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13 – Bad News –

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Es ist Bad News, der an die Haustür der Gefängnisfarm klopft. Er denkt, sein brauner Anzug lässt ihn seriöser aussehen als Warrington, auch wenn dieser ein Bankiersgesicht hat. Auch bei den Olivers hat er seine Sache gar nicht schlecht gemacht, findet er. Sogar der Autounfall hat sich als Segen erwiesen. Jetzt sind sie dabei, sich ein paar richtige Waffen und ein neues Auto zu besorgen. Alles, was sie brauchen.

Bad News denkt an all sein Glück, und während er darauf wartet, dass jemand auf sein Klopfen antwortet, fängt er wieder an, die Melodie von vorhin zu pfeifen. Von den Doors gibt es nichts, was er nicht mag. Du setzt dein Vertrauen auf das Universum, und wirst nie enttäuscht werden. Bad News kann immer noch nicht verstehen, warum Mopar sich entschieden hat, bei Alice und Murray zu bleiben. Ganz zu schweigen von diesem dummen Nigger Howard. Dieser Affenficker ist eh ein halber Bulle, so gerne wie er Befehle gibt.

Es ist eine alte Frau, die an die Tür kommt und sich die Hände an ihrer Schürze abtrocknet. Sie ist dick, vom Hals bis zu den Knöcheln, hat strähniges Haar und ein Gesicht, vor dem man Reißaus nimmt. »Ja?«

»Hallo, Ma’am«, sagt Bad News. »Ist Inspektor Bowman da?«

»Er ist draußen auf der Farm und kümmert sich darum, dass alles für den Schneesturm gesichert ist.«

»Sind Sie seine Frau?«

»Ich bin Mrs. Bowman.«

»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir hereinkommen und drinnen auf ihn warten?«

»Worum geht es?«

»Gefängnisangelegenheiten.«

»Ich hab Sie noch nie gesehen.«

Bad News seufzt und zieht den .38er aus dem Hosenbund. Mit Frauen und mit Niggern hat man es nicht leicht. »Rein.«

Sie weicht zurück, und Bad News und Warrington drängen in den Salon.

»Sie haben das Radio wohl nicht angehabt?«, sagt Bad News.

»Da kam noch nie etwas, was für mich von Nutzen gewesen wäre«, sagt sie.

»Die Leute reden immer solchen Blödsinn. Verdammte Idioten. Wäre es für Sie jetzt etwa nicht von Vorteil, wenn Sie gewusst hätten, dass wir kommen? Wo sind die Waffen?«

»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich setze?«

»Die Waffen.«

Sie setzt sich in einen Sessel neben einem kleinen künstlichen Weihnachtsbaum mit Lichterkette. Die Art Baum, die Leute ohne Kinder haben. »Danke«, sagt sie, und wedelt mit der Hand. »Durch die Küche in die Schmutzschleuse. Wir haben sie dort griffbereit für so etwas wie jetzt.«

»Pass auf, dass sie nicht aufsteht«, sagt Bad News zu Warrington. Gerne möchte er etwas über die Sinnlosigkeit sagen, Waffen griffbereit zu haben, wenn man nicht auf das Radio achtet, aber er ist sich nicht mehr sicher, mit wem er darüber streiten sollte. Er geht durch die Küche in die Schmutzschleuse.

Drei .30-30er Winchester-Repetierer in einem Wandgestell, darunter Schachteln mit Munition auf einer Leiste. »Mist«, sagt Bad News. Er hat auf etwas mit mehr Schmackes gehofft. Auf eine Thompson M1A1 Maschinenpistole zum Beispiel. Aber er greift sich dennoch zwei der Gewehre und so viel Munition, wie er tragen kann, und geht zurück ins Wohnzimmer.

Warrington sitzt auf dem Sofa und schnattert mit der alten Frau. Beide hören sie auf, als Bad News ins Zimmer kommt. Er gibt Warrington ein Gewehr und lässt die Munition auf den Couchtisch fallen. »Lad es, und steck dir so viel in die Taschen, wie du tragen kannst«, sagt er.

