Читать книгу Clash - Belle Aurora - Страница 8
2018
Оглавление„Danke nochmal, Jim“, sagte ich und lächelte strahlend mit der Glühbirne in der Hand. Normalerweise war es keine große Sache, keine Ersatzbirnen parat zu haben, aber wenn man mit einer Demenzkranken zusammenlebte und Tag und Nacht das Licht brennen musste, schon. Wie immer rettete Jim den Tag.
„Kein Problem, Em.“
Er sah mir zu, wie ich wieder auf unser Grundstück zurückging, so wie er es immer tat. Ich winkte ihm von der Haustür noch einmal zu und ging hinein. Nanna fegte den Flur und ich lächelte. Sie mochte das Haus gern sauber.
„Das hätte ich doch machen können.“
Nanna wirbelte herum und stieß einen erschrockenen Laut aus. Bevor ich mich versah, zog sie mir fest mit dem Besenstiel eins über den Kopf. Der Schlag kam so unerwartet, dass ich mir auf die Zunge biss und Blut schmeckte. Mit weit aufgerissenen Augen und Furcht im Gesicht stand sie vor mir, hob erneut den Besen an, doch dieses Mal hob ich die Hände und trat zurück.
„Ich bin’s“, rief ich eindringlich. „Ich bin es!“
Schockiert kamen mir die Tränen. Jim musste mich gehört haben, denn er kam angerannt. Er hatte das Handy schon am Ohr und tippte den Notruf, während er mir mit dem anderen Arm half.
„Ja, einen Krankenwagen bitte zu 8634 Cedar.“
Meine Seele fühlte sich taub an, als ich durch den Flur sah. Ich hörte Paul Anka im Hintergrund singen. Meine Großmutter stand wie erstarrt da und sah mich an, als wäre ich ein Ungeheuer. Und mit diesem Blick änderte sich meine komplette Welt.
Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich nicht genäht werden musste, bis die Sanitäter einen Blick auf mich warfen. Es sah wirklich schlimmer aus, als es war. Nur eine winzig kleine Platzwunde direkt auf dem Scheitel. Unglücklicherweise, so erklärte es mir die Sanitäterin, bluteten Kopfwunden sehr, besonders wenn jemand panisch war und das Herz schnell schlug.
„Wir bringen Ihre Großmutter ins Glendale Memorial“, erklärte die Sanitäterin. „Die Geriatrie dort ist exzellent.“
War das so? Schön. Ich blieb sitzen. „Danke.“ Meine Stimme klang heiser.
Jim legte einen Arm um meine Schultern und ich lehnte mich an ihn, brauchte seinen Trost. Die Frau ging vor mir in die Knie und sah zu mir hoch.
„Bis jetzt haben Sie sich wirklich vorbildlich um sie gekümmert.“ Ihr Blick war sanft. „Aber sie braucht mehr, als Sie ihr geben können.“
Ja. Langsam sah ich es ein.
Der andere Sanitäter stellte sich in den Türrahmen und wie in Zeitlupe sah ich zu ihm, als er sagte: „Sie ist im Wagen. Sie können ihr jetzt auf Wiedersehen sagen gehen.“
Nein, das konnte ich nicht. Immer wieder sah ich den Blick auf ihrem Gesicht vor mir, als sie sich angstvoll von mir zurückzog. Immer und immer wieder. Er verfolgte mich regelrecht. So schnell wollte ich ihm nicht mehr begegnen. Es verging ein Moment und die Sanitäter tauschten einen Blick aus.
„Oder Sie können sie später noch besuchen. Besuchszeiten sind zwischen zehn und drei Uhr“, sagte die Frau.
Ich nickte langsam mit nicht fokussiertem Blick und wartete darauf, dass sie gingen. Als sie endlich aufbrachen, legte sich Ruhe über das kleine Haus, das ich so sehr liebte. Paul Anka sang Put Your Head On My Shoulder. Und genau das tat ich, ich legte meinen Kopf an Jims Schulter und er ließ mich weinen. Solange ich musste.