Читать книгу Fettnäpfchenführer Frankreich - Bettina Bouju - Страница 17
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ACHTUNG AUTO!
GIBT ES FÜR MANNI EIN PARKEN OHNE STRAFZETTEL?
Endlich hatten sie es geschafft! Als sie vom Périphérique hinunterfuhren, waren sie sich sicher, der Stau läge hinter ihnen und nur noch wenige Straßen würden sie von dem Hotel trennen. Doch der Stau ging munter weiter. Die Straßen von Paris waren eng, und wohin das Auge reichte, waren sie mit Autos zugestopft. »Samstagnachmittag, da ist doch gar kein Berufsverkehr«, meinte Manni und lehnte sich erschöpft und seufzend in seinem Sitz zurück. Eva war mal wieder als Wegweiserin gefragt. Zum Glück hatte sie jetzt das Navigationssystem ihres Handys eingeschaltet, denn sich bei dem Stau zu verfahren und in eine falsche Seitenstraße abzubiegen, konnte einen bestimmt Stunden kosten. Die Autos begannen, wie wild zu hupen, nichts ging mehr vorwärts. »Hier zu wohnen und jeden Tag so einen Stau zu erleben, muss die Hölle sein«, meinte Manni. »Also, ich würde in Paris garantiert kein Auto fahren«, war sich Eva sicher. »Du würdest bestimmt joggen«, meinte Anton zynisch von seiner Rückbank. »Schon mal was von der Pariser Metro gehört?« Eva vertiefte sich erneut in das Navi, als wolle sie den Weg auswendig lernen. »Wir sind nur noch drei Straßen vom Hotel entfernt«, sagte sie. »Lass uns doch hier parken und hinlaufen, mit kleinem Gepäck. Dann können wir uns ein bisschen ausruhen und nachher das Auto holen, wenn der Verkehr nachgelassen hat.« Manni fand das eine prima Idee, und selbst Anton, der prinzipiell etwas gegen Laufen hatte, schien froh zu sein, endlich aus dem Auto rauszukommen. Doch erst mal einen Parkplatz finden! »Da ist einer!«, rief Eva erfreut. Sie konnten ihr Glück kaum fassen. Dort war eine Lücke, groß genug für ihr Auto, am Boden befand sich eine gelb gestrichelte Linie. »Solange die nicht durchgezogen ist!« Manni fuhr etwas an die Seite und setzte den Blinker. Doch die Autos fuhren weiterhin so dicht auf, dass er nicht rückwärts einparken konnte. Eva stieg schließlich aus und machte mit Zeichen klar, dass sie Abstand halten sollten. Es funktionierte. Bald stand der Campingwagen auf dem Parkplatz und die drei sammelten ihre Siebensachen zusammen. Ein älterer Mann beobachtete sie eine Weile dabei, dann näherte er sich lächelnd den Fischers. »Excusez-moi« (Entschuldigen Sie), begann er höflich. Manni wunderte sich, der sah gar nicht danach aus, als wolle er einen Euro schnorren. »Il faut faire attention avec la voiture!« (Sie müssen aufpassen mit dem Auto!) »Faire Attention?«, fragte Eva zurück. »Oui, oui«, bestätigte der Mann eifrig und ging dann weiter. Vielleicht meint er, dass das Auto aufgebrochen wird?!«, meinte Manni. »Wir nehmen alle Wertgegenstände mit!« Schwer beladen machten sie sich auf den Weg ins Hotel. Als Anton, bepackt bis unters Kinn und ohne zu schauen, einen Zebrastreifen überquerte, rief seine Mutter gerade noch in letzter Sekunde »Achtung, Auto!«. Erschrocken blieb Anton stehen und schaute vorwurfsvoll auf den Fahrer, der trotz Zebrastreifen nicht gehalten hatte. Hatte er Anton nicht gesehen? Anton suchte erwartunsgvoll dessen Blick; sicher würde er sich dafür entschuldigen! Doch der Autofahrer zeigte ihm im Vorbeifahren nur wild gestikulierend einen Vogel. Anton verstand die Welt nicht mehr.