Читать книгу Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen - Billy Remie - Страница 4

Prolog

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Sie warfen ihn in eine dunkle Kerkerzelle.

»He!« Eagle rappelte sich auf, sie hatten ihn übel zugerichtet, doch trotz der Schmerzen in seinem zertrümmerten Gesicht, gelang es ihm sich gegen die Gittertür der Zelle zu werfen. »Was soll das?«, rief er den königlichen Wachen nach. Er rüttelte an den Stäben. »Ich habe nichts verbrochen! Ich bin ein unschuldiger Mann!«

Sie gingen und ihre Schritte verklangen in den kahlen Fluren des königlichen Kerkers.

»Mist!« Eagle trat gegen die Zellentür und fluchte gleich darauf erneut, weil er sich den Zeh gestoßen hatte. Er tanzte auf einem Bein, den anderen Fuß hielt er umklammert bis der Schmerz abklang und er erleichtert zu einer Ecke unterhalb eines kleinen, vergitterten Fensters hinkte. Ausatmend ließ er sich auf den Hintern fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatten ihm nur ein dünnes Leinenhemd und seine Hose gelassen, sogar die Stiefel hatten sie ihm weggenommen. Dreckige Geier! Eagle spuckte auf den Boden.

Aber er konnte nur sich selbst für diese Lage verantwortlich machen. Gegen den guten Rat seiner Mutter war er aus seiner sicheren Festung geschlichen und hatte sich auf und davon gemacht, um die Welt zu sehen. Er war zwanzig Sommer alt und hatte abgesehen von den sicheren Wänden und Mauern seines Zuhauses noch nichts anderes gesehen; er hatte nach Abenteuern gesucht.

Jedoch hatte er bemerkt, dass er für Abenteuer nicht vorbereitet gewesen war. Er konnte weder jagen noch ein Feuer entzünden, noch sonst irgendetwas, das ihm beim Überleben geholfen hätte. Nachdem seine Vorräte zu Ende gegangen waren, hatte er Hunger gelitten, außerdem waren seine Silbermünzen ausgegangen, weshalb er sich kein Zimmer in einem Gasthaus hatte leisten können.

Eagle hatte aus Not gehandelt, als er sich auf dem Mark einen Apfel angeeignet und dann in den Ställen geschlafen hatte. Niemand hatte ihn darüber aufgeklärt, dass er König Rahff den Zweiten höchstpersönlich bestiehl – und dass es verboten war, in dessen Ställen zu schlafen.

Jetzt saß er in dieser blöden Zelle fest und konnte nur hoffen, dass seine Mutter ihn vielleicht irgendwie wieder freikaufen konnte.

Erneut wurde im Kerker die Tür geöffnet und Eagle erhob sich bereits, weil er hoffte, sie würden ihn wieder gehen lassen. Vielleicht war König Rahff ja gnädiger, als von ihm behauptet wurde.

Jedoch zerstreuten sich Eagles Hoffnungen, als keine Wachen, sondern gepanzerte Ritter in glänzenden Rüstungen hereinkamen. Sie schleiften einen bewusstlosen Mann zur Nebenzelle, der Gefangene blutete aus einer Kopfwunde.

Die Gittertür quietschte, als sie geöffnet wurde. Die Ritter der Königsgarde warfen den Mann in die Zelle, der reglos auf der Seite liegen blieb. Etwas fiel aus der Kleidung des Gefangenen und rutschte über den Boden in die Nähe der Gitterstäbe, die Eagles Zelle von der anderen trennte.

Die Ritter schienen es nicht zu bemerken, sie verschlossen die Zelle und verließen den Kerker wieder, einer der beiden pfiff dabei fröhlich vor sich hin, obwohl er gerade einen Todgeweihten seinem Schicksal überlassen hatte. Denn König Rahff ließ alle Gefangenen hinrichten, ob Dieb oder Mörder, der König schlachtete alle Verbrecher ab. Selbst jene, deren einziges Verbrechen es war, der falschen Religion oder Rasse anzugehören, denn König Rahff vertrat das Gesetz der Kirche, und diese kannte keine Gnade, nur Fremdenhass.

Eagle wartete ab, bis die Tür geschlossen wurde. Dann ging er zur Gitterwand.

»Hallo?« Eagle sank auf die Knie und betrachtete den anderen Mann. »Geht es Euch gut?«

Der Mann blieb reglos auf dem Boden seiner Zelle liegen. Vielleicht war er betrunken und hatte im Vollrausch die Wachen angegriffen? Aber warum wurde er dann von Rittern der Garde hereingeschleift? Er stank auch nicht nach Alkohol, obwohl Eagle Erbrochenes an ihm riechen konnte.

»He, du!«, rief er lauter.

Es tat sich nichts.

Eagle fuhr sich durch sein rotblondes Haar und seufzte unzufrieden. Er hätte dem Mann gerne geholfen, das lag in seiner Natur, er half jedem, auch Fremden, vor allem jenen, die verletzt waren. Doch er kam leider nicht an den reglosen Mann heran.

Da der andere Mann nicht aufwachte, langte Eagle nach dem Gegenstand, den er verloren hatte. Er presste das Gesicht gegen die Eisenstangen und streckte den Arm in die Nebenzelle. Seine Finger angelten die Kante und er zog den Gegenstand näher.

Es war ein zerschlissenes, kleines Buch.

Eagle setzte sich mit dem Rücken an die Gitterstäbe und fuhr über den ledernen Einband. Er wirkte stark abgenutzt und feucht. Er schlug das Buch auf. Mit dunkler Tinte hatte jemand in krakeliger Handschrift seine Gedanken festgehalten. Eagle rutschte näher zur vergitterten Öffnung, die sich direkt unterhalb der Zellendecke befand. Er setzte sich ins Licht und begann zu lesen ...

Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen

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