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Kapitel 12
ОглавлениеDorothee Schmitt betastete ihre Wangenknochen und zog eine Grimmasse. Sie hob die Augenbrauen. Sie blinzelte. Dann entspannte sie bewusst alle Gesichtsmuskeln.
Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel: dezentes Make-up, blond getöntes Haar, das in einem weichen Bogen auf die Schultern fiel, eine gesunde, gleichmäßige Bräune, wie sie nur durch regelmäßige, aber nicht übertriebene Sonnenbäder hervorgerufen werden konnte.
Die Falten waren nicht zu übersehen. Feine weiße Linien, die sich deutlicher abzeichneten, wenn sie sich dem Spiegel näherte. Aber am schlimmsten waren die Augenlider. Sie verrieten ihr Alter.
Wenn sie vor der Narkose nicht so viel Angst hätte, wäre das schon längst erledigt. Sie hatte den Besuch bei Dr. Bender immer wieder zurückgestellt. Er hatte ihr vor mehreren Jahren phantastisch geholfen, als eine Unfallnarbe ihren rechten Unterarm entstellt hatte. Er konnte ihr auch weiter oben helfen, das wusste sie. Sie brauchte nur einen letzten Anstoß; einen Grund, der so gut war, dass er ihre Angst außer Kraft setzte.
Und diesen Grund hatte sie gefunden. Vielmehr: Er hatte sie gefunden. Sie würde den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. Für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im Bereich der Stadtpolitik und als Schul-Mediatorin.
Die Zeremonie würde Ende Juni in Wiesbaden stattfinden. Das hatte den Ausschlag gegeben. Andere Frauen ihres Alters hatten bereits das zweite Face-Lifting hinter sich. Was war schon dabei? Sie wusste von einer Kollegin im Stadtrat, dass man für die Heilung bis zu acht Wochen veranschlagen musste. Erst dann war man wieder ‚gesellschaftsfähig’.
Es hatte mit der Abschwellung zu tun, und mit der Verfärbung durch Blutbestandteile. Damit waren wohl blaue Flecken gemeint.
Sie schüttelte sich innerlich. Unangenehm, darüber nachzudenken. Aber die Details konnte sie getrost dem Facharzt überlassen. Sie würde einen Termin bei Dr. Bender vereinbaren.
Er war etwas kühl für ihren Geschmack, aber als Chirurg hatte er einen ausgezeichneten Ruf. Es reichte ihr, wenn er grob skizzierte, wie die Operation vonstatten gehen würde. Und er konnte ihr ja wohl hoffentlich einen Termin für die OP geben, der ausreichend weit von besagtem Tag entfernt lag.
Sie war wirklich nicht eitel. Aber es war an der Zeit, ihr Alter etwas weicher zu zeichnen. Nicht direkt kaschieren, aber doch … verklären, so konnte man es ausdrücken!
Ja. Verklären.