Читать книгу Tod in Amsterdam - Ben Kossek - Страница 7
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Vielleicht steckte es schon von Anfang an in ihm. Vielleicht war es auch nur eine besondere Fügung des Schicksals. Denn Heino Brandstetters besondere Aufmerksamkeit galt schon immer genau jenen Dingen, die andere gerne unter den Teppich kehrten. Dinge, die im Interesse einiger weniger Personen nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten, oder besser gesagt, die Dinge, die sich am treffendsten mit den Worten Skandal, Affäre oder Korruption umschreiben ließen. Sein Job brachte es nun einmal mit sich, dass er nach genau solchen Dingen auf der Suche war, und dies mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit. Diese Dinge zogen ihn geradezu magisch an und ließen ihn nicht eher wieder zur Ruhe kommen, bis es ihm endlich gelungen war, sie aufzuspüren, zu enträtseln und sie dann ans grelle Tageslicht zu bringen. Und dies tat er mit einer unermüdlichen Leidenschaft und Besessenheit, wie es wohl nur ein Investigativ-Journalist vollbrachte. Er war einer jener wackeren Aufklärer, die sich ständig und mit einem bewundernswerten Eifer auf die Suche nach ihrem „Watergate“ machten, um es dann eines Tages gnadenlos aufzudecken und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und darin war er wirklich gut!
Schon als kleiner Junge hatte er allen nur denkbaren „Unregelmäßigkeiten“ den Kampf angesagt, etwa, wenn ein Nachbar sein Altöl nicht vorschriftsmäßig entsorgte oder sich seiner abgefahrenen Autoreifen der Einfachheit halber kurzerhand im nahegelegenen Wald entledigte. Dann war er stets mit seiner kleinen Kamera zur Stelle, die er als Überraschung zum siebten Geburtstag von seinem Vater geschenkt bekommen hatte. Seinen größten Coup landete er schließlich, als er im zarten Alter von zehn Jahren herausfand, dass einer der größeren Jungs in der Straße das nagelneue Fahrrad seines besten Freundes Jannes Seewald vom Schulhof gestohlen und verhökert hatte, um danach den Erlös in Zigaretten zu investieren, die er anschließend in der Manier eines Drogendealers gewinnbringend auf dem Schulhof verkaufte.
Brandstetters Beliebtheitsgrad in der Schule war dies zwar in keiner Weise dienlich, und auch sonst machte er sich mit seinen Schnüffeleien unter seinen Mitschülern keine Freunde, aber es verschaffte ihm jedes Mal dieses ganz besondere Gefühl von Zufriedenheit und Stolz, das man immer dann verspürte, wenn man der Gerechtigkeit und Wahrheit Genüge getan hatte. Und genau das war seine Berufung – der Gerechtigkeit und Wahrheit Genüge tun. Es widerstrebte ihm, wegzusehen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, als würde ihn das alles nichts angehen. Er stand nun einmal dafür, die Dinge wieder geradezurücken, auch wenn ihn niemand darum gebeten hatte. Und nur zu gerne ließ sich schon der junge Heino Brandstetter von diesem Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes tragen!
Wäre es nach dem Willen seines ehrgeizigen Vaters gegangen, hätte er nach dem hervorragenden Abitur natürlich ein Jurastudium absolviert, um einer guten alten Familientradition Folge zu leisten. Er konnte sich nicht erinnern, dass irgendjemand aus seiner Familie nicht Jura studiert hätte. Allen voran sein Vater, zu dessen größter Befriedigung es gehörte, die alteingesessene Kanzlei seines Großvaters zu übernehmen und diese mit beachtlichem Erfolg fortzuführen. Doch allen Planungen und Bemühungen des Vaters zum Trotz schien der Werdegang des Sohnes schon sehr früh eine völlig andere Richtung einzuschlagen.
Nach einem äußerst erfolgreich verlaufenen Journalismus-Studium in Leipzig, welches beide Elternteile trotz aller Zielstrebigkeit des Sohnes mit einer ausgesprochenen Skepsis begleiteten, arbeitete Heino Brandstetter die ersten vier Jahre danach als Polizeireporter bei der „Berliner Morgenpost“.
