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Kapitel 2

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Mit schneidenden Kopfschmerzen wachte Fearr am nächsten Morgen auf. Das geschäftige Treiben im Hause hatte ihn aus seinem mit absurden Träumen begleiteten Schlaf geweckt. Immer noch spürte er die Nachwirkungen des Alkohols in seinem Gehirn. Eine lange Weile blieb er noch bewegungslos auf seinem Bett liegen, dann beschloss er aufzustehen. Jede seiner Bewegungen wurde mit einem quälenden Stechen in seinem Kopf bestraft. Taumelig verließ er sein Zimmer und ging langsam, sich immer wieder irgendwo anlehnend, auf den Hof und weiter zum Brunnen. Die helle Frühlingssonne erschien ihm unerträglich grell und er musste fortwährend blinzeln. Am Brunnen angelangt, schüttete er sich einen Eimer kalten Wassers über seinen umnebelten Kopf. Es half nichts. Noch zwei weitere Eimer folgten dem ersten, aber Fearr konnte keine Erleichterung seiner Schmerzen feststellen. Kurz entschlossen richtete er sich auf und rannte, seine Pein herausschreiend, zum nahe gelegenen Weiher. Ohne zu zögern sprang er in das flache Gewässer und ließ das eiskalte Wasser um seinen Körper spülen. Nachdem er mehrere Runden geschwommen war, verspürte er endlich eine deutliche Linderung seines Kopfwehs. Langsam kehrten seine Lebensgeister zurück, und er fühlte sich wieder einigermaßen erfrischt. Ein paar Mal noch tauchte er unter, dann strebte er wieder dem Ufer zu. Er verließ den Teich und ließ sich rücklings auf das taufeuchte Gras sinken. Tief atmete er die klare, warme Frühlingsluft ein und schloss dabei die Augen. Das Zwitschern der Vögel und das leise Rauschen des nahen Birkenwäldchens drangen in sein Ohr. Ein wenig später war sein Kopf schmerzfrei. Er erhob sich, lief wieder zum Hof in sein Zimmer, wo er sich mit Hemd und Hose bekleidete. Hastig stopfte er sich noch ein Stück von dem frisch gebackenen Brot in den Mund, das er zuvor mit dem herrlichen Kräuterkäse bestrichen hatte, den seine Mutter erst vorgestern angesetzt hatte. Dann schlenderte er zur Koppel und griff sich ein Zaumzeug. Ein kurzer Pfiff, und sein Pony galoppierte übermütig zu ihm hin. Er zäumte es auf, schwang sich auf den kräftigen Rücken des Tieres und trabte durch das Hoftor dem nahen Walde zu. Als er den Waldrand erreicht hatte, ließ er sein Pony in Schritt fallen und saugte genüsslich den würzigen Duft der Moose und Bäume ein. Ja, unverkennbar, es war endlich Frühling geworden. Alles ergrünte und erblühte. Fearr fühlte sich glücklich und frei. Wieder trabte er an und strebte dem Waldrain zu. Dort angekommen, verhielt er neben den eingefallenen Blöcken eines alten Steingrabes. Seine Augen weideten sich an dem sich ihm bietenden Panorama. Leicht hügelig erstreckte sich ein ausgedehntes Wiesengelände zum Bach hinab, an dessen Auen wulstige, alte Weiden wuchsen, deren Kätzchen graugelb in der Sonne schimmerten. Die Blumen und Sträucher auf den Wiesen erstrahlten in bunter Pracht und Vielfalt und lockten Bienen und Schmetterlinge in allen Farben an. Mit einem Jubelschrei feuerte er sein Pony an und ritt in voller Karriere zum Bach hinunter. Das Wasser war klar und an dieser Stelle ziemlich flach. Beim Hindurchreiten störte er ein paar Forellen auf, die nach allen Seiten davonstoben. Dann galoppierte er den leicht ansteigenden Hang hinauf, einem lichten Eichenhain zu. Dort, in einer runden, strohgedeckten Hütte, wohnten Cunlean und Cardho, sein Lehrling. Als ob er Fearr erwartet hätte, stand der Druide vor seinem Haus, gestützt auf seinen mit verschlungenen Mustern reichlich verzierten, langen Stab. Das schon ergraute, ehemals schwarze Haar trug er, vom Stirnansatz bis zur Mitte des Kopfes rasiert, schulterlang. Wache, hellblaue weise Augen spähten aus einem wettergegerbten, sonnengebräunten Antlitz. Bekleidet war er mit einem einfachen, wollenen, knöchellangen Gewand in unbeflecktem Weiß.

