Читать книгу Das Geschenk der Psychothriller-Parodie - Bastian Litsek - Страница 8

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1.


Vor der Rückblende. Aber nicht gänzlich im Hier und Jetzt. Also ziemlich weit am Anfang, jedoch nicht direkt der Anfang.1


Er war nackt und kam sich vor wie Kermit der Frosch.

Merlan lag auf dem Bauch. Hier in der recht neuen Gefängnisbücherei. Drei Mitinsassen waren ihm zu Hilfe gekommen.

„Das ist mir so was von peinlich“, sagte er, während Hermes ihm mit der Hand im Anus herumpulte.

„Ach“, sagte der und grunzte, „mach dir keine Gedanken. Ich kannte mal jemanden, der von jemandem gehört hat, welcher sich sicher war, geträumt zu haben, dass ihm etwas Ähnliches passiert ist.“

„Wirklich?“, fragte Merlan und versuchte, an sich zu halten. Er wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Vor wenigen Minuten war er in der Dusche ausgerutscht, hatte die Seife fallen lassen und diese mit der wohl unpassendsten Körperöffnung überhaupt wieder aufgefangen.

„Können wir die Seife nicht einfach drin lassen?“, fragte er.

„Keine gute Idee“, sagte der Dicke, der auf seinem Rücken saß, damit er sich nicht rühren konnte. Alle nannten ihn nur Candy. „In der Theorie pupst du vielleicht eine Woche Seifenblasen, aber in der Praxis kann es zu einem unangenehmen Darmverschluss kommen.“

„Ich bin so froh, dass ich euch habe, Jungs.“

„Ach komm“, sagte Hermes.

„Pff“, sagte Candy und winkte ab.

„Selbstverständlich“, nuschelte Winky, der Merlans Füße festhielt.

Im Gefängnis waren Frauen rar gesät. Seit wenigen Tagen gab es eine neue Ärztin in der JVA. Merlan konnte sich nicht vorstellen, die Frau damit zu begrüßen, dass sie ihm an ihrem ersten Tag im Gefängnis ein nach Salbei duftendes Seifenstück aus dem After zog. Selbstachtung und Schamgefühl spielten eine große Rolle, wenn man den ganzen Tag eingesperrt war.

„Mensch, die sitzt aber auch tief“, murmelte Hermes. Der Ansatz seines Handgelenks verschwand zwischen Merlans Gesäßbacken. Dessen Augen rollten wild umher und er gab einen Laut von sich, der klang wie „Hurghhhhh“.

„Du findest bloß nichts, weil es da drin zu dunkel ist“, sagte Candy.

„Hey“, sagte Hermes und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Das ist jetzt nicht die richtige Zeit für dumme Sprüche ja? Das ist eine ernste Angelegenheit.“ Er wandte sich an Merlan. „Tut mir leid, das wird wohl noch eine Weile dauern.“

„Kein Problem“, sagte der und streckte den Daumen hoch.

„Wie wäre es mit einer Pause?“, fragte Winky.

„Gute Idee“, gab Hermes zurück und zog mit einem Ruck die Hand aus Merlans Hinterteil. Dessen Rosette schloss sich nach ungewohnt weiter Dehnung mit einem Schmerz, der sich anfühlte, als hätte man ihm die Darmwand aufgeschnitten und mit frisch gepresstem Zitronensaft eingesprüht.

„AAHHHHHHH“, schrie der durch die Bücherei. Dann sank sein Kopf auf den Boden. Er schloss für einen Moment die Augen und blieb liegen.

„Das hat wirklich, wirklich wehgetan.“

Merlan drehte sich auf den Rücken und stützte sich auf die Ellenbogen ab.

Hermes roch an seiner Hand und zuckte zusammen. Er hielt die dreckigen Patscher so weit von sich weg wie möglich.

„Wie wäre es mit einer Geschichte?“, fragte Merlan.

„Au ja!“, sagte Winky. „Du bist doch Polizist, du hast bestimmt was zu berichten.“

„Bin ich das?“, sagte Merlan fragend. „Äh, ich meine natürlich ja, ich bin Polizist. Wenn du es sagst, muss es stimmen. Dann wollen wir mal.“

Merlan wollte so viel Zeit wie möglich gewinnen, bis er wieder die Hand eines erwachsenen Mannes in den Hintern gesteckt bekam. Er fing ganz von vorne an. Na ja, nicht ganz vorne, aber vor ein paar Jahren. Damals, als Merlan noch nicht im Gefängnis gesessen, sondern froh und munter ehrliche Leute um ihr sauer verdientes Geld beschissen hatte. Nicht in böser Absicht versteht sich, es ging ihm dabei nur ums Geld. Merlan war immerhin ein anständiger Krimineller.2

1 Ich erkenne an Ihrem Gesichtsausdruck, dass diese Kapitelunterschrift nicht hilfreich war. Sie wird es noch sein. Glauben Sie mir. Lassen Sie den Dingen etwas Zeit. Bitte. Danke. Weitermachen!

2 Ein gelungener Einstieg, finden Sie nicht auch? Wir lernen, dass unser Held sich nicht zu schade ist, um Hilfe zu fragen. Sicherlich, er ist ein Trickbetrüger und hat gerade eine Seife anal inhaliert, aber halten Sie das nicht gegen ihn. Ich bin mir sicher, er wird sich als anständiger Kerl entpuppen, der einiges durchgemacht hat und ein Produkt seines Umfeldes ist. Dass es sich bei ihm lediglich um ein unsympathisches Arschloch handelt, ist natürlich nicht ausgeschlossen. Aber jetzt warten wie beide erst mal ab, versprochen?

Das Geschenk der Psychothriller-Parodie

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