Erst viele Jahre später begann er seine Laufbahn als investigativer Journalist für verschiedene Zeitungen und Magazine, darunter die „WELT“, und dabei hatte er mit Neugier und Sensibilität jenen ganz besonderen Spürsinn entwickelt, der ihm letztendlich zu dem Ruf verhalf, einer der Besten seiner Branche zu sein. Seit geraumer Zeit arbeitete er nun schon als freier Journalist und hatte sich mit mehreren aufsehenerregenden Enthüllungsstorys, seinen vielbeachteten Büchern und Artikeln über die Jahre hinweg einen ausgezeichneten Ruf unter den Kennern der schreibenden Zunft erarbeitet.
Seine Spezialität, und das machte seinen Erfolg in erster Linie aus, war das gezielte Aufspüren von sogenannten „Whistleblowern“, Informanten also, die über ein wertvolles Insiderwissen verfügten und ihr Tätigkeitsfeld nahe bei den Zielobjekten oder Zielpersonen hatten. Auf diesem Gebiet hatte er eine Art siebten Sinn entwickelt, und so kam er immer wieder an wichtige Informationen, die er dann mit der ihm eigenen Akribie wie einzelne Puzzleteile geduldig zu einem Ganzen zusammensetzte.
Die Gefahren, die sich unweigerlich mit dieser besonderen Art des Journalismus verbanden, ignorierte er so gut es ging, was jedoch nicht bedeutete, dass er ein unvorsichtiger Mensch war. Aber es lag einfach in seiner Natur, dass er ein gutes Stück mehr ins Risiko ging als die meisten seiner Mitstreiter. Und genau das machte in vielen Fällen den Unterschied!
Und so war es keine besondere Überraschung, dass auch der aktuelle Fall, den er gerade recherchierte und bearbeitete, nicht ganz ungefährlich war. Ein bekannter, im Ruhrgebiet ansässiger Pharma-Konzern hatte vor etwa zwei Jahren ein neues Medikament auf den Markt gebracht, welches, wie sich kürzlich herausstellte, unter Verwendung von giftigen synthetischen Substanzen aus China hergestellt wurde. Der Gerinnungshemmer, der insbesondere bei Herzoperationen oder Thrombosegefahr zum Einsatz kam, verursachte bei einigen Patienten bisweilen starke allergische Reaktionen. Heino Brandstetter trug sich mit dem Gedanken, über dieses Thema ein neues Buch zu schreiben und hatte sich heute aus diesem Grund mit seinem Verleger getroffen, um gemeinsam mit ihm die nächsten Schritte zu besprechen. Dr. Klaus-Jürgen Wiegand vom Rhein-Verlag in Köln, der bislang die meisten Bücher Brandstetters veröffentlicht hatte, in erster Linie die aus der erfolgreichen neueren Generation, war sofort begeistert. Obwohl die Arbeit an diesem Projekt noch ziemlich am Anfang stand und die Recherche-Phase gerade erst begonnen hatte, kannte Wiegand den Journalisten Brandstetter seit vielen Jahren und unterstützte dessen Projekte nahezu vorbehaltlos.
Als Heino Brandstetter am späten Abend des 22. März seine kleine Wohnung in Köln-Wahnheide betrat, war es bereits kurz nach 23 Uhr. Es hatte den ganzen Abend geregnet und er hatte sich beeilt, nach Hause zu kommen. Er erwartete noch einen wichtigen Anruf von Elsa Groninger, seiner Mitarbeiterin, weshalb sein erster Blick dem altmodischen Anrufbeantworter neben dem Telefon im Flur galt.
Elsa unterstützte seine Arbeit seit nunmehr zwei Jahren und war eine trickreiche Meisterin der Online-Recherche, um die Bezeichnung Hackerin zu vermeiden. Und sie war mindestens genauso hungrig wie er, weshalb sie sich nahezu perfekt ergänzten.
