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Kapitel 6 Me And My Friends
ОглавлениеEmily
Es war Tag zwei im Bus und größtenteils war es ziemlich ereignislos. Es war auch das erste Mal, dass ich einen laut schmetternden Furz hörte, woraufhin vier erwachsene Männer loslachten wie blöd. Das war definitiv was Neues. Die Jungs machten alle ihr eigenes Ding. Sie schliefen, hörten Musik, lasen, spielten auf ihren Instrumenten und mir war irgendwie langweilig. Ich wünschte mir, ich hätte mich besser vorbereitet. Ich hatte nur drei Bücher dabei, weil ich gedacht hatte, ich hätte nicht genug Zeit zum Lesen. Reisen war öde.
Lee kam den Gang entlang und spielte auf seiner Nintendo Switch. Als er sich neben mich setzte, hielt er mir das Teil entgegen.
„Lust auf einen Kampf?“
Ich schob die Brille hoch und betrachtete den roten und blauen Apparat. „Einen Kampf?“
„Yep.“ Er zog einen Controller heraus und warf ihn mir zu.
Ich fing ihn auf und lächelte vorsichtig. „Okay. Aber ich weiß nicht, was ich machen muss.“
Lee grinste mich an. „Ich zeig es dir.“ Er stellte den Bildschirm auf den Tisch vor uns und startete das Spiel. „Schau dir an, wie ein Profi das macht, Kleine.“
Ich beobachtete und schenkte dem Spiel meine ganze Aufmerksamkeit. Schnell erkannte ich um was es darin ging. Ziel war es, alles zu eliminieren. Lee sammelte Waffen ein und irgendwelche Schilde und schoss auf alles, was ihm ins Blickfeld kam. Das sah nicht so schwer aus.
Als er fertig war, fragte er: „Bereit?“
„Ich glaube schon.“ Ich setzte mich aufrecht hin und nahm den Controller genauso in die Hand, wie Lee. In dem Moment, in dem ich einen Fuß an Land setzte, wurde ich erschossen und war tot.
„Was? Wie?“ Ich war entmutigt.
„So ist das Spiel eben, Emmy. Versuchs noch mal.“
Ich versuchte es. Ich landete, rannte ganz kurz und wurde brutal vernichtet.
„Oh Gott, ich bin furchtbar schlecht.“ Ich gab Lee den Controller zurück. „Ich will das nicht mehr. Das ist zu schwer.“
Lee schnalzte mit der Zunge und drückte mir den Controller wieder in die Hand. „Übung, Emmy-San. Es wird leichter. Ehrlich.“
Seufzend machte ich mich bereit. Ich war nicht der schnell aufgebende Typ. Das Spiel würde mich nicht schlagen. Ich würde es probieren, bis die Finger wund waren.
„Bereit?“
Ich konzentrierte mich und nickte. „Los.“
Lee startete das Spiel und als ich landete, gelang es mir zu einem kleinen Schuppen zu rennen, wo ich eine Waffe und einen Schild fand. Ich stieß einen glücklichen Laut aus. Aber als ich den Schuppen wieder verließ, war da ein Typ. Der mich erschoss. Mein Spieler fiel auf die Knie und ich gab ein schrilles „Nein!“ von mir. Der andere Typ erschoss mich noch mal und ich war tot.
„Das ist ein Alptraum.“ Ich wollte den verfluchten Controller an die Wand klatschen und atmete aus. „Warum haben die es alle auf mich abgesehen? Ich …“
Lees Schultern bebten.
„Was?“, fragte ich vorsichtig.
Lee hob den Controller hoch, bewegte den Umschalter und mir wurde alles klar. Ich schoss vom Sitz hoch, zeigte mit dem Finger auf ihn. „Du!“, rief ich laut.
Er brach in lautes, ungebändigtes Gelächter aus. Ich hätte es wissen müssen. Lee war der Typ, der auf mich geschossen hatte. Sein Lachen war ansteckend. Ich versuchte weiter böse zu gucken, aber es gelang mir nicht.
„Das war nicht sehr nett.“
Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Oh Himmel, das war zu gut.“ Endlich hatte er sich wieder im Griff. „Du machst echt Spaß, Kleine.“
Schmollend setzte ich mich wieder hin. „Ich wollte dein blödes Spiel sowieso nicht spielen“, brummte ich. Das brachte Lee erneut zum Lachen.
