Читать книгу Die letzten Tage der Kelten - Bernhard von Muecklich - Страница 5

Prolog

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Nicht mehr Nacht und noch nicht Tag.

Über dem dicht bewaldeten Höhenzug beginnt sich ein wolkenloser Himmel in ein frühmorgendliches Rosagrau zu färben, während das Tal unter einem Schleier aus Rauch und Dunstschwaden dem Morgen entgegendämmert. Das gelegentliche Klirren von Waffen und das vereinzelte Wiehern der Pferde unten an den römischen Schanzen klingt gedämpft. Fröstelnd zieht sich der einsame Beobachter auf der Stadtmauer den Mantel um die Schultern. Das Gesicht ist von Schlaflosigkeit gezeichnet. Aus den zusammengekniffenen Lidern versuchen helle, grünblaue Augen den wabernden Nebel zu durchdringen. Nervös kaut er an einem Ende seines Schnurrbartes, welcher reusenartig seine Oberlippe bedeckt. Die schulterlangen rötlichen Haare sind, gefestigt durch eine Mischung aus Talg und Kalklauge, streng zum Nacken gekämmt. Die hohen Wangenknochen geben dem Gesicht etwas Katzenhaftes. Seine feingliedrige Linke scheint die Mauer Alesias festhalten zu wollen. Hin und wieder schälen sich die Umrisse der hölzernen Türme der gegnerischen Wehranlage aus dem Dunst.

»Mein Schicksal?«

Seine rechte Hand verkrampft sich im Mantelstoff. Die Flut der Erinnerungen strömt auf ihn ein. Alles um ihn herum wird unwirklich. Kaum noch nimmt er seine Umwelt wahr, bemerkt nicht, dass ein alter Mann neben ihn getreten ist. Er gibt sich seinen Erinnerungen hin. Gedankenfetzen – wie der Nebel vor ihm. Irgendwo hinter sich in der Stadt hört er noch das traurig leise Spiel eines Harfners.

Die letzten Tage der Kelten

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