Elsa studierte Wirtschaftswissenschaften, war intelligent und außerdem verstand sie es hervorragend, Informanten mit ihrer charmanten, gewinnenden Art zum Reden zu bringen. Auf diesem Gebiet hatte sie Brandstetter einiges voraus, denn etwas wie Charme gehörte ohne Zweifel nicht zu seinen hervorstechenden Eigenschaften. Heino Brandstetter mochte Elsa Groninger aber vor allen Dingen als Mensch. Sie hatte das Herz am rechten Fleck und war stets mit ganzem Engagement und viel Kreativität bereit, für „die gerechte Sache“ einzutreten. Das hatte ihm von Anfang an imponiert, und in diesem Punkt waren sie sich wiederum sehr ähnlich.
Natürlich hätte zwischen ihnen auch weit mehr als nur dieses Verhältnis guter Zusammenarbeit entstehen können, doch war es irgendwie nie dazu gekommen. Vielleicht hatten sie den richtigen Zeitpunkt hierfür irgendwie verpasst. Und nun schien es für so etwas einfach zu spät. Die Gefühle, die er ihr entgegenbrachte, waren mehr die eines sorgenvollen väterlichen Freundes als die eines Liebhabers.
Der Anrufbeantworter auf der Kommode im Flur blinkte, was darauf schließen ließ, dass Elsa Groninger wohl schon angerufen hatte. Im Vorbeigehen drückte er auf die Wiedergabetaste und begab sich auf direktem Weg in die Küche, um die Kaffeemaschine in Gang zu setzen – stets seine erste Handlung, wenn er nach Hause kam. Er hatte kein Problem damit, spät abends noch Kaffee zu trinken. Jedenfalls redete er sich das ein. Wahrscheinlich würde es mal wieder wie so oft eine lange Nacht werden, und Kaffee half ihm immer, wenn er noch zu arbeiten hatte. Und außerdem liebte er es, des nachts zu arbeiten, weil er dann die nötige Ruhe hatte und ihn niemand störte.
Noch während er den Wassertank der Maschine auffüllte und ein Kaffeepad einlegte, lauschte er mit einem Ohr der Bandansage im Flur. Wahrscheinlich hatte Elsa wichtige Neuigkeiten. Sie sollte den Kontakt zu einem Insider des Pharmakonzerns herstellen, der über äußerst brisante Informationen verfügte. Doch plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. Es war nicht Elsa Groninger, die ihm eine Nachricht auf den Anrufbeantworter hinterlassen hatte! Stattdessen hörte er eine ihm nicht bekannte männliche Stimme.
„Heino Brandstetter? Bitte hören Sie mir gut zu: Wenn Sie Interesse an Informationen haben, die für reichlich Wirbel in diesem Land sorgen werden, kommen Sie morgen Abend um 22 Uhr zum Parkplatz Helenenwallstraße unter der Severinsbrücke in Deutz. Ich hoffe, ich habe mich nicht in Ihnen getäuscht! Seien Sie unbedingt pünktlich. Ich kann es mir nicht leisten, auf Sie zu warten.“
Überrascht wandte er sich halb um und starrte auf den Anrufbeantworter auf der Kommode. Die Stimme des Anrufers kam ihm in keiner Weise bekannt vor, es konnte demnach niemand sein, mit dem er im aktuellen oder vielleicht in einem früheren Fall zu tun hatte. Aber wer war der unbekannte Anrufer und von welchen Informationen sprach er? Nachdem er etwas irritiert die Kaffeemaschine eingeschaltet hatte, ging er zurück in den Flur und drückte auf Wiederholung. Er lauschte mit voller Aufmerksamkeit der Ansage auf dem Band. Die Stimme klang leicht nervös, aber doch bestimmt und klar. Im Hintergrund konnte man leise Musik und entferntes Stimmengemurmel hören, als würde sich eine größere Ansammlung Menschen miteinander unterhalten. Dies ließ darauf schließen, dass der geheimnisvolle Anrufer von einem öffentlichen Anschluss aus telefoniert hatte. Wahrscheinlich rief er aus einer Hotellobby, einem Restaurant oder einer Bar an. Außerdem musste er wohl ziemlich in Eile gewesen sein, denn kaum hatte er seine mysteriöse Nachricht hinterlassen, wurde die Verbindung jäh unterbrochen.
Heino Brandstetter ahnte in diesem Moment noch nicht, welche Folgen dieser unerwartete Anruf für ihn mit sich bringen würde. Wie sollte er auch. Informationen, die für reichlich Wirbel in diesem Land sorgen werden! Was in aller Welt hatte das zu bedeuten?
