Читать книгу Warm gewechselt - kalt erwischt - Bernhard Riedl - Страница 17

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10 Der freie Fall und der Irrgarten

Ob man nun umgehend ersetzt oder nur »einfach verlassen« wurde, spielt in dieser Hinsicht keine Rolle: Ein zentrales, unersetzliches Puzzlestück der Identität hat beschlossen, seine eigenen Wege zu gehen. So schön wie auch schrecklich die Zeit gewesen sein mag, der Boden, das, was vertraut und sicher war, ist unter den Füßen weggezogen.

Die erste Reaktion darauf ist in so gut wie allen Fällen die gleiche. Man fühlt sich paralysiert, fällt in eine Art Schockstarre, möchte nichts anderes als nur noch die Decke über den Kopf ziehen. Einen Funken Hoffnung gibt es noch. Die Hoffnung, es möge doch alles nicht wahr sein. Woran man selbst nicht ernsthaft glaubt. Hinzu kommt womöglich auf Grund besagter Dramaturgie des sich Trennenden der Selbstvorwurf, es mit diesem Streit endgültig beschieden zu haben. Der Streit, so die Erwägung, war vielleicht genau der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Nach der Schockstarre kommt die Angst, geschürt durch die buchstäblich maßlose Unsicherheit in der Frage, wie man das, was auf einen zukommt – wobei man nicht einmal wirklich weiß, was es ist –, jemals wird bewältigen können. Das aufkommende Gefühl, sich in einem Irrgarten zu befinden, ist geradezu folgerichtig. Eine Welt ist zusammengebrochen und es gibt keinen tauglichen Kompass mehr, eine neue zeichnet sich nicht in den geringsten Konturen ab.

An allen Ecken und Enden gibt es nur Fragezeichen. Was ist richtig, was ist falsch? Richtig und falsch in Bezug worauf? In Bezug auf sich selbst? Wie das? Das Selbstwertgefühl tendiert gegen oder liegt exakt bei Null. Bis auf ein Häufchen Elend ist in dieser Hinsicht nichts mehr vorhanden. Wie sollte man da einen Standort haben und Maßstäbe fürs Handeln?

Ein Übriges tut ein sich drehendes Gefühlskarussell aus Wut, Verletztheit, Selbstbedauern, Angst und Verzweiflung, bisweilen vielleicht Hass und Rachegedanken, garniert mit verklärender Erinnerung und der innigen Hoffnung, dass sich alles wieder richten ließe.

Es ist ein Karussell mit ständig durcheinander wie gegeneinander laufenden Gefühlen und Gedanken. Eines, auf dem mitzufahren von Vergnügen weit entfernt ist. – Glücklicherweise brauchen wir uns nicht mitzudrehen, sondern können die Elemente einzeln betrachten. Es verhält sich wie bei einem Kreis, Anfang und Ende sind nicht auszumachen. Beginnen wir einfach mit der All-Inclusive-Lösung.

Warm gewechselt - kalt erwischt

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