Fearr parierte sein Pferd, sprang ab und warf die Zügel dem herbeieilenden Cardho zu. Dann lief er zu seinem alten Lehrer. Dieser lehnte seinen Stab an die Hauswand, breitete die Arme aus, und lachend fielen sich beide in die Arme. Wenig später saßen sie bei einem Krug Korma, Brot, Käse und Honig auf der Bank neben dem Hauseingang. Nachdem Fearr zunächst von seinen kleinen Sorgen und Alltäglichkeiten am Hofe seines Vaters berichtet hatte, erkundigte sich Cunlean nach dem Grund seines unerwarteten Besuchs.

»Vater möchte, dass ich für einige Zeit bei Onkel Govanned leben soll. Er wünscht, dass ich mit ihm einige Reisen unternehme, um unser Land und andere Stämme kennen zu lernen. Außerdem wird Govanned mich zum Krieger ausbilden.«

Cunlean nickte leicht mit dem Kopf.

»Na ja, auf ewig kannst du ja auch nicht der Pferdepfleger deines Vaters bleiben!« Cunlean nippte von seiner Korma.

»Ich finde die Entscheidung deines Vaters gut«, fuhr er fort. »Die Zeit ist gekommen, dass du die Welt außerhalb des arvernischen Clangebietes zu sehen bekommst. Schau, Fearr, vieles konnte ich dich lehren, aber nun ist der Augenblick gekommen, dass du beginnst, dich selbst zu vervollkommnen und zum Mann zu reifen. Betrachte nur diese große Eiche dort.« Cunlean wies auf einen mächtigen, allein stehenden Baum unweit des Hauses.

»Als kleine Eichel kam sie einst in den Boden. Irgendwann entstand ein Wurzelgeflecht. Wasser und Erde dienten als Nahrung. Dann strebte zaghaft ein zarter Schössling zur Oberfläche des Bodens. Wenn der Boden schlecht ist oder er kein Wasser erhält, verkümmert der junge Trieb. Wächst er aber ungestört heran, so beginnt der junge Stamm selbst Äste und Blattwerk auszutreiben. Und wieder Jahre später wird auch er Eicheln tragen und sie zu Boden fallen lassen, aus dem er einst entstand. So ist es auch mit dem Leben eines Menschen: Deine Familie, wie auch ich, waren das Wasser und das Erdreich, die dich wohl behütet zum Jungbaum wachsen ließen. Nun ist es an dir, ein kräftiger Stamm zu werden und Äste, Laubwerk und Früchte zu entwickeln. Vielleicht wirst du dereinst auch so ein mächtiger Baum, unter dessen Laubdach andere Schatten suchen, wer weiß? Aber, eigne dir zudem auch die Geschmeidigkeit der Birke an: Leichter fällt die starke, trotzige Eiche unter einem dahinrasenden Sturm als jener schlanke Baum!«

Fearr vergaß sein Mahl und hing fasziniert an den Lippen seines Lehrers.

»Du hast vieles gelernt«, mahnte dieser noch, »aber du darfst nie aufhören zu lernen! Der Mensch, der nicht mehr lernen will, ist tot. Merke dir zu guter Letzt noch, dass nichts, was dir auf deinen zukünftigen Wegen begegnen wird, von Grund auf gut oder böse ist. Es gibt das eine nicht ohne das andere. Die Biene sticht nur, wenn sie angegriffen wird.«

Mittlerweile war es Abend geworden, und es wurde merklich kühler.

»Komm, Fearr, lass uns nun hineingehen und uns ans Feuer setzen. Morgen magst du dann zurückreiten«, schlug Cunlean vor. Bald darauf, draußen war es schon dunkel geworden, saßen Cunlean, Cardho und Fearr gemütlich um die offene Herdstelle, in der ein eifriges Feuer wärmend prasselte.