Er ging zurück in die Küche, nahm die Tasse von der Kaffeemaschine und überlegte, ob er Elsa anrufen sollte. Sie hatte sich bisher noch nicht gemeldet. Aber vielleicht war sie gerade auf dem Heimweg. Mit der freien Hand angelte er sein Handy aus der Jackentasche und wählte ihre Nummer, während er nachdenklich den ersten Schluck seines schwarzen Kaffees schlürfte. Es hatte bereits mehrmals geklingelt, bevor sich am anderen Ende Elsas Stimme meldete.
„Hallo Heino, bist du schon zu Hause?“ Sie klang etwas müde und gleichzeitig aufgedreht.
„Ja, ich bin vor etwa zehn Minuten gekommen. Wo bist du gerade, Elsa?“
„Noch in Düsseldorf. Wird heute leider spät werden, aber ich habe eine kleine Überraschung für dich: Bender spielt jetzt doch mit. Er ist bereit, auszupacken und bittet dich um ein Treffen. Offenbar plagt ihn nun doch sein Gewissen. Die einzige Bedingung, die er stellt: Wir sollen seine Frau und die Kinder außen vorlassen. Die Familie soll so wenig wie möglich mit der Sache konfrontiert werden.“
„Gut. Wir müssen sehen, dass wir das irgendwie einrichten können. Ich kann verstehen, weshalb er da vorsichtig ist. Aber das ist wirklich eine phantastische Nachricht, Elsa. Gut gemacht! Denn du weißt selbst, ohne seine Hilfe wäre es für uns wirklich schwierig geworden. Er sitzt eben mal genau an der richtigen Stelle. Hoffentlich springt er nicht wieder ab.“
Brandstetter musste daran denken, dass Ulf Bender schon einmal versprochen hatte, sich mit ihm zu treffen, um ihm Informationen zukommen zu lassen, hatte dann aber unerwartet wieder einen Rückzieher gemacht. Leider kam das nicht selten vor. Informanten bekamen des Öfteren im letzten Moment aus Angst vor Repressalien kalte Füße. Doch Elsa schickte sich sofort an, ihn zu beruhigen.
„Das glaube ich dieses Mal nicht.“ Sie klang sehr überzeugt.
„Und weshalb bist du dir da so sicher? Woher kommt bei ihm der plötzliche Sinneswandel? Beim letzten Mal hatte er noch erhebliche Bedenken.“
„Die Situation hat sich für Ulf Bender wohl grundlegend geändert. Man will ihn offensichtlich loswerden, und das mit äußerst fadenscheinigen Argumenten. Scheinbar traut man ihm nicht mehr so recht über den Weg und zweifelt an seiner Loyalität. Einige in der Chefetage von Ruhr-Pharma sehen in ihm ein großes Risiko. Er meint, man habe ihm schon eine beträchtliche Summe angeboten, will ihn aber im Gegenzug zum Schweigen verdonnern. Ulf Bender ist jedoch nicht der Typ, der sich einfach mal zum Schweigen bringen lässt. Auch nicht für Geld.“
„Gut, ich rufe ihn gleich Morgen an. Schicke mir mal per SMS seine Nummer rüber.“
„Alles klar. Und was ist mit dir, Heino? Du klingst irgendwie abwesend.“ Er registrierte sofort den leicht besorgten Unterton in ihrer Stimme.
