Читать книгу Marjorie & Lorraine - Blossom Rydell - Страница 8

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Kapitel 6

Als sich Lorraine erkundigte, wie mein Abend verlaufen sei, zögerte ich ein wenig mit der Antwort. Soll ich ihr tatsächlich erzählen, was ich gemacht habe?Aber schließlich hat sie ja eine Beziehung mit Cataleya geführt, oder?, ging es mir durch den Kopf. Wer, würde mein Bedürfnis nach weiblicher Gesellschaft verstehen, wenn nicht sie? Nachdem ich meine Unsicherheit besiegt hatte, erzählte ich ihr, dass ich die gestrigen Stunden damit verbracht hatte, mit einer Freundin zu plaudern. »Wein, Pralinen und den ›Chick-Flick‹-Film«, fasste ich mein Treffen mit Courtney kurz zusammen.

Sie dachte wohl einen Moment über mich nach, bevor sie sich wieder dem neuesten Projekt zuwandte. Erst in dem Moment, da sie wieder etwas sagte, erinnerte mich daran, dass ich sie im Glauben gelassen hatte, mich am Abend mit meiner Familie getroffen zu haben. Wird sie jetzt denken, dass ich sie angelogen habe?, fragte ich mich still, wo ich ihre Einladung mit dieser unüberlegten, schnellen Ausrede abgelehnt hatte. Ich öffnete meinen Mund, um es ihr zu erklären, aber sie wies mich bereits in die zu erledigenden Arbeiten ein. »Okay, dann werde ich mich ihr während der nächsten Kaffeepause erklären oder beim Mittagessen«, murmelte ich in mich hinein.

»Bis zur Markeinführung der neuen Produktpalette werden noch einige Monate ins Land gehen«, informierte sie mich. »Aber verständlicherweise ist unsere Kundin schon jetzt sehr gespannt zu erfahren, welche innovativen Kniffe unsere Agentur werbetechnisch so draufhat.« Sie sah mich offen an. »Ich persönlich denke ja: Sie will uns auf die Probe stellen.«

»Ich habe bereits eine ausführliche Beschreibung über die letzte Produktreihe geschrieben und dir zukommen lassen …« Ich warf einen Blick auf das Herstellerlogo. »Meinst du, sie traut uns das nicht zu? … Ich meine: Wie kommst du darauf, dass sie uns auf die Probe stellt?«

»Weil wir momentan nicht die einzigen sind, mit denen sie zusammenarbeitet. Bislang hat sie sich immer die besten Eier aus verschiedenen Körben herauspickt.«

»Und du denkst, sie wird sich in Zukunft ausschließlich auf uns konzentrieren?«

»Zumindest sagt mir das mein Bauchgefühl und darauf konnte ich mich bislang immer verlassen.«

»Okay, dein Bauch also«, nickte ich und schmunzelte. »Das würde ja bedeuten, dass ihr bislang gefällt, was wir ihr zugeschickt haben.«

»Nein, sie mag nicht was wir, sondern was und wie du schreibst.« Sie lächelte. »Sie hat sich dahingehend sehr eindeutig geäußert.«

»Jetzt sag' nur nicht, dass sie ausgerechnet nach mir gefragt hat.«

»Hat sie aber. Nach dir und keiner anderen.«

»Damit steigt der Druck.«

»Kommst du damit klar?«

Ich ließ ihre Frage unbeantwortet. »Um was handelt es sich bei der neuen Produktpalette?«

»Spielzeug für Erwachsene.«

»Da gibt es unendlich viel … Etwas Neues …?«

»›High-Tech‹-Spielzeug für Frauen.«

»Was soll ich mir darunter vorstellen? … ›High-Tech‹ in einem Vibrator?«

Lorraine nickte.

»Cool.«

»›Remote Control‹, ›Bluetooth‹ und ›iPhone‹-Konnektivität.«

»Gibt es schon Entwürfe?«

Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ja, sogar schon erste Muster. Aber die sind nicht endgültig ausgefeilt.«

»›Dummies‹ also?«

»Leider. Sie will natürlich nicht, dass schon vorzeitig etwas von ihrer Technologie durchsickert.«

»Verständlich. Undichte Stellen sind ja grundsätzlich ein Problem und der Spielzeug-Markt für Erwachsene ist ausgesprochen lukrativ«, grinste ich.

