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Voraussetzungen für die Einführung von KoKoDe

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Welche Voraussetzungen sind notwendig, um Kooperationsgremien zur Demokratiebildung im kommunalen Sozialraum einzurichten und zu vernetzen? Zunächst einmal muss es eine aktive Kerngruppe von mindestens zwei Fachkräften einer Einrichtung oder eines Trägers geben, die KoKoDe betreiben wollen, die für den Arbeitsansatz brennen, also hoch motiviert sind, ihn zu realisieren. Diese Mitarbeiter*innen im Kern des Projekts müssen verstanden und erprobt haben, worum es bei GEBe geht; das heißt, sie müssen in der Lage sein, in ihrer eigenen Einrichtung bei den lebensweltlichen Themen der Kids anzusetzen und deren demokratische Mitgestaltung des Lebens und Arbeitens in der Einrichtung zu ermöglichen. Es müssen also gewisse Vorerfahrungen mit GEBe oder mit der Umsetzung einer Subjekt- und Partizipationsorientierung vorhanden sein.

Ein solches Kernteam muss dann planen und entscheiden, wie es welche anderen Organisationen und Fachkräfte vor Ort in KoKoDe einbeziehen will. Dazu braucht man zunächst einen Überblick über die grundsätzlich vorhandenen anderen Einrichtungen im Einzugsgebiet und eine Bewertung der bisher bestehenden Beziehungen, Vernetzungen und Kooperationen. Auch dazu erstellt man eine Netzwerkkarten-Grafik. Anhand eines solchen bewertenden Überblicks über die Netzwerke der Jugendhilfeorganisationen kann man entscheiden, wen man auf welche Weise einbeziehen möchte. Dabei ist empfehlenswert, eher klein und qualifiziert zu beginnen, also nicht das gesamte Spektrum abzubilden, sondern die Organisationen einzubeziehen, mit denen es bereits positive Kontakte und Erfahrungen gibt oder die räumlich so nahe liegen, dass sie einbezogen werden müssen. Zu Beginn unseres Modellprojekts mit dem Nachbarschaftsheim Schöneberg ging es darum, dass Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen dieses Trägers, die teils in Sichtweite liegen, als Erstes sich vernetzten und kooperierten. Obwohl sie sich räumlich so nah waren, hatten sie sich vorher nur bei großen Sitzungen oder Konferenzen des gemeinsamen Trägers gesehen und nicht über die Grenzen der Handlungsfelder hinweg zusammengearbeitet, schon gar nicht zur Förderung kommunalen demokratischen Engagements der eigenen Adressat*innen.

Wenn klar ist, wen man beteiligen will, müssen diese Fachkräfte und Einrichtungen für das Projekt gewonnen werden. Das scheint am besten zu gelingen, wenn man bereits über erfolgreiche Demokratiebildung mithilfe der GEBe-Methode aus der eigenen Einrichtung berichten kann und auch Beispiele für Möglichkeiten demokratischer Partizipation in den Handlungsfeldern der angepeilten Partnerorganisationen hat. Zudem sind Rahmenbedingungen zu klären wie Zeitbedarfe, Zeitrhythmen, Räume und Personalressourcen. Für das Kernteam selbst und für die anderen zu Beteiligenden muss klar sein, welche Zeit allein die Kooperation der Fachkräfte in Anspruch nimmt und was daraus auch an Aufwand für mögliche Projekte folgen könnte. Das heißt, man muss auch eine Diskussion darüber führen, ob die Beteiligten Arbeitsansätze wie KoKoDe für fachlich so zentral halten, dass sie dafür Ressourcen einbringen wollen. Das Projekt muss also von Leitungen und Trägern aktiv gefördert werden.

Die Ressourcenfrage muss auch im Kernteam selbst geklärt werden: Man muss also wissen, wer wie viel Zeit in die Koordination der Kooperation, die methodische Vorbereitung und Projektumsetzung investieren kann. Das bedeutet auch, dass man mit dem eigenen Träger eine solche fachliche Schwerpunktsetzung vereinbaren und hinsichtlich der Ressourcen umsetzbar machen muss. Das Kernteam muss unter sich, aber auch in Kooperation mit den anderen Netzwerkpartnern Aufgaben und Rollen der gemeinsamen Arbeit klären. Es wird zunächst Aufgabe dieses Teams sein, Kooperationstreffen der Fachkräfte methodisch anzuleiten und Diskussionen sowie Entscheidungen zu moderieren.

Es empfiehlt sich nicht nur, mit einigen engagementbereiten Fachkräften und Einrichtungen zu beginnen, sondern auch möglichst bald zu den Themen der Kinder und Jugendlichen inhaltlich zu arbeiten. Die KoKoDe-Methoden müssen in der Praxis erprobt werden. Erst dann ist zu erkennen, was wie funktioniert oder auch nicht. Über gemeinsame konkrete Erfahrungen mit der Förderung von – auch noch so kleinen oder zunächst als unbedeutend erscheinenden – Projekten der Demokratiebildung von ausgewählten Kindern und Jugendlichen wird die tatsächliche Kooperation gestärkt sowie das gemeinsame Lernen. Lange Theoriediskussionen zu Beginn – „Wir müssen erst mal ein gemeinsames Demokratieverständnis erarbeiten“ – sind eher hinderlich, obwohl es ohne ein gewisses gemeinsames Grundverständnis auch nicht gehen wird.

Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern – Band 3

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