»Die Nationalgarde wird sicher gleich hier sein«, sagt Mrs. Bowman. »Mit denen legt ihr euch besser nicht an.«

»Wie viele Autos gibt es?«, sagt Bad News.

»Zwei.«

»Welches hat den volleren Tank?«

Sie denkt einen Moment nach. »Der Ford. Wir sind diesen Morgen damit in der Stadt gewesen und haben vollgetankt.«

»Geben Sie mir die Schlüssel, und ich lasse Sie in Ruhe«, sagt Bad News.

»Die Schlüssel.« Sie steht auf und geht zur Haustür, zu einem kleinen Tisch. »Schlüssel, Schlüssel, Schlüssel.« Sie geht in die Küche und streift Anrichte und Tisch mit einem Blick. »Oh«, sagt sie. »Sie waren in seinem Mantel, in dem, den er in der Stadt angehabt hat. Er hat seine Arbeitsjacke angezogen, als er zurückgekommen ist.«

»Ich brauch nicht eure verdammte Lebensgeschichte«, sagt Bad News. »Nur die Schlüssel.«

»Ja, ja«, sagt sie. »Ich versuche nur, mich zu erinnern, junger Mann. Geben Sie mir einen Moment.« Sie legt die Finger auf die Lippen. »Oben. Er hat sich ganz umgezogen.« Sie führt sie an die Treppe. »Er hat wahrscheinlich alles aufs Bett geschleudert. Männer, Sie wissen schon.«

Bad News macht sich nicht die Mühe einer Antwort, nur in seinem Kopf. Sie lautet, dass er ihr am liebsten in ihr Maul schießen würde.

»Verflixt und zugenäht«, sagt sie im Schlafzimmer. Es ist ein großes Bett mit Holzrahmen, aber kein Mantel liegt darauf. Wieder legt sie sich die Finger an die Lippen. »Der Schrank«, sagt sie. »Sie werden im Schrank sein. Er muss den Mantel aufgehängt haben. Ist das möglich?«

Bad News ist es absolut egal. Er sieht ihr zu, wie sie den Schrank öffnet.

Und dann, wie sich ihre Schultern senken, als sie nach rechts taucht.

Bad News schiebt Warrington zur Seite. Mit einem M1 Gewehr in der Hand dreht die alte Frau sich um und feuert. Knapp an Warrington vorbei. Bad News hechtet sie an.

Sie sieht aus, als ob sie ihn erschießen will, aber sie kann nicht auf ihn zielen. Sie fuchtelt nur herum.

Bad News greift den heißen Gewehrlauf. Seine Hand wirft Blasen, die Haut schält sich. Er haut ihr voll auf die Nase, bricht sie ihr. Reißt ihr das Gewehr so heftig aus der Hand, dass sie umfällt. Er kniet sich auf sie, schlägt immer noch auf sie ein. Hat seinen Gürtel schon halb offen, als Warrington ihn wegzieht. Er schüttelt ihn ab und geht wieder auf die Frau los. Schlägt ihr den Gürtel ins Gesicht, bis das Blut an die Wände spritzt.

»Hör auf«, sagt Warrington. »Das reicht.«

Und dann ist da noch etwas.

Eine Männerstimme, die ins Haus hineinruft. Worte wie aus einem Drehbuch. »Hier spricht Inspektor Bowman. Wir haben das Haus umstellt. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus und niemand geschieht etwas.«

Nach einer Pause kommt der nächste Abschnitt aus dem Skript dran. »Und wenn Sie meiner Frau nur ein Haar krümmen, schieße ich Ihnen in den Bauch und verfüttere Sie dann an meine Schweine.«

Die Frau macht etwas mit ihrem Gesicht, was vermutlich ein Lächeln sein soll. Mit all dem Blut und der geplatzten Haut ist das schwer zu sagen.

»Gibt es etwas, was du sagen willst, du Schnalle?«, schnarrt Bad News zu ihr hinunter. »Sollen wir wetten, dass du das verfickte Radio das nächste Mal anmachst?«

Flucht

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