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2015

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Mein Lächeln wurde sanft, als ich mit Paul Anka mitsummend und dem Wischmopp in den Händen durch die Küche tanzte. Die Musik kam von einem Schallplattenspieler und das leichte Kratzen unter der Musik versetzte mich in eine andere Zeit.

Put Your Head on my Shoulder war einer meiner Lieblingssongs. Wir besaßen kein Radio. Meine Nanna sagte, dass sie von den Liedern der jetzigen Generation Kopfschmerzen bekam und dafür hatte ich Verständnis. Wenn ich im Einkaufszentrum gelegentlich etwas Neues hörte, verwirrte mich das. Meistens waren mir die Songs zu grell, zu aufdringlich und wollten einem weismachen, dass es romantisch sei, wenn man Frauen als Bitches bezeichnete. Also lief bei uns Paul Anka und das war für mich total in Ordnung. Die Lieder aus dieser Ära waren furchtbar romantisch und ich war ein großer Fan von Romantik, in jeglicher Form.

Der Wischmopp glitt über die Fliesen und ich schloss die Augen. Stellte mir vor, dass mir ein gut aussehender Mann hinterhereilte, nur um mir eine Blume zu überreichen und zu sagen, dass er mich hübsch fände. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlte, wenn man sich wirklich verliebte.

Das Telefon läutete schrill und ich machte einen Satz, als es mich aus meiner Tagträumerei riss. Ich sah auf die Uhr am Herd und schob mir die Brille auf der Nase wieder nach oben. Als ich sah, wie viel Uhr es war, verzog ich die Lippen. Es wurde langsam spät und Nanna hätte längst zurück sein müssen. Das Telefon klingelte immer noch und ich stellte den Mopp beiseite, wischte mir die Hände an der Jeans ab und unterdrückte das ungute Gefühl.

„Hallo?“

„Hallo, hier spricht Officer Susan Kelly vom Pasadena Police Department.“

Mein Herz setzte kurz aus. Im Hintergrund spielte immer noch Paul Anka. Ich hörte mir an, was sie zu sagen hatte, es aber war schwierig sie zu verstehen, da es in meinem Kopf anfing zu dröhnen.

„Sind Sie noch da?“

Ich räusperte mich und krächzte ein Ja.

Sie klang mitfühlend. „Sie müssten zu uns auf das Revier kommen.“

Paul Ankas Gesang verklang fast im Hintergrund. Ich konnte nur noch flüstern.

„Okay.“

„Hier ist es“, sagte ich. Das Auto hielt an und ich beeilte mich auszusteigen. „Danke, Jim. Es dauert nicht lange.“

Mein Herz raste von dem Augenblick an, in dem ich das Revier betrat. Ich sah mich um und wurde panisch, als ich meine Nanna nicht sofort sah. Mein Gesicht fühlte sich vor Sorge ganz heiß an und ich lief schneller, rannte fast zum Empfangsbereich. Nach einem heftigen Schlucken fragte ich verzweifelt: „Guten Tag, ich bin hier wegen Mrs. Aldrich, meiner Nanna.“

Die Dame hinter der Scheibe sah mich an. „Emily?“

„Ja, das bin ich.“

„Ich brauche einen Ausweis.“

„Selbstverständlich.“ Ich nahm den Rucksack ab und wühlte mit zittrigen Händen darin herum. Endlich fand ich meinen Studentenausweis und schob ihn durch die Öffnung in der Scheibe. Die Frau sah ihn sich an und öffnete die Seitentür, bevor sie ihn mir wieder zurückschob.

„Ich bin Officer Kelly. Wir haben miteinander telefoniert. Kommen Sie doch durch.“

Ich folgte ihrer Geste. „Wo ist sie? Geht es ihr gut?“ Meine Stimme klang unsicher.

„Sie ist hinten und abgesehen von einer kleinen Beule an der Schläfe geht es ihr gut.“ Bei meinem erschrockenen Gesichtsausdruck lächelte sie nett. „Ich habe sie untersuchen lassen. Es geht ihr wirklich gut. Sie ist einfach nur gestürzt.“

„Ich verstehe es immer noch nicht ganz. Wo sagten Sie, haben Sie sie aufgefunden?“

„Nördlich des Freeways.“

Wie bitte? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Das war keine gute Gegend. Außerdem war es weit entfernt von dem Ort, an dem sie hätte sein sollen.