»Meister«, fragte Fearr, »gestern Abend zeigten Vater und Onkel Govanned mir ein Römerschwert und sagten, dass die Römer sich anschicken würden, uns zu bekriegen. Und dann haben sie gesagt, dass das Anlass zur Besorgnis gäbe, da unsere Stämme uneins seien und den römischen Legionen nicht standhalten könnten. Vieles davon habe ich jedoch nicht verstanden.« Cunlean starrte in die Flammen und drehte versonnen seinen Krug in der Hand.

»Es ist leider die Wahrheit. Schau, Fearr, unser Volk war von jeher unruhig und wanderlustig. Es gab eine Zeit, da sind die Stämme der Kelten in die entferntesten Länder dieser Erde gezogen. Habe ich dir je von dem Fürsten Bran na Shea erzählt, der vor drei Menschenaltern mit seinen Scharen vor die Tore Roms marschiert ist und es erobert und gebrandschatzt hatte? Aber er, wie viele andere Clanherren, hatte es nicht verstanden, die Besiegten zu beherrschen und eigene Reiche zu schaffen. Ja, es ist wahr! Unser Volk ist uneins. Nur der eigene Stamm zählt. Das ist es, was uns letztendlich, trotz aller Tapferkeit und Vitalität verwundbar macht. Andere Völker, wie die Römer, haben gelernt, sich in Gemeinschaften zu organisieren, die sie Staaten nennen. Unsere Clans hingegen können zwar zusammen kämpfen, aber auf Dauer nicht zusammenleben. Selbst du weißt doch, dass die Arverner seit Generationen im Streit mit den Lemovikern liegen, die doch eigentlich ihre Nachbarn sind. Ganz anders sieht das bei den Römern aus. Ich war in Rom – ich habe dir das nie erzählt, aber jetzt ist der rechte Moment dafür gekommen.« Cunlean hielt inne und trank aus seinem Krug. Dann begann er, seine Erlebnisse zu schildern. Er ließ die wechselhafte Geschichte des Volkes am Tiber vor den geistigen Augen seiner jungen Zuhörer entstehen und beschrieb anschaulich die majestätische Größe Roms. Fearr bekam langsam einen Eindruck nicht nur von jener fernen, sonnendurchfluteten, mediterranen Welt, sondern auch von dem komplizierten, aber überaus effektiv funktionierenden Staatsapparat der Römer. Staunend hörte er auch von anderen Kulturen, die in Nachbarschaft zu den Römern ebenfalls um das Mittelmeer beheimatet waren, wie die der Griechen und Etrusker, von denen die Römer in Kunst und Politik profitiert hatten.

»Fearr, es ist wahr. Die Anzeichen mehren sich, dass die Römer damit beginnen werden, sich auch noch unser Land in ihr Reich einzuverleiben. Gewiss, unsere Stämme sind stark, aber ihre Uneinigkeit macht sie schwach gegenüber dieser pragmatisch organisierten Militärmacht. Schwere Zeiten brechen für unser Volk an! Eine große Unruhe erschüttert die Harmonie unserer geheiligten Mutter Erde. Geh hinaus mit deinem Onkel und lerne. Es scheint mir – und alle Zeichen deuten darauf hin –, dass du, mein Sohn, vom Schicksal auserwählt wurdest, einen besonderen Platz in den Reihen unseres Volkes einzunehmen. Deine Zeit wird kommen, aber nur du wirst erkennen, wann das so sein wird.« Nach diesen orakelhaften Worten versank Cunlean wieder in ein tiefes Schweigen und schaute wie entrückt in die Flammen.

Fearr fühlte sich wie in Trance. Schemenhaft tauchten in seiner Phantasie riesige Städte auf, groß und farbig. Menschen wimmelten wie in einem Ameisenhaufen darin umher. Und dann, in stampfendem Gleichschritt, näherten sich metallene, dunkel drohende Kader. Er erkannte ein Symbol, vielleicht ein Feldzeichen – einen goldenen Adler mit weit ausgebreiteten Schwingen und in seinen Klauen hielt er ein Bündel gleißender Blitze ... »Fearr!«, die Stimme Cunleans riss ihn aus seiner Vision. »Es ist schon bald Mitternacht. Dort hinten findest du dein Lager für die Nacht. Leg dich nun hin und schlafe dich aus.«

»Danke, Meister! Und Gute Nacht!« Wenig später war er in einen tiefen, traumlosen Schlummer gefallen.

