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Kapitel 22

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Mark roch nach Zigarettenrauch. In der ersten oder zweiten Fahrstunde, samstags, hatte er auch nach Alkohol gerochen. Andree hatte ihn sofort rausgeschmissen. Mark hatte geschworen, es sei vom Abend vorher. „Herr Gehring, das ist nur Restalkohol“.

Er hatte Mark dazu verdonnert, die Theoriestunde ‚Alkohol und Drogen am Steuer’ zu besuchen und hatte ihn erst danach die Fahrstunden wieder aufnehmen lassen.

Mark war einer der Schüler, die sich schwer taten. Lernen war nicht sein Ding und am Steuer war er nervös, obwohl er sich cool geben wollte. Er würde etliche Stunden brauchen, um sicher zu werden, und genau dafür hatte er eigentlich nicht die Mittel.

Andree hatte das immer ungerecht gefunden, dass die Gymnasiasten, denen das Lernen sowieso leichter fiel, in der Regel keine Geldsorgen hatten. Da kam es auf zehn Fahrstunden mehr oder weniger nicht an. Aber die Azubis, die mit jedem Cent rechnen mussten, denen fiel es oft schwer, die vielen Informationen und Anweisungen, die sie im Unterricht bekamen, umzusetzen.

Den Führerschein zu machen konnte leicht 2500 Euro und mehr kosten. Wenn keine großzügige Oma da war, oder ein gut verdienender Vater, musste man das erst einmal auftreiben. In Marks Fall gab es weder Oma noch Vater, die ihn unterstützten. Marks Eltern waren geschieden und er lebte mit zwei Geschwistern bei seiner alleinerziehenden Mutter.

Andree mochte Mark. Er war ein netter Kerl, kein Angeber. Eher etwas schüchtern. Er gab sich Mühe. Wenn die Fahrstunde rum war, war er jedes Mal schweißgebadet.

Ab und zu musste Andree einem Schüler den Tipp geben, auch mal ein Deo zu benutzen. Wurde der Rat befolgt, war wenigstens der Anfang der Stunde noch erträglich. Im Hochsommer nützte das allerdings auch nichts.

Bei den Mädels war das Problem eher umgekehrt: Parfumgeruch im Auto, das ging bei ihm gar nicht. Auch da gab er dezente bis massive Hinweise, je nachdem, wie verliebt oder unsicher so ein junges Mädchen gerade war.

Mark fädelte sich in den Verkehr ein.

„Die nächste Straße biegst du rechts ab“ wies er ihn an. Mark tat es und Andree klopfte laut mit den Knöcheln gegen die Scheibe auf seiner eigenen Seite - das Zeichen, dass ein Schüler den Schulterblick vergessen hatte.

„Entschuldigung“ murmelte Mark.

„Fahr an den Kreisel heran… Verschaff dir einen Überblick. Gut. Was musst du tun?“

„Ersten Gang.“

„Richtig.“

Mark fuhr vorsichtig in den Kreisel hinein.

„Nimm die zweite Ausfahrt… Den Blinker hast du einen Tick zu spät gesetzt. Jetzt links abbiegen.“

Diesmal war der Schulterblick da.

Marks Hände kneteten das Lenkrad, dann wischte er sich die rechte Hand an der Hose ab.“

„Läuft doch prima, Mark. Aber lass die Hände am Steuer, neun Uhr und drei Uhr, da hast du die beste Kontrolle.“

Der Junge entspannte sich etwas.

„Wie sieht’s mit der Theorie aus?“ erkundigte sich Andree. Mark hatte schon weit mehr als die vorgeschriebenen Theoriestunden absolviert. Eigentlich müsste er ihn zur theoretischen Prüfung anmelden können.

„Hast du dir schon mal ein paar Bögen angesehen?“

Mark zuckte mit den Schultern.

„Kann dir jemand dabei helfen? Vielleicht ein Kumpel, der die Theorie schon hat?“

„Mal sehen“ murmelte Mark. Er runzelte die Stirn.

„Mein Freund ist nach Steinbach zu seiner Oma gezogen. Er hat in Haiger Arbeit gekriegt.“

„Gut für ihn, aber blöd für dich. Das ist ja eine Weltreise ohne Auto.“

„Hm“ brummte Mark.

Er fuhr gut heute. Andree lobte ihn, nachdem sie den nächsten Schüler zuhause abgeholt hatten. Im zweiten Drittel war das oft so. Die Schüler waren nicht mehr so unsicher wie am Anfang und die Prüfung schien in weiter Ferne zu sein. Da fuhren sie entspannter. Wenn es nur so bliebe!

Sein Handy klingelte.

„Gehring?“

Die Stimme von Jens antwortete: „Ich habe einen VW-Bus für dich.“

„Und was soll ich damit?“ Andree hatte keine Lust, schon wieder für Jens zu arbeiten. Alles hatte seine Grenze. Er war froh, dass sein Ausflug mit den Kindern Jule versöhnt hatte. Sie redete wieder normal mit ihm.

„Du sollst drin schlafen, wenn du in Frankenthal an dem Kletterwettbewerb teilnimmst“ sagte Jens stolz, als hätte er das Campen in Bussen persönlich erfunden. „Das spart dir einen Haufen Geld, oder? Ich verkaufe ihn, wenn du wieder zurück bist.“

„Da vorne geradeaus“ sagte Andree zu seinem Fahrschüler.

Er hatte sich das Kletter-Wochenende bereits abgeschminkt. Zu teuer, zu kompliziert. Aber wenn er sich um die Unterkunft nicht mehr kümmern musste…

„Warum sagst du nichts?“ fragte Jens enttäuscht. „Ich habe ewig gebraucht, um das Teil für dich aufzutreiben!“

„Jens … also danke. Ich weiß das zu schätzen. Ich habe mich aber gar nicht angemeldet.“ Mit leiser Stimme fügte er hinzu: „Jetzt rechts abbiegen.“

„Na und? Es gibt doch auch Tages-Karten. Fahr hin, sieh es dir an, und wenn du bleiben willst, zahlst du jedenfalls nichts fürs Übernachten.“

„Und was erzähle ich Jule?“

„Dir wird schon was einfallen. Ich kann ihr ja eine Nachricht von dir bringen. Du hast einen Kurs oder so etwas. Musstest schnell zusagen.“

„Also gut. Halt! Das war ein Stoppschild, Lukas! Wenn die Ampel nicht funktioniert, dann gelten die Schilder, das weißt du doch!“

Jens wartete, während Andree seinen Schüler auf die Hauptstraße dirigierte.

„Also gut. Ich werde mir mal das Kursangebot für Fahrschullehrer ansehen. Ich melde mich wieder bei dir.“

„Okay. Bis dann.“

Jens war verschnupft, das konnte er hören. Aber der würde sich wieder einkriegen, das wusste Andree aus Erfahrung.

Frankenthal, der Kletter-Event … reizen würde ihn das. Sehr sogar. Und danach würde er mit Jule sprechen. Er musste ihr sagen, dass er auf sein Hobby nicht verzichten wollte. Auf keinen Fall.

Eine gute Ehe ging von so etwas nicht kaputt.

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