„Hast du einen Moment, Elsa? Ich habe hier was, das musst du dir unbedingt mal anhören.“
„Ja, klar.“
„Warte kurz.“ Heino Brandstetter ging zurück in den Flur, immer noch die Tasse Kaffee in der Hand, die er nun neben dem Telefon abstellte. Er drückte noch einmal die Wiedergabetaste des Anrufbeantworters und hielt sein Handy nahe genug an den Lautsprecher des Geräts, damit Elsa gut mithören konnte. Während er die Nachricht nun schon zum dritten Mal abspielte, versuchte er, vielleicht doch noch etwas Neues herauszufiltern, etwas, das er vielleicht bisher nicht beachtet oder einfach überhört hatte. Irgendein Geräusch oder ein Hinweis. Aber Fehlanzeige. Nachdem die Ansage geendet hatte, fragte er in die Stille am anderen Ende der Leitung:
„Und? Alles verstanden? Was hältst du davon? Die Nachricht war auf dem Anrufbeantworter, als ich nach Hause kam.“
Am anderen Ende der Leitung war Elsa Groninger merkwürdig still, was ihn etwas irritierte. Dann, nach einer Weile, hörte er, wie sie sagte: „Hm. Klingt mir irgendwie seltsam. Kommt dir die Stimme bekannt vor?“
„Nein, absolut unbekannt.“
„Mal ehrlich, Heino. Ich habe kein gutes Bauchgefühl dabei.“
„Dachte ich mir schon.“
„Was wirst du tun? Willst du ihn treffen?“
„Ich denke schon. Du kennst mich doch, Elsa, ich bin von Natur aus neugierig. Und gib es doch zu, du an meiner Stelle würdest es ebenfalls tun, oder etwa nicht? Wer weiß, was am Ende dabei herauskommt. Klingt jedenfalls nach einer größeren Sache, und wenn nicht, kann ich immer noch ablehnen.“ Brandstetter wusste in dem Moment, als er es aussprach, dass dies nicht der Fall sein würde. Er wollte Elsa nur beruhigen, und ihm war klar, dass sie genau das spürte. Aber man lehnte nicht ab, wenn man eine heiße Story angeboten bekam. Und das hier klang nach einer verdammt heißen Story!
„Irgendwie gefällt mir seine Stimmlage nicht. Es klingt fast, als wolle er dich unter Druck setzen und dir gar keine andere Wahl lassen.“ Elsa schien gar nicht begeistert.
„Komm schon, Elsa, was soll denn passieren? Treffen dieser Art sind unsere Chance, an wirklich gute Informationen zu kommen. Ich schaue mir den Typen mal an. Aber wenn wir solche Gelegenheiten nicht nutzen, sind wir in diesem Job am falschen Platz.“
„Ich weiß. Vielleicht hast du ja Recht. Wie gesagt, es war nur so ein Bauchgefühl. Aber sei vorsichtig und rufe mich danach unbedingt an. Ich bin morgen den ganzen Tag bei mir zu Hause und bereite mich auf die kommende Klausur vor. Meine letzte, und die wird nicht gerade leicht.“
„Alles klar, dann bis morgen Abend. Schlaf gut.“
Nachdem Brandstetter aufgelegt hatte, dachte er nach. Elsas Zweifel ließen ihn insgeheim nun doch etwas unruhig werden. Er kannte sie einfach zu gut und er wusste, dass sie ein äußerst feines Gespür für derart merkwürdige Situationen hatte. Und sie hatte oft schon im Vorfeld ein untrügliches Gefühl, wenn etwas nicht ganz „koscher“ war. Er nahm sich fest vor, morgen Abend beim Treffen mit dem unbekannten Anrufer besondere Vorsicht walten zu lassen.
Er ging hinüber ins Wohnzimmer zu seinem Schreibtisch und holte einige Unterlagen und seinen Laptop aus der Tasche. Der ersten Tasse Kaffee folgte eine zweite und danach eine dritte. Er sah sich noch einmal die Notizen an, die er heute im Gespräch mit seinem Verleger zu Papier gebracht hatte. Dann sichtete er auf seinem Laptop die Dateien im Ordner „Ruhr-Pharma.“ Hier hatte er alle bisher zu diesem Thema gesammelten Informationen abgelegt. Er hatte umfangreiche Recherchen im Netz zum Konzern und seinen Geschäftsverbindungen nach China und Indien angestellt. Zwar arbeitete er recht zügig, doch Elsas Bedenken hingen ihm an diesem Abend wie ein unheilvoller, düsterer Nebel im Kopf. Vergebens versuchte er, die Gedanken daran beiseite zu schieben und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er durfte sich jetzt nicht zu sehr damit beschäftigen! Gegen vier Uhr morgens beschloss er endlich, den Laptop herunterzufahren und zu Bett zu gehen. Er wollte sich wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf gönnen, bevor es am Morgen weiterging.