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Georges stieg als Erster aus dem Aufzug. Ihm folgten Rachid und Ahmed. Dann kam ein mürrischer Alain. Georges schloss die Türen und schickte den Fahrstuhl zurück an die Oberfläche. Die letzten fünf Meter bis zur Sohle des Victoriaschachts gingen sie in einer Reihe. Es nieselte. Alle vier legten die Köpfe zurück, um einen letzten Blick auf den bedeckten Himmel zu werfen, bevor sie im Untergrund verschwanden. An diesem Mittwoch im November um neun Uhr morgens war Paris regenverhangen. Der obere Teil des achtstöckigen Wohnblocks, der sich an der Ostseite des Schachts befand, verschwamm im Nebel. Das Gebäude schien auf einem schmalen Grat zu balancieren, als würde es jeden Moment in die Tiefe stürzen.

Die vier Männer begaben sich in einen kurzen Verbindungsgang und hatten rasch ihren Abschnitt der südlichen Tunnelröhre erreicht. Das Bohraggregat befand sich in einem Kilometer Entfernung. Der Durchbruch sollte irgendwann im nächsten Frühjahr erfolgen. Auf dem Weg zum Zentralbereich mussten die vier einigen Raupenfahrzeugen Platz machen, die in ihren großen Eisenbehältern Kies und Gesteinsbrocken abtransportierten und auf ein kilometerlanges Förderband kippten. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie nahezu achthunderttausend Kubikmeter Gestein aus dem Weg geräumt. Am Ende sollten es 1,2 Millionen Kubikmeter sein. Würde man alles auf einen einzigen Zug laden, wäre dieser so lang wie die Strecke Paris–Nizza.

In der Tunnelröhre wölbte sich die Decke glatt und weiß. Zum ersten Mal wurde eine Technik angewandt, die dasselbe Finish ergab wie der beste Betonguss beim Hochbau. Man hatte viel experimentieren müssen, um die Feuchtigkeits- und Temperaturbedingungen kompensieren zu können. Es musste immer noch geschliffen werden, um die Oberfläche völlig glatt zu bekommen, aber Georges war stolz auf das Resultat. Das ließ sich mit den rauen und grauen Wänden der Metro doch gar nicht vergleichen.

Der Boden war immer noch ein einziger Matsch. Die vier Männer versuchten, dem tiefsten Schlamm auszuweichen, indem sie einen neuen Verbindungstunnel benutzten, den man geschaffen hatte, um die Arbeit zu erleichtern und die Belüftung zu verbessern. Wenn alles fertig gestellt war, sollte er zugeschüttet und verplombt werden. Am anderen Ende des Tunnels bogen sie erneut nach links ab und gingen weitere fünfzig Meter geradeaus, bis sie den Ort erreichten, der später einmal die eigentliche Station »Condorcet« werden sollte und bereits als Kathedrale bezeichnet wurde, obwohl sie erst ein Drittel ihrer endgültigen Länge erreicht hatte.

Dort, wo die Männer standen, war die Halle dreißig Meter breit und fünfundzwanzig Meter hoch. Auf Grund der Einsturzgefahr ging man in verschiedenen Etappen vor. Hatte man sich drei Meter weiter in das Gestein vorgearbeitet, goss man die Stelle mit Beton aus, bevor die Arbeiten fortgesetzt wurden. Gleichzeitig wurden in gleichmäßigen Abständen meterdicke Betonpfeiler errichtet, die halbhoch zur Decke der Kathedrale emporragten. Die Pfeiler sollten später die Betonplatte tragen, die als Boden für Millionen von Zugreisenden diente. Man hatte sich frühzeitig dafür entschieden, diesen Deckel nicht völlig zu schließen. Die Architekten hatten darauf bestanden, den Fahrgästen der Zukunft das Schwindel erregende Raumgefühl beim Blick in die Tiefe nicht vorzuenthalten. Auch sie sollten Gelegenheit erhalten, vor Bewunderung für dieses bautechnische Meisterwerk auf die Knie zu sinken. Viele Reisende jedoch, die keine genauen Kenntnisse von der tatsächlichen Belastbarkeit dieses Bauwerks hatten, würden sich bestimmt fragen, wie es nur möglich war, unterhalb eines Wohnviertels mit achtstöckigen Häusern einen Hohlraum in der Größe der Kathedrale von Notre-Dame zu schaffen. Einige mochten sich auch überlegen, was wohl geschehen würde, wenn ein Terrorist unter den tragenden Elementen eine Bombe zündete.