Mein Grinsen wurde zu einem Kichern. Das Kichern zu einem Lachen. Und das entwickelte sich zu einem Grunzen, sodass Lee sich fast in die Hosen machte. Je mehr er lachte, desto mehr grunzte ich. Es war ein ewiger Zyklus, bis Lee vom Sitz glitt und sich auf dem Boden rollte vor Lachen. Das war das Lustigste, was mir in meinem ganzen Leben passiert war. Ich grinste immer noch wie ein Idiot und trocknete mir die Lachtränen von den roten Wangen, während Lee sich mit dem T-Shirt übers Gesicht fuhr, als Noah durch den Gang rief: „Was zum Geier treibt ihr zwei denn da?“
„Nichts“, sagten wir wie aus einem Mund.
„Nicht, dass ich noch rüberkommen muss.“ Man konnte das Lächeln in Noahs Stimme hören.
Lee gab mir den Controller und wir spielten noch mal. Dieses Mal arbeiteten wir zusammen und als ich endlich das erste Mal jemanden erledigt hatte, sprang ich auf.
„Nimm das, PoBoi365“, schrie ich den furchtbar kleinen Monitor an.
Selbstverständlich wurde ich in genau diesem Moment eliminiert. Ich drehte mich zu Lee und er hob die Hände hoch.
„Ich war das nicht, ich schwöre.“
Ich schmollte und setzte mich wieder hin. „Ich hasse dieses Spiel.“ Warum war es dann nur so süchtig machend? Wer hätte das gedacht?
„Okay“, sagte Lee. „Jetzt darfst du auswählen. Was willst du spielen?“
Ich dachte kurz nach. „Die einzige Konsole, die ich jemals hatte, war eine NES. Ich besaß nicht viele Spiele. Am liebsten habe ich Super Mario 3 gespielt.“
„Das hab ich nicht hier drauf“, murmelte Lee und lächelte. „Aber ich kann es besorgen. Einen Moment.“
Er stand auf und ging zu seiner Koje. Nach einer kurzen Weile kam er mit einer kleinen schwarzen Konsole in der Hand zurück. Er klappte sie auf und reichte sie mir. „Das ist ein 3DS. Ich habe da alle Klassiker drauf.“
Ich schaltete sie an und sah sofort Super Mario 3. Ich hielt mir die Konsole an die Brust und seufzte. „Lee!“
Er setzte sich wieder neben mich und stieß mich mit der Schulter an. „Kannst du haben.“ Ich wollte protestieren, aber er hob die Hand. „Ich habe vier davon, Kleine.“
Ich runzelte die Stirn. „Wirklich?“
„Ja.“ Lee machte es sich bequem und legte den Kopf an meine Schulter. Ich grinste in mich hinein. „Und jetzt zeig mir, was du kannst.“
Ich klickte das Spiel an und als die Eröffnungssequenz losging, entwich mir ein: „Cool.“
Ich spürte wie Lee leise lachte. „Übrigens sagt kein Mensch mehr cool.“
„Sagt man das nicht mehr?“ Ich tat es.
Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Nein. Man sagt sick, oder …“
„Awesome“, rief Hell in Lees Denkpause.
„Bitchin“, fügte Noah hinzu
„Lit.“ Das war Connor.
Das war mir ein wenig peinlich. „Muss ich mir jetzt eins davon aussuchen?“ Meine Stimme war leise und wurde noch leiser, als ich mir auf die Lippe biss. „Kann ich darüber nachdenken?“
Lees Schultern zuckten so heftig und er gab mir einen Klaps auf den Oberschenkel, wobei mein ganzer Körper zusammenzuckte.
„Gottverdammt, Emmy.“ Er lachte laut auf und seufzte. „Ich mag dich.“
Mein Lächeln war unsicher. Meine Stimme noch viel unsicherer. „Ich mag dich auch.“ Sehr sogar.
