Читать книгу Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen - Billy Remie - Страница 6
2
ОглавлениеZwölf Jahre zuvor ...
Derrick war ein schmutziger Bauernjunge ohne jegliche Manieren, der jedoch große Träume hatte. Eines Tages wollte er sich einen Platz in der königlichen Armee Carapuhrs sichern. Er wollte ganz weit nach oben, er wollte Kommandant oder sogar Hauptmann werden. Doch seine hochgesteckten Ziele waren für ihn nicht zu erreichen.
Glaubte er.
Derrick war bereits siebzehn Jahre alt. In Carapuhr wurden Jungen aber schon mit zwölf in die Armee eingezogen. Ihm fehlten ganze fünf Jahre Erfahrung und wichtiges Training. Dabei wäre er ein guter Soldat geworden. Doch sein Vater, ein armer Bauer, hatte andere Pläne mit ihm gehabt und versteckte seinen talentierten Sohn vor den Soldaten des Königs. Weil er ihn für die Feldarbeit benötigte. Damit er seine Familie über den Winter bringen konnte, hatte Derricks Vater behauptet, sein Sohn sei gestorben.
Derrick war der einzige Sohn unter fünf Schwestern. Er unterschied sich sehr von anderen Jungen und hatte keine Freunde. Ihn interessierten die Nöte seiner Familie nicht, so war es auch nicht ungewöhnlich, dass er mit siebzehn genug von seinem einfachen Leben hatte und seine Familie ohne schlechtes Gewissen verließ.
Sein Weg führte ihn ohne Umwege direkt zur königlichen Burg.
In der unteren Stadt lebte er einige Monate im Schatten der Burg als einfache Gassenratte. Was er dort erlebt hatte, würde er nicht einmal unter Folter erzählen. Nur soviel sei verraten: In der Unteren Stadt, Heimat aller Schurken, war ein junger Bursche nichts weiter als eine freilaufende Hure. Aber Derrick hatte es überstanden, hatte die Monate überlebt, wurde zäher durch seine Erfahrungen.
Der Hunger trieb ihn schließlich in die wohlhabende Hohe Stadt, doch er war kein geschickter Dieb. Er hätte sich lieber von Beginn an als Söldner verdingen sollen.
Er wurde erwischt, als er einem Adeligen den Silberbeutel vom Gürtel schneiden wollte.
Derrick floh – aus Mangel an geographischen Kenntnissen – in die falsche Richtung und wurde in die Burg getrieben, wo gerade ein großes Fest stattfand, auf dem alle angesehenen und hochrangigen Jarls, Barone, Fürsten und welche Titel es noch so gab, zugegen waren.
Alle waren in hellem Aufruhr, als wäre ein Wildschwein aus Versehen bei einer Treibjagd mitten in eine Menge Tournierbesucher gerannt.
So im Etwa stellte sich Derrick auch an. Er rutschte auf den ungewohnt glatten Böden der königlichen Burg aus und riss einige Gegenstände um. Er richtete eine Verwüstung an, über die noch heute die alten Damen empört berichten.
Aber er war trotz seiner Panik nicht unfähig. Er war flink, auch wenn er fiel. Derrick konnte sehr hoch springen, er wies Gerissenheit auf, als er Regale umwarf um die Wachen daran zu hindern, ihn zu verfolgen. Er war klug genug, nicht zu kämpfen, wo ein Kampf zwecklos gewesen wäre. Er hatte Talente, mit denen sich keine Leibwache des Königs ausweisen konnte. Talente, die man sich nur auf der Straße aneignete.
An diesem Tag glaubte Derrick, er wäre in sein Verderben gerannt, aber er irrte sich. Er irrte sich gewaltig. Denn an diesem Tag traf er auf mich. Und ich rettete ihm das Leben.
Im Gegenzug verlangte ich nur, dass er mir seines verschrieb.