Die Führungsriege des Eole-Projekts hingegen wusste ganz genau, was dann geschehen würde. Sie war sich darüber im Klaren, dass die Detonation einer Sprengladung, platziert an der richtigen Stelle, noch bevor alle Verstärkungs- und Stützmaßnahmen abgeschlossen waren, zu einer Katastrophe führen musste, und zwar nicht nur für die dreihundertfünfzig Arbeiter, die sich ständig unter Tage befanden, sondern für alle Menschen, die sich in den Wohnungen über der Erde aufhielten. Würde dies tagsüber geschehen, rechnete man mit bis zu zehntausend Opfern. Nachts mit ungefähr der Hälfte. Und was das Schlimmste war: in jedem Fall würde kaum Hoffnung bestehen, Überlebende aus den versunkenen Ruinen zu befreien, weil das Grundwasser zehn Meter hoch in der Halle stehen würde.

Daher war es nicht verwunderlich, dass Sicherheitsvorkehrungen höchste Priorität besaßen, nicht nur was den Schutz vor Terroranschlägen betraf, sondern auch hinsichtlich der Vermeidung von Fehlern und Unfällen. Alles wurde routinemäßig mehrmals die Woche inspiziert und kontrolliert: Aufzüge, Pumpen, das Stromnetz, die Belüftungsanlagen, die Sprossen im Schacht, das Abwasserrohr, das Hunderttausende von Kubikmetern Wasser in die Seine leitete, sowie das Gerüst, das während der Verschalung der Decke als Fundament diente. Abteilungsleiter und Vorarbeiter waren angewiesen, die Arbeiter nicht anzutreiben. Deren Anzahl war von den sechs Gesellschaften des Konsortiums mit Bedacht ausgewählt worden. Größte Angst hatte man von Anfang an vor einem Terroranschlag gehabt. Besonders Algerier wurden einer eingehenden Prüfung unterzogen, bevor man sie einstellte.

Dies alles wusste Rachid. Er wusste, was für Probleme die GIA gehabt hatte, jemanden unter der Erde einzuschleusen. Doch jetzt war er hier und durfte nicht versagen. Der Imam hatte Rachids Situation mit unangreifbarer Logik geschildert. Glückte seine Mission, erwarteten ihn ewiger Ruhm und ein Platz an Allahs Seite. Scheiterte er, mussten er und seine Familie sich auf Tod und Erniedrigung einstellen. Die schlimmste Drohung war nicht die Ausrottung seiner Familie, sondern dass sie vor Allah als Verräter dastehen würden, auf die das ewige Feuer der Verdammnis wartete. Rachid gab dem Imam Recht. Sie verdienten nichts Besseres, wenn er scheiterte. Doch er konnte nicht scheitern.

Georges blieb am westlichen Ende der Halle stehen, die einmal der Bahnhof »Condorcet« sein würde, 228 Meter lang und 58 Meter breit, inklusive der beiden Seitentunnel. Unweit entfernt lärmte eine Gesteinsbohrmaschine. Georges winkte die anderen näher zu sich heran, damit sie hören konnten, was er sagte.

»Du, Rachid, nimmst dir die Pumpen an diesem Ende vor, Alain die da drüben und Ahmed die im mittleren Abschnitt. Sobald ihr euch davon überzeugt habt, dass alle einwandfrei funktionieren, gebt ihr mir Bescheid. Danach werde ich den Kontrollraum anweisen, den Strom zu unterbrechen, und sehe mir den ersten Generator an. Wenn ich bestätigt habe, dass das Notstromaggregat funktioniert, prüft ihr nochmals alle Pumpen und gebt mir dann Bescheid. Alle Betriebsstörungen auf Grund des Stromausfalls müssen gemeldet werden. Wenn ihr einen Filter entdeckt, der mit Lehm verstopft ist, reinigt ihr ihn, bevor ihr euch bei mir meldet. Danach gehen wir zum Generator Nummer zwei.«