Es war spaßig, vier kräftige Kerle in so einer kleinen Sitzecke zusammenhocken und Poker spielen zu sehen. Die Nische wurde von Testosteron geradezu überflutet. Ich lächelte in mich hinein, während ich sie über den Rand meines Buches hinweg beobachtete. Ich saß ihnen gegenüber auf dem Dreisitzer. Die Füße hatte ich mir untergeschoben und ich tat so, als würde ich lesen.
„Ihr habt doch keine Ahnung, Leute“, sagte Connor, während er die Karten mischte. „Zwillinge. Das ist es.“
Noah schüttelte den Kopf. „Zwei Pussys sind mir zu viel. Ich bin ein Eine-Frau-Typ.“
„Ich weiß nicht, Mann“, sagte Lee nachdenklich. „Ich würde der Sache eindeutig ein Go geben.“
Ich wurde rot und hielt mich an meinem Buch fest. Ich sollte nicht lauschen. Es war eine Privatunterhaltung.
„Hab ich schon alles ausprobiert“, gab Hell zu und nahm seine Karten auf. „Steh ich nicht drauf.“
„Was? Das ist aber schwach, Bro.“ Connor war entrüstet.
Dann sah er zu Noah. „Du willst mir also erzählen, dass du nichts mit zwei total nassen, jungen, engen Pussys anzufangen wüsstest?“
„Ich bin da vielleicht altmodisch“, sagte Noah und legte eine Karte ab. „Ein Schwanz braucht ein Loch. Ich bin nicht gierig.“
Connor grinste frech. „Gier ist mein zweiter Vorname.“
Von dem Moment mitgerissen, machte ich aus Versehen mit einem kleinen Laut auf mich aufmerksam. Sie sahen alle zu mir herüber, und ich wurde rot. Ich zog mir das Buch vor den Mund. „Ich hab nicht gelauscht“, sagte ich gegen die Buchseiten. Alle vier Augenpaare sahen mich amüsiert an und mein Nacken juckte. „Ich meine …“ Meine Stimme war leise. „Ich hab versucht nicht zu lauschen.“ Ich schluckte hart. „Entschuldigt.“ Ich versteckte mich hinter dem Buch und versuchte wieder zu lesen.
Connor nahm das Gespräch wieder auf. „Ich sags euch, als ich einmal diese kleine, scharfe Philippinerin klargemacht habe.“ Er knurrte tief in seinem Hals. „Also, das war mal eine enge Pussy.“
Hinter dem Buch schnaubte ich und verzog unfreiwillig das Gesicht. Dann Stille. Als ich hochsah, grinste Connor mich anzüglich an.
Oh. Hallo.
„Warum geigst du mir eigentlich nie die Meinung? Ich weiß, dass du es willst“, sagte er.
Mir war klar, dass er mich hänselte. Ich schindete Zeit und hoffte, sie würden weiterspielen, wenn ich nicht antwortete. Das war nicht der Fall. Connor wollte eine Antwort.
„Weil ihr mich dafür bezahlt, dass ich meinen Mund halte, und nicht um dich zu maßregeln über den ständigen Gebrauch des Wortes Pu…“ Ich konnte es nicht.
Doch das kannst du.
Ich schluckte hart und wisperte das schreckliche Wort. „Pussy.“
Ich fühlte mich schwach. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein vulgäres Wort ausgesprochen. Es war schmutzig und es fühlte sich nicht richtig an.
Connor sah aus als wollte er lachen. „Das zu sagen hat körperlich wehgetan, oder?“
Ich schwitzte ein bisschen. Ja. Verärgert schob ich das Buch höher und tat so, als ob ich das leise Gelächter von dem Männertisch nicht hörte.
Jungs waren blöd.
Ich wartete in der kleinen Teeküche, dass das Wasser im Kocher kochte. Ich öffnete eine Schranktür und holte den Kaffeebecher heraus, den Hell mir an der letzten Tankstelle gekauft hatte. Ich liebe meinen Job!, stand darauf geschrieben. Immer wenn ich ihn betrachtete, hatte ich den Drang zu lächeln. Ich lehnte mich gegen den Schrank und schob mir die Brille hoch, wobei ich versuchte, mich auf den Fernseher zu konzentrieren.
