weil sie meistens gesünder leben als Männer. Diese nehmen das Alter dafür leichter an; manche sehen es sogar als Statusgewinn. Allerdings leiden Männer stärker unter Libidoverlust. Dass Männer nicht so alt werden wie Frauen, liegt zum großen Teil an ihrer Lebensweise. Dabei werden Männern vielen Klischees, die es über sie gibt, gerecht: Sie gehen größere Risiken ein (zum Beispiel beim Autofahren) und bei ihnen geht es körperlich ab 55 Jahren schneller bergab. Sie haben offenbar ein schwächeres Immunsystem, mehr Stress, trinken mehr Alkohol, rauchen mehr, achten weniger auf gesunde Ernährung, gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen und bekommen öfter Herz-Kreislauf-Probleme und Krebs.
20 Jahre „geschenkt“
Das ist neu und war noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar. Stand der Tod vor zwei bis drei Generationen meistens nach dem Ende des Erwerbslebens mehr oder weniger bevor, so beginnt heute nach dem Abschied von der Arbeit eine Lebensspanne, wie es sie noch nie gab. Gehörte man früher spätestens ab 50 zum alten Eisen, so können wir heute die vielleicht beste Zeit unseres Lebens genießen. Die Existenzgrundlagen sind gesichert und reichlich Lebenserfahrung gespeichert. Große Träume von Familie, Beruf und finanzieller Sicherheit sind bereits erfüllt – und jetzt bleibt immer noch Zeit zum Leben. Man kann sich für etwas engagieren, ohne ökonomischen Zwängen zu folgen. Innerhalb eines Jahrhunderts hat sich die Lebenserwartung der Menschen in Deutschland um gut 20 Jahre verlängert.