Es war lange nach Mitternacht, als Fearr von Cunlean sanft wachgerüttelt wurde. Schlaftrunken öffnete er die Augen.

»Was ist, Meister?«

»Komm, Fearr, steh auf, zieh deinen Mantel an und folge mir. Es ist die Stunde zwischen Nacht und Tag, die Stunde, in der die Anderswelt der unseren am nächsten ist.«

Wortlos stand er auf und folgte dem Druiden aus dem Haus. Ihn fröstelte, und so stülpte er sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf und hüllte sich in den wärmenden Wollstoff. Cunlean lenkte seine Schritte, mit seinem Stab energisch ausschreitend, zu dem vor ihnen liegenden Eichenwald und bald hatte sie das Dunkel des Waldes verschluckt. Nichts war zu hören – kein Lüftchen rührte sich. Dicke Nebelschwaden geisterten zwischen den mächtigen Baumriesen. Der Pfad stieg leicht an, und endlich gelangten sie auf eine Lichtung. Der Nebel waberte dicht über dem Boden. Am nachtklaren Himmel, der sich über den beiden einsamen Wanderern wölbte, funkelten bewegungslos die Sterne.

Es kam Fearr so vor, als ob das Rad des Kosmos zum Stillstand gekommen sei. Das sie umgebende bläulich fahle Licht ließ eine geradezu unheimliche Atmosphäre entstehen. Plötzlich fühlte Fearr die Hand Cunleans auf seiner Schulter. Er wagte kaum zu atmen – die sie umgebende Stille war bedrückend hörbar. Er wusste intuitiv, dass irgendetwas Besonderes passieren würde – ohne Grund hätte der Druide ihn zu einer so ungewöhnlichen Stunde nicht mit hierher genommen.

Sein Herz pochte wie wild. Unmerklich verstärkte sich der Griff Cunleans. Und dann stockte Fearr schier der Atem.

Auf einem kleinen Hügel, der sich in der Mitte der Lichtung erhob, stand urplötzlich die massige Gestalt eines riesigen Ebers. Witternd bewegte er seinen starken Kopf, und das bleiche Mondlicht ließ sein mächtiges Gewaff aufblitzen.

Fearr hatte das unbestimmte Gefühl, dass das Tier ihn mit seinen kleinen, stechenden, rot glühenden Augen fixierte.

Der Moment schien sich ins Unendliche auszudehnen.

Dann, mit einem unwirklich grollenden Ton hob der Eber sein Haupt zum fahlen Mond, schüttelte den hohen Borstenkamm – und war im gleichen Moment genauso geheimnisvoll verschwunden, wie er erschienen war.

Immer noch im Bann dieser rätselhaften und unheimlichen Begegnung stehend, konnte Fearr noch lange seinen Blick nicht von dem Hügel wenden, als ob er erwartete, dass der Eber wiederkommen würde.

Wieder verstrich eine geraume Weile in fast schmerzhafter Lautlosigkeit, dann durchbrach ein einsamer Vogelruf die bedrohliche Stille.

Langsam wurde es grau um ihn her und die Morgendämmerung begann.

Fearr zog wie befreit die Luft tief ein, und mit einem Male drang das Rauschen des Waldes wieder in sein Ohr, wie auch die Stimmen der anderen Vögel, die sich zu dem Gesang des ersten gesellten, um den erwachenden Tag zu begrüßen.

Schweigend und immer noch etwas benommen trat er dann mit Cunlean den Rückweg an.

Unzählige Gedanken schwirrten durch Fearrs Gehirn, aber sie alle wurden beherrscht von der Unglaublichkeit des soeben Erlebten.

Fearr hatte den großen Eber gesehen!

Seit den Zeiten der Urväter wurde der Eber als das gemeinsame Totemtier bei allen keltischen Stämmen als heilig gehalten. Er war ein Geistsymbol, welches nur den Männern und Kriegern vorbehalten war. Die Frauen hatten eigene Geistwesen, die von ihnen in uralten Ritualen verehrt wurden, wie die weiße Hindin, die im geheimen Kult der Großen Mutter Bedeutung fand. Man sagte, dass die Priesterinnen der Großen Mutter die Macht hätten, sich des Nachts in weiße Hirschkühe zu verwandeln, um so, durch Wälder und Wiesen streifend, über die Geschicke aller Kinder von Mutter Erde wachen zu können.