Alle nickten. Georges sah sie verschwinden. Zwanzig Minuten später führten sie das erste Gespräch. Rachid teilte mit, dass alle Pumpen in seinem Bereich einwandfrei funktionierten und er einen Filter gereinigt habe. Kurz darauf meldete Ahmed den Ausfall einer Pumpe. Er gab die Nummer der Pumpe durch. Georges nahm Kontakt zu dem Mitarbeiter auf, der für die Pumpen verantwortlich war. Dieser sah keinen Anlass, die Überprüfung abzubrechen. Die defekte Pumpe könne man später reparieren. Der Bericht von Alain ließ auf sich warten. Das war typisch. Schließlich versuchte Georges, zu ihm Kontakt aufzunehmen, erhielt aber keine Antwort. Fünf Minuten später meldete sich Alain. Er teilte mit, dass alles in Ordnung sei, er hatte allerdings eine Weile gebraucht, um sich aus dem Schlamm zu befreien, als er einen verstopften Filter reinigte. Georges sagte dem Ingenieur im Kontrollraum, er könne jetzt den Strom unterbrechen. Eine halbe Minute später wurde das Licht schwächer, bevor es wieder mit voller Kraft erstrahlte. Das war ganz normal. Mit einem kurzzeitigen Stromausfall musste gerechnet werden, ehe die Generatoren die Versorgung übernahmen. Georges meldete sich bei den drei Männern und ordnete eine weitere Inspektion an. Wie beim ersten Mal gab Rachid als Erster Bescheid: Alles funktioniere einwandfrei. Bei Ahmed dauerte es etwas länger, bevor auch er mitteilte, dass, abgesehen von der defekten Pumpe, alles in Ordnung sei. Erst eine Viertelstunde später ließ Alain von sich hören. Er war außer Atem. Georges bat ihn, sich zu beeilen. Er nahm erneut Kontakt zum Kontrollraum auf und wies an, den Generator Nummer eins abzuschalten. Wie beim ersten Mal gab es eine kurzzeitige Stromunterbrechung, bevor der zweite Generator automatisch ansprang. Georges rief alle drei an und sagte, sie könnten jetzt mit der letzten Kontrolle beginnen.

Dieses Mal erhielt er gar keine Rückmeldung. Nach ungefähr zehn Minuten erloschen plötzlich sämtliche Lichter. Für kurze Zeit war alles dunkel, bevor die batteriebetriebenen Notlampen den Tunnel in ein trübes Licht tauchten. Nach und nach blieben die Grab- und Bohrmaschinen stehen. Georges rief sofort den Kontrollraum an.

»Was ist passiert?«

»Keine Ahnung. Die Generatoren laufen volle Kraft und erzeugen Strom. Kann nur ein Kabelbruch sein. Wir melden uns wieder.«

Dreißig Sekunden später schallte aus den Lautsprechern eine Durchsage: »An alle Mitarbeiter. Wir haben einen Stromausfall und versuchen, den Schaden zu beheben. Alle nehmen ihre Evakuierungsplätze ein. Wenn der Schaden nicht innerhalb von zwanzig Minuten behoben ist, beginnen wir mit der Evakuierung. Warten Sie auf weitere Anweisungen.«

Von allen Seiten tauchten Schatten auf, die sich auf die verschiedenen Schächte zubewegten. Sie bildeten schweigende Gruppen unter den Sprossen, die nach oben führten. Die Aufzüge funktionierten auch dann, wenn sie nur von den Notstromaggregaten mit Strom versorgt wurden. Eine größere Gruppe begab sich in Richtung Victoriaschacht, wo sie ein Kran in großen Behältern an die Oberfläche hieven sollte. Zweimal zuvor waren große Evakuierungsübungen der gesamten Mannschaft unter realistischen Bedingungen durchgeführt worden. Alles war nach Plan verlaufen. Georges hatte keine Zweifel, dass die Arbeiter rechtzeitig an die Oberfläche gelangen würden, bevor das Wasser den Hohlraum flutete. Mehrere Löschzüge befanden sich schon auf dem Weg. Sie konnten zwar nicht verhindern, dass das Grundwasser Tunnel und Schächte füllte, verschafften ihnen jedoch mehr Zeit für die Evakuierung und die Suche nach dem Fehler. Wo lag er und was hatte ihn verursacht? Georges hatte nur eine vage Vorstellung von der elektrischen Versorgung. Die gehörte nicht zu seinem Aufgabenbereich. Doch es musste etwas absolut Unvorhergesehenes passiert sein, dessen war er gewiss. Kabel brachen oder lösten sich nicht einfach von allein. Er musste immer wieder an Alain denken. Seine Stimme hatte am Telefon so merkwürdig geklungen. Er hätte auch nicht so viel Zeit benötigen dürfen, bevor er sich gemeldet hatte.