Officer Kelly öffnete eine Tür und als ich meine Nanna endlich sah, durchfuhr mich Erleichterung. Ich eilte in den Raum, ließ den Rucksack fallen und kniete mich vor die kleine, zerbrechlich aussehende Frau.

„Wie geht es dir?“

Nanna verengte die Augen kurz bevor sie mich sanft anlächelte und abwinkte. „Mir geht’s gut.“ Sie blickte zu dem stämmigen Officer, der mit ihr am Tisch saß. „Officer Grant, das ist meine kleine June.“ Dann sah sie mich wieder an. „Sag schön guten Tag zu dem Officer, er war so freundlich, mir Gesellschaft zu leisten.“

„Nanna …“ June war der Name meiner Mutter. Meiner verstorbenen Mutter.

Okay. Was passierte hier? Ich ahnte Schlimmes und sah über die Schulter zu Officer Kelly. Sie sah so verwirrt aus, wie ich mich fühlte. Ich brauchte einen Moment, aber ich schaffte es, die Panik aus meinem Gesichtsausdruck zu verbannen, bevor ich aufstand und mich wieder an meine Großmutter wandte. Ich setzte ein Lächeln auf, das sicher nicht ganz ehrlich aussah, eher verzerrt. Es fühlte sich schwach und künstlich an.

„Nanna, ich spreche kurz mit Officer Kelly, ja?“

Die charmante Frau, die mich großgezogen hatte, sah mich mit einem sanften Lächeln an. „Alles klar, Liebes.“

Sie saß dort ganz still mit der Handtasche auf dem Schoß. Ich verließ den Raum. Officer Kelly folgte mir und schloss die Tür hinter sich. Ich lief kurz auf und ab und Officer Kelly gab mir einen Moment Zeit, spürte offensichtlich meinen inneren Aufruhr. Ich atmete schwer. Je mehr ich hin und her lief, desto unsteter wurden meine Bewegungen. Als die Alarmglocken in meinem Kopf immer lauter wurden, entwich mir ein kleiner Laut. Ich legte mir die Hand auf den Mund und lief weiter auf und ab. Doch dann fand ich die Kraft, stehenzubleiben und wisperte: „Da stimmt etwas nicht.“ In dem Moment, in dem mir die Worte über die Lippen kamen, spürte ich die Tränen in meinen Augen. „Da stimmt etwas ganz und gar nicht.“

Mir versagte die Stimme. Officer Kelly legte mir tröstend die Hand auf die Schulter, während ich die Hände vors Gesicht schlug und weinte. Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

Nach einem langen Gespräch mit Officer Kelly, übergab man mir meine Nanna. Ich bot ihr meinen Arm an und führte sie zum Auto, in dem Jim, unser Nachbar, geduldig auf uns wartete. Ich fühlte mich schrecklich.

„Es tut mir so leid, Jim. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so lange dauern würde.“

Jim lächelte. „Kein Problem, Em. Ich hatte heute nicht viel vor. Das war ein kleines Abenteuer für mich.“ Dann wendete er sich an Nanna. „Faye, meine Liebe. Wie ich sehe, hast du dich in Schwierigkeiten gebracht?“

Nanna sah Jim verwirrt an. „Ist das Bert?“ Dann strahlte sie. „Meine Güte, dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen.“

Jims Lächeln versiegte. Er betrachtete sie einen Moment, bevor wir einen Blick wechselten. Einen besorgten Blick. Jim war schon seit Ewigkeiten unser Nachbar. Er verstand sich mit Nanna sehr gut. Sie waren ungefähr im gleichen Alter. Beide liebten es, im Frühling die Gärten hübsch zu machen und neben der Freundschaft, die sie verband, vermutete ich, dass Jim heimlich in Nanna verliebt war. Ich hatte keine Ahnung, wer Bert war. Ganz ehrlich, ich vermutete, dass auch Nanna keine Ahnung hatte, wer Bert war.

Die Fahrt verlief zunächst in kompletter Stille. Plötzlich fragte meine Nanna leise: „Wo fahren wir denn hin, Emily?“

Ich drehte mich um und sah mit Erleichterung, dass sie wieder im Hier und Jetzt war. Als mir die totale Verwirrung auf ihrem Gesicht auffiel, brach es mir das Herz.

„Wir fahren nach Hause.“

„Oh“, murmelte sie und runzelte die Stirn. „Natürlich.“

Jim und ich tauschten noch mal den gleichen besorgten Blick aus.

Ja. Irgendwas war absolut nicht in Ordnung.

Clash

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