Der Eber war gleichsam der männliche Gegenpart zur Großen Mutter, obgleich sie ihn geboren hatte. In ihm vereinten sich die Ideale des keltischen Kriegers, wie Angriffslust, Furchtlosigkeit und Manneskraft. Der große Eber stand zudem auch für das Land, welches es zu verteidigen galt. Und so wurde der Eber auch als Feldzeichen von dem jeweils tapfersten Krieger des Stammes während einer Schlacht dem Heere voran in die Reihen des Feindes getragen, um so die Männer zu äußerstem Wagemut anzuspornen.

Es gab auch einen geheimen Kriegerorden, dessen Mitglieder ganz nackt und nur mit einem Eberschädel als Helm in den Kampf zogen.

An all das musste Fearr denken, und er erschauerte ehrfurchtsvoll unter der ihm gerade zuteil gewordenen göttlichen Vision. Nach und nach wurde ihm deutlich, dass die Erscheinung ihn initiiert, ihm also den Weg des Kriegers gewiesen hatte. Mit tief empfundener Dankbarkeit sandte er ein inniges Gebet zu den Göttern.

Als Fearr sich dann noch ein letztes Mal zu der Lichtung umdrehte, war es ihm, als ob ein großer Vogel, vielleicht ein Adler, vor dem zunehmend verblassenden Mond vorbeistrich. Aber ganz sicher war er sich nicht – er war möglicherweise in dem Aufruhr seiner Gefühle einer Sinnestäuschung erlegen – und so beschloss er, diese letzte Beobachtung später vor Cunlean nicht zu erwähnen.

Inzwischen war das Konzert der Vögel angeschwollen und der Nebel verflüchtigte sich allmählich. Fearr fand sich mehr und mehr in der Gegenwart und verspürte ein starkes Hungergefühl.

Wieder im Hause Cunleans angelangt, erwartete sie zum Glück ein reichhaltiges Frühstück, bestehend aus noch warmem Brot, Schinken, dicker Milch, Käse und Honig, welches Cardho in der Zwischenzeit vorbereitet hatte. Während der Heißhunger ihn kräftig zulangen ließ, fühlte Fearr, wie tiefer Frieden und ein inniges Glücksgefühl Einzug in seinem Herzen hielten. Cunlean musste es bemerkt haben, denn er lächelte seinen Schützling immer wieder wissend und aufmunternd an. Immer noch überwältigt von der nächtlichen Begegnung, nahmen sie schweigend ihr Mahl zu sich.

Dann kam der Moment des Abschieds. Sie umarmten sich innig, und der Druide segnete seinen Schützling.

»Wir werden uns wieder sehen, Fearr! Vielleicht zu nicht so glücklichen Zeiten, aber bis dahin haben du und auch ich noch etliche, nicht immer einfache Aufgaben zu lösen. Aber was immer du auch in Zukunft tun magst – denke immer an den heutigen Morgen und präge dir das Geschaute tief in deiner Seele ein. Nun aber fort mit dir, zu den deinen! Reise mit Govanned durch unser herrliches Land! Beobachte und schweige! Die Götter sind mit dir, Fearr Singetrech. Noch vermag ich nicht genau zu erkennen, welch große Prüfungen sie dir zugedacht haben – aber ich kann es ergründen, und dann werde ich dich finden, wo immer du auch sein magst! Erwarte mich dann, wenn du in Not bist – oder du es am wenigsten erwartest! Leb wohl, bis dahin!«

Fearr warf seinem Lehrer einen Blick zu, in dem sich Bewunderung und Traurigkeit mischten. Dann bestieg er sein Pony und ritt seines Weges.

Noch einmal wandte er sich um und sah den alten Mann mit segnend ausgebreiteten Armen, den Stab in der Hand, vor seinem Hause stehen. Fearr winkte ihm ein letztes Mal zu, dann stob er davon, sich verstohlen eine Träne aus dem Auge wischend.

Die letzten Tage der Kelten

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