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Samstag, 17. April 16 Uhr 05

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Die Weinreben des Tausendeimerbergs zeigten erst einen kleinen Anflug von Grün. Dennoch schirmte das knorrig verästelte Gehölz ihn und sein Fernglas gut genug gegen Blicke ab. Im Garten seiner Zielperson war alles ruhig. Er wusste nicht, ob sich Klaus Strasser an der Blütenpracht seiner Marillenbäume erfreute. Wenn ja, dann sollte es heute zum letzten Mal sein.

Wieder dieses Zittern. Würde Klaus Strasser heute laufen gehen oder nicht? Schon seit eineinhalb Stunden beobachtete er das Haus. Jedenfalls war Strasser spät dran. Um drei Uhr war ein Lieferwagen vorgefahren. Mehrere Kisten wurden ausgeladen. Er hätte es trotz seines Fernglases nicht beschwören können. Aber so vorsichtig. wie Fahrer und Beifahrer mit den Kisten umgingen, musste es sich hauptsächlich um Geschirr handeln. Bei den Strassers gab es offensichtlich ein Fest zu feiern.

Zum fünften oder sechsten Mal richtete er sein Fernglas auf die umliegenden Hügel. Es kam vor, dass auch andere Menschen mit einem Fernglas unterwegs waren. Die hätten ihn erspähen können. Zumal immer das Risiko bestand, dass sich das Sonnenlicht in seinen Linsen spiegelte und das Glas aufblitzen ließ. Aber da war niemand.

Vor dem Haus tat sich wieder etwas. Zwei junge Mädchen, er schätzte sie auf Anfang zwanzig, kamen in einem Kleinwagen an. In schwarzem Gewand und weißer Schürze. Extra engagierte Serviererinnen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis das Fest begann. Wenn die ersten Gäste ankamen, war seine Chance vorbei.

Das Zittern erfasste seine Arme. Unkontrollierbar. Er konnte das Fernglas kaum noch halten. Die Puppe war gestern in der Donau gefunden worden. Daher musste er heute zuschlagen. Heute. Samstag. Da war Strasser noch hier. Am Sonntag fuhr er meist schon am frühen Nachmittag zurück nach Wien.

Da kam der Anwalt aus seinem Bau. Zielstrebig steuerte er auf seinen protzigen Porsche zu. In einem blauen Trainingsanzug mit weißen Streifen. Er ging laufen. Trotz des Festes. Trotz des baldigen Eintreffens der ersten Gäste.

Den Porsche durfte er nicht entwischen lassen. Daher rannte er zu seinem Wagen, der nur ein paar Meter entfernt im Schatten von ein paar Bäumen parkte. Er fuhr, so schnell er konnte, den Berg hinunter durch die verwinkelten Gassen. Bald sah er den Porsche in einiger Entfernung vor sich.

Jetzt musste Strasser nur noch eine einsam gelegene Laufstrecke wählen. Die Chancen dafür standen 7:2. Von vielen Beobachtungen wusste er, dass Klaus Strasser immer wieder seine Laufstrecken wechselte. Bis heute hatte er neun gezählt. Von diesen eigneten sich sieben für seinen Plan. Wegen der einsamen Lage und der Uneinsehbarkeit von Teilen der Laufstrecke. Jetzt kam es drauf an. Fuhr Strasser zur Donau hinunter, um am Treppelweg zu laufen, der an einem so schönen Samstag im Frühling voller Radfahrer war? Oder wählte er eine einsame Strecke in den Wäldern?

An der Hauptstraße bog der Porsche nach Norden Richtung Waldviertel ab.

Das Schicksal war heute offenbar nicht auf Strassers, sondern auf seiner Seite. Er wollte bewusst von Schicksal reden, nicht von Glück. Schicksal passte besser zu dem, was in der nächsten Stunde geschehen sollte.

Dürnsteiner Puppentanz

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