Nur wenige Minuten nach der Lautsprecherdurchsage tauchte Rachid aus dem Zwielicht auf. »Was ist los?«, schrie er.

»Reg dich ab!«, sagte Georges scharf. »Du wirst schon nicht sterben. Im Notfall haben wir genug Zeit zur Evakuierung.«

»Sterben?«

Rachid brach in Hohngelächter aus.

»Glaubst du etwa, ich habe Angst zu sterben? Ich? Ich will nur wissen, warum der Strom ausgefallen ist.«

»Ich habe auch keine näheren Informationen. Am Telefon sprachen sie von einem möglichen Kabelbruch. Das Netz und die Generatoren sind in Ordnung.«

In diesem Augenblick bemerkte Georges, dass auch Ahmed schon bei ihnen war. Georges hatte ihn nicht kommen gehört, obwohl völlige Stille herrschte.

»Wo ist Alain?«, fragte Ahmed.

»Der ist wohl direkt zu seinem Evakuierungsplatz gegangen«, sagte Georges. »So wie vorgeschrieben.«

»Wir müssen rauskriegen, was los ist«, sagte Rachid. »Die Pumpen müssen schnellstens wieder anfangen zu arbeiten.«

»Schon, aber unsere persönliche Sicherheit geht vor. Du kennst die Vorschriften genauso gut wie ich.«

Rachid entgegnete nichts, sondern begann zu laufen. Was war los mit ihm? Ahmed setzte ihm nach.

»Wo wollt ihr hin?«, rief Georges, bevor er sich an ihre Fersen heftete.

Wenige Minuten später standen sie in dem kleinen Schacht Nummer elf, der in das Foyer eines Kinos mündete.

Rachid zog eine kleine Lampe hervor, befestigte sie rasch oberhalb der Stirn an seinem Helm und begann die Sprossen hinaufzuklettern.

»Da geht’s nicht lang!«, rief Georges ihm nach. »Der Ausgang ist verplombt.«

»Ich folge ihm«, sagte Ahmed.

»Bleib hier! Ihr seid nicht rechtzeitig wieder unten, falls evakuiert werden muss.«

»Rachid weiß schon, was er tut«, sagte Ahmed und begann die Sprossen hinaufzuklettern.

Georges ging zum nächsten Telefon und rief den Kontrollraum an. Er sagte, einer seiner Leute glaube zu wissen, wo der Fehler steckt, und versuche ihn zu beheben.

»Ihr habt zwölf Minuten Zeit«, sagte eine gepresste Stimme. »Dann müsst ihr eure Plätze einnehmen.«

Zwölf Minuten! Wenn Rachid und Ahmed wirklich ganz nach oben wollten, hatten sie keine Chance zurückzukehren, bevor es zu spät war. Sie würden in ungefähr zehn Metern Höhe über dem Grundwasserspiegel eingeschlossen sein. Wie lange würde ihr Sauerstoff ausreichen? Wie lange würden sie sich an den schmalen Sprossen festklammern können? Es würde seine Zeit brauchen, bis man den Schacht von oben wieder geöffnet hatte. Sie konnten die Plombe ja nicht einfach sprengen, solange sich Ahmed und Rachid im Schacht befanden.

»Habt ihr was rausgekriegt?«, fragte Georges den Mann im Kontrollraum.

