Читать книгу Systemisches Coaching - Bernd Schmid - Страница 63
4.3.1 Typische Verwechslungen und Positionen im Dilemmazirkel
ОглавлениеBei Zwickmühlen-Verhalten und -Erleben können unabhängig vom Inhalt des zu lösenden Problems vier typische Verwechslungen beobachtet werden:
1. Der Versuch, sich dem Leiden einer Zwickmühle zu entziehen, wird verwechselt mit dem Leugnen (Abwertung der Existenz oder Bedeutung) des Dilemmas, wodurch das zugrundeliegende Anliegen ebenfalls abgewertet wird.
2. Aktives Klären und Handeln wird mit Kämpfen und Strampeln verwechselt. Das Zu-einem-Anliegen-Stehen, ohne eine Lösung zu haben (Konflikttoleranz), wird mit verrissenem Durchhalten verwechselt.
3. Loslassen, um sich zu entspannen und Erholung zu ermöglichen, wird mit Aufgeben und Resignieren verwechselt.
4. Verzweiflung spüren wird verwechselt mit sich einem Dilemma hilflos ausliefern.
Der Klient wechselt zwischen vier Positionen des Dilemmazirkels: 1. Kämpfen (sich abstrampeln), 2. Resignieren (Aufgeben), 3. Verzweifeln (Panik) und 4. Leugnen (sich ablenken). Durch Kämpfen und Ausharren fühlt sich der Klient erschöpft und braucht Erholung, ohne die Zwickmühle gelöst zu haben. Da Loslassen und Entspannen aber Aufgeben bedeutet, löst dies Verzweiflung aus. Um die Verzweiflung zu vermeiden, kann das Dilemma geleugnet werden, wodurch zeitweise Erholung möglich wird. Je wichtiger das zugrunde liegende Anliegen jedoch ist, umso schwieriger wird die Verleugnung, so dass Erholung nur begrenzt möglich ist. Bleibt die Zwickmühle bewusst oder wird sie es nach einer Leugnungsphase wieder, wird die alte Verzweiflung spürbar. Um dies zu verhindern, nimmt der Klient seinen Kampf wieder auf. Er bleibt im Dilemmazirkel: Kämpfen – Resignieren – Verzweifeln – Leugnen.
Einem hilfreichen Aufgeben der bisherigen Lösungsversuche steht im Wege, dass damit das Aufgeben des Anliegens verwechselt wird. Oft ist ein Bestandteil des Bezugsrahmens, dass eine Lösung heute mit einem phantasierten Verlust im kindlichen Bezugsrahmen kollidiert. Diesen Verlust, der objektiv längst entstanden, subjektiv aber noch nicht erkannt ist, versucht der Klient zu verhindern. Er verwechselt das Anerkennen eines bereits erlittenen Verlustes mit dem heutigen Entstehen eines Verlustes.
Häufig haben Menschen in der Realität eine Zwickmühle konstelliert, aus der sie nicht ohne tatsächlichen Verlust herauskommen können. Sie wollen einen unvermeidbaren Verlust nicht zulassen, wobei sie dies mit dem Aufgeben von etwas, was noch zu retten ist, verwechseln.