Читать книгу Warm gewechselt - kalt erwischt - Bernhard Riedl - Страница 11

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4 Einander finden

Beginnen wir von vorne. Jede Tragödie hat einen Anfang, der vom Ende noch nichts ahnen lässt. Am Anfang steht die Partnerwahl, landläufig so genannt, obwohl von einer üblichen Wahl, bei der man sich etwa für diesen oder jenen Urlaubsort oder Job entscheidet, nicht die Rede sein kann. Leute, die sich aufgrund einer gedanklichen Strichliste verlieben, haben vermutlich Seltenheitswert. Vielmehr scheint das Zusammenfinden ein himmlischer Glücksfall zu sein, weniger überirdisch ausgedrückt, die Folge schlichten Hingerissen-Seins, unwiderstehlich, einem Einzelnen der Beteiligten nicht zuzuordnen: »halb zog sie ihn, halb sank er hin«. (Goethe)

Derart Rätselhaftes außer Acht gelassen, bleibt als Wegweiser nur die Intuition, eine Art von Handlungswissen, bei dem Bewusstheit nicht erforderlich ist; mehr noch, bei dem der Kopf das untrügliche Gefühl eher stören würde.

Zweifellos, der Beginn ist ungebrochen ergreifend. Er ließe sich in den wunderschönsten Farben ausmalen, worauf aber verzichtet sei. (Sie werden sich erinnern.) – Kurz und weniger beteiligt ließe er sich beschreiben als Zeit der Euphorie und der Idealisierung des anderen, begleitet von einem bis an Erlösung erinnernden Gefühl der Befreiung von der Last und den Sorgen des Alltags. Und darüber hinaus vielleicht sogar überhaupt vom Ich, das in einem Wir aufgeht. Sich auflösende Grenzen, ein Herz und eine Seele.

Vollkommen planlos scheint Amor jedoch nicht vorzugehen. Vielleicht wird er in der römischen Mythologie nicht umsonst als Halbwüchsiger mit einem Anteil schalkhafter Bosheit7 gesehen. Es scheint, dass das Ergreifende System hat, wenn auch unterm Strich nicht eindeutig. Was der Volksmund sagt, scheint beides zu stimmen: »Gleich und Gleich gesellt sich gern« und ebenso: »Gegensätze ziehen sich an«.

Von Äußerem abgesehen – was schließlich nicht alles ausmacht – sind es oft gemeinsame Interessen, berufliche Überschneidungen und ähnliche Lebens- und Werteinstellungen, die einander näher bringen. Seltener dürfte eine große Ähnlichkeit hinsichtlich des Temperaments und der Persönlichkeit sein. Häufiger ziehen sich hier wohl die Gegensätze an. Es ist, als ob man bewusst oder unbewusst gesucht und schließlich gefunden hätte, was zur eigenen Vervollständigung fehlt. Schlicht, dafür noch anschaulicher, als ob zum Topf der passende Deckel gefunden wäre.

7 Vgl. etwa Wikipedia

Warm gewechselt - kalt erwischt

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