»Unsere Leute überprüfen gerade die Kabel der Generatoren. Halte mich auf dem Laufenden.«

»Mach ich. Aber bereitet euch darauf vor, dass wir den Schacht Nummer elf noch mal öffnen müssen. Zwei meiner Männer sind dort auf dem Weg nach oben.«

»Wirklich? Das Rohr mit den Hauptkabeln läuft quer durch Schacht elf.«

Georges legte auf und starrte hinauf ins Dunkel. Weil der Schacht Nummer elf nur vorübergehend benutzt und später geschlossen worden war, hatte man sich nicht die Mühe gemacht, ihn mit einer Notbeleuchtung auszustatten. Weit über seinem Kopf sah Georges den flackernden Lichtkegel der Lampe an Rachids Helm. Wenige Minuten später war er verschwunden. Was taten sie nur da oben? Georges schaute auf die Uhr. Er schrie hinauf, dass die Hälfte der Zeit um sei. Wenn sie nicht unverzüglich umkehrten, sollten sie bleiben, wo sie waren. Er würde dafür sorgen, dass der Schacht von oben geöffnet würde. Das könne aber ein paar Stunden dauern. Er bekam keine Antwort. Erneut blickte er auf die Uhr. Jetzt war es zu spät. Er musste anfangen, an sich selbst zu denken. Oder sollte er ihnen hinterherklettern? Nein, es war besser, an die Oberfläche zu gelangen und dafür zu sorgen, dass der Schacht geöffnet wurde, bevor ein Unglück geschah.

Er hatte sich gerade umgedreht, als das Licht im Tunnel zurückkehrte. Er rief sofort den Kontrollraum an. »Sieht so aus, als wäre der Fehler behoben«, sagte er erleichtert.

»Ja«, jubelte die Stimme. »Alle Lampen stehen auf Grün. Waren das deine Leute?«

»Ich weiß nicht. Sie sind noch nicht zurück.« Wenige Minuten später kam eine weitere Nachricht aus den Lautsprechern: »Durchsage an alle Mitarbeiter. Der Fehler ist behoben. Die Evakuierung kann in aller Ruhe durchgeführt werden. Die Arbeiten werden für heute beendet, bis die Ursache des Fehlers überprüft ist und wir uns vergewissert haben, dass keine Gefahr mehr besteht.«

Georges hörte einen Jubelsturm durch die Schächte und Tunnel brausen. Er wusste, dass er nichts damit zu tun hatte, dass die Arbeiter für den Rest des Tages frei bekamen, sondern damit, dass ihr Lebenswerk außer Gefahr war. Das war ein schlagender Beweis für die Existenz dessen, was man als den besonderen Geist dieses Projekts bezeichnete: den gemeinsamen Stolz auf die Durchführung eines der anspruchsvollsten Bauvorhaben, die jemals in Frankreich realisiert worden waren.

Einige Minuten später waren Rachid und Ahmed wieder zur Sohle des Schachts zurückgekehrt. »Erzählt!«

»Ein Stromkabel hatte sich gelöst«, sagte Rachid.

»Warum hast du vermutet, dass das Kabel nicht in Ordnung war?«

»Ich war vor ein paar Monaten bei den Arbeiten in diesem Schacht dabei. Mir ist eingefallen, dass das Rohr mit den Hauptkabeln dort oben mündet.«

Rachid war ein helles Köpfchen. Aber das erklärte nicht alles.

»Aber wie konntest du wissen, dass es sich um Schacht elf handelte? Es gibt noch ein Dutzend andere Schächte.«

»Schacht elf war am vielversprechendsten.«

»Wie meinst du das?«

»Es gibt keinen besseren Platz für eine Sabotage.«

»Sabotage?«

»Jemand hatte das Hauptkabel gelöst, das zum Verteiler führt.« Erneut dachte Georges an Alains sonderbare Stimme und Kurzatmigkeit am Telefon. Plötzlich war Georges sicher, dass Alain hinter dem Vorfall steckte, auch wenn es nicht den geringsten Beweis dafür gab.

»Danke für die Hilfe«, sagte Georges. »Sie soll nicht umsonst gewesen sein. Ich werde dafür sorgen, dass der Chef davon erfährt.«

Ahmed schwieg immer noch. Was für eine merkwürdige Geschichte: Rachids hysterische Reaktion, als hinge sein Leben davon ab, dass die Baustelle nicht im Grundwasser versank. Ahmeds Schweigen. Alains Stimme am Telefon. Später kam Georges noch etwas anderes in den Sinn: Woher wusste Rachid, dass es die Hauptkabel waren, die in diesen Schacht mündeten? Um sich vor Terroranschlägen zu schützen, kannten nur die Vorarbeiter und Abteilungsleiter den genauen Verlauf der Kabel. Hatte Rachid einfach richtig geraten?

Der böse Blick

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