Connor saß auf dem Sofa, das Smartphone in der Hand. Was immer er machte, wurde auf den großen Fernsehbildschirm übertragen. Als er mich bemerkte, hob er das Kinn. „Was geht ab?“
„Nicht viel. Ich mache Tee.“
„Tee? Du stammst wirklich aus einem anderen Jahrhundert Emmy, oder?“ Er sah zum Fernseher hoch. „Wie alt bist du noch mal? Zweiundsiebzig? Dreiundsiebzig?“
Ich verdrehte die Augen, schüttete das Wasser in den Becher und wollte zu meiner Koje zurück, als Connor mich aufhielt.
„Wo willst du hin?“ Bei meinem erstaunten Gesichtsausdruck winkte er mich herbei. „Mir ist langweilig. Komm und sieh dir mit mir etwas an.“
Ich sah normalerweise nicht viel fern. Aber es gab eine Menge Filme, die ich noch nicht gesehen hatte, und die anderen Jungs waren gerade mit ihrem eigenen Kram beschäftigt, also …
„Okay.“
Ich stellte meinen Pfefferminztee ab und setzte mich ein Stück entfernt von ihm hin. „Was siehst du dir an?“
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Hab ich noch nicht entschieden. Gibt nicht viel Auswahl, Baby.“
In meinem Bauch tanzte es.
Als er über die so halbwegs bekannten Titel scrollte, fragte ich: „Was ist Sister Act?“
„Es geht um eine Sängerin, die Probleme mit der Mafia bekommt, sie geht in ein Kloster mit Nonnen. Sie bringt ihnen das Singen bei und sie werden alle Freunde und reiten zusammen in den Sonnenuntergang.“
Das klang nett. „Cool. Mach das an.“
Ich hätte wissen müssen, dass irgendwas nicht stimmte, als er kicherte.
„Dein Wunsch ist mir Befehl.“
Die Eröffnungssequenz zeigte zwei hübsche blonde Frauen, die sich unterhielten. Sie brauchten Geld, um Rechnungen zu bezahlen. Ich runzelte die Stirn. Ich hatte mir zwar etwas anderes vorgestellt, aber okay. In dem Film klingelte es an der Haustür und der Vermieter tauchte auf. Er war nicht nett. Es schien, als würde er die Frauen hinauswerfen, wenn sie nicht bezahlten. Als sie anfingen zu weinen, sagte er ihnen, dass er sich wünschte, sie würden sich etwas einfallen lassen. In dem Moment gingen die Frauen auf die Knie.
Ich sah zu Connor und wusste, dass ich verwirrt aussah. Er sah mich nur ermutigend an und ich sah wieder auf den Bildschirm. Die Frauen knöpften die Hose des Mannes auf und als seine riesige Erektion frei lag, schoss ich in die Höhe und warf ein Kissen auf Connor.
„Connor, das ist ein Porno!“, rief ich schrill.
Er warf den Kopf nach hinten und lachte laut.
Ich schüttelte den Kopf und wollte weggehen, doch er griff nach meiner Hand und zog mich zurück. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass es der falsche Sister Act Film ist. Es war ein Versehen, echt jetzt.“
Ich versuchte, nicht auf den Bildschirm zu sehen und sah ihn finster an. „Das ist gelogen.“
Er grinste. „Ein bisschen.“ Mit Daumen und Zeigefinger zeigte er eine kleine Lücke an, durch die er hindurchlinste. „Nur so viel.“
Fest stand, dass Connor es liebte, mich zu ärgern. Man konnte Stöhnen hören und ich wurde rot. „Schalte das aus.“
„Okay, ich mach ja schon.“ Er drückte einen Knopf und der Fernseher war still. „Meine Güte. Du benimmst dich, als hättest du noch nie Sex gehabt.“
„Ich … ich hatte schon einen … Sex.“ In meinem Gehirn war wohl ein Kurzschluss.
Er hob die Augenbrauen. „Du hattest einen Sex?“
„Ja.“ Oh mein Gott. „Oft.“
Warum, Emily, warum?
Connor biss sich auf die Zunge, in der Art wie ich es so gern an ihm mochte, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sprich nur weiter.“
„Nein.“ Ich stand schon wieder auf. Schnaubend schnappte ich mir meinen Tee und versteckte mich in meiner Koje, bis der Bus anhielt.