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Der Straßenverkehr in Paris ist oft nicht nur zu den Stoßzeiten unerträglich. Die Pariser rechnen täglich mit langen Fahrzeiten, wenn sie sich mit dem Auto auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle machen. Zwei Stunden am Tag im Auto zu sitzen, ist dabei völlig normal. Die Alternative Metro, die Eva anschnitt, ist nicht unbedingt die bessere. Zu Berufszeiten sind die U-Bahnen in Paris oft so voll, dass man kaum noch in einen Waggon hineinkommt. Und wenn, dann muss man viel Schweiß und Mundgeruch von Mitreisenden ertragen können. Erst in den letzten Jahren ist in Frankreich das Fahrradfahren in Mode gekommen, und es wurden Fahrradwege gebaut. Sie führen bei Weitem noch nicht durch die ganze Stadt, sind aber im Ausbau begriffen. Leider sind die Autofahrer in Paris an diese Fahrradfahrer noch nicht gewöhnt und entsprechend wenig rücksichtsvoll. Auch der »Schulterblick« nach den Radfahrern wird beim Rechtsabbiegen nicht immer automatisch geleistet.
Dass man sofort einen Parkplatz findet, kann natürlich sein, allerdings gehört dazu mehr als eine »Bestellung beim Universum«. Und zahlen muss man dann trotzdem noch. Paris ist in Parkzonen eingeteilt, es gibt praktisch kein kostenfreies Parken mehr in der Stadt. Und was Manni und Eva da als Parkplatz meinen entdeckt zu haben, ist natürlich keiner (siehe Infokasten »Parken« in Kapitel 18). Der Mann war ein freundlicher Pariser, der sie darauf aufmerksam machen wollte, dass die Polizei gerade in der Gegend Strafzettel verteilt und auch Autos gern mal abgeschleppt oder mir Krallen versehen werden.
Passen Sie auf beim Überqueren einer Straße! Auch bei Zebrastreifen halten Autos nicht einfach automatisch an! Rechnen Sie also nicht damit, dass ein Auto hält, suchen Sie unbedingt vorher Augenkontakt mit dem Fahrer.
Was können Sie besser machen?
Aufgrund der Nähe zum Nachbarland entscheiden sich viele Deutsche dazu, in das Land mit dem eigenen Fahrzeug zu reisen. Dies kann jedoch schwierig werden, wenn Sie die in Frankreich vorherrschenden Verkehrsregeln nicht kennen.
Wenn Sie es einrichten können: vermeiden Sie es, mit dem Auto nach Paris zu fahren. Sie können in Paris praktisch nicht parken, ohne Strafzettel zu kassieren oder viel Geld zu bezahlen. Strafzettel werden nach Deutschland an die Meldeadresse des Fahrzeughalters geschickt.
Insgesamt fallen Bußgelder in Frankreich wesentlich höher aus als in Deutschland. Als beliebtestes Beispiel gelten die gelben Westen mit dem Kontrollzeichen EN471, die seit Juli 2008 in Frankreich in jedem Kraftfahrzeug Pflicht sind. Sollten Sie keine solche gelbe Weste in Ihrem Auto mitführen, beläuft sich das Bußgeld auf 90 Euro (in Deutschland sind es nur 15 Euro). Die Gelbwestenpflicht hat bei ihrer Einführung in Frankreich Protest hervorgerufen, da einige Hersteller dieser Westen viel Geld verdient haben. Die Bewegung der Gilets Jaunes ist auch ein Symbol für das Aufbegehren in einem Staat, der sozusagen eine Panne hat. Der kleinste gemeinsame Nenner aller Franzosen sind die gelben Westen, auf die der Staat sie verpflichtet hat. Man nimmt sie aus dem Auto und geht ab sofort zu Fuß auf der Straße weiter.