»Lass' bloß keines der Muster im Bus, der ›Tube‹ oder im Taxi liegen.«

»Um Gottes willen, nein. Glaubst du ernsthaft, ich würde das tun?«

Lorraine schwieg für einen langen Moment, während Ihr Blick zwischen meinem Textentwurf und meinem Gesicht hin und her wanderte.

Aus irgendeinem unbestimmten Grund, begann ich mich plötzlich unwohl zu fühlen.

»Ich möchte, dass du so schnell wie möglich damit anfängst, Marjorie«, sagte sie schließlich. »Und ich hoffe sehr, dass ich dir vollends vertrauen kann.«

»Das kannst du voll und ganz. Warum sollte …«

»Wenn die Produkte von jemand anderem gesehen werden … Du kannst dir sicher sein, dass derjenige die Designs direkt kopieren wird …«

»Wer soll sie denn sehen?«, fragte ich. »Sie waren bislang hier im Büro und bei mir zu Hause würden sie auch sicher sein.«

»Ich muss dich etwas fragen.« Sie schaute mir direkt in die Augen. »Könnte dir aber vielleicht ein bisschen peinlich sein, verstehst du?«

»Okay«, nickte ich ihr auffordernd zu. »Frag' nur.«

»Es ist aber schon sehr persönlich.« Sie hielt den Blick. »Wenn du meine Frage nicht zu meiner Zufriedenheit beantworten kannst, werde ich dich nicht an dem Projekt arbeiten lassen.«

»Lorraine ...«, setzte ich mit trockenem Mund an, derweil ich mich fragte, worauf in aller Welt sie gerade hinauswollte.

»Schläfst du mit anderen Frauen?« Sie lehnte sich auf ihrem Bürosessel zurück und ließ mich nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen.

»Zur Hölle«, entfuhr es mir perplex. »Es war tatsächlich kein Scherz von dir, dass es sehr persönlich ist.«

»Ich muss das wissen«, beharrte sie.

»Warum? … Was hat das denn mit dem Projekt zu tun?«

»Wenn es so ist, könnten deine Gespielinnen die Entwürfe sehen, und das könnte unsere Agentur in arge Verlegenheit bringen.«

»Ah, okay. Verstehe«, erwiderte ich, als mir plötzlich die Gründe für ihre unangenehme Fragestellung klar wurden. Sie macht sich Sorge um Industriespionage, nicht um mein Sexualleben. »Ich, … ähm …«

»Du hast mir gestern einen Korb gegeben und mich glauben lassen, dass du dich letzte Nacht mit Mitgliedern deiner Familie getroffen hast. Aber heute Morgen hast du mich wissen lassen, du hättest den Abend bei Wein, Pralinen und einem ›Chick-Flick‹-Film mit einer Freundin verbracht ... Was stimmt denn nun?«

»Was, wenn ich mit jemandem zusammen gewesen wäre und nicht mit meiner Familie? Würdest du mir das abnehmen?«

»Wenn ich das Gefühl habe, ich kann dir nicht ganz vertrauen, dann …«

»Ich weiß. Alles streng geheim und vertraulich. Verstehe ich voll und ganz ... Aber wir haben letzte Nacht kein Spielzeug benutzt. Wir haben nur …« Meine Stimme verstummte, als mir bewusstwurde, dass ich ihr gerade eingestanden hatte, mit einer anderen Frau geschlafen zu haben.

Lorraine versteifte sich. »Gut. Ist angekommen.«

Ich seufzte. »Alles, was ich mit nach Hause nehme, bleibt unter Verschluss. Das habe ich immer so gehalten.« Ich hielt beschwörend drei Finger hoch, unsicher, ob die Geste gerade angebracht war oder nicht. »Großes Pfadfinderinnen-Ehrenwort.«

»Nun, ich denke, dass die Designs bei mir sicherer sind«, erklärte sie darauf. »Bedaure, Marjorie. Ich mag dich sehr. Das tue ich wirklich … Aber wir können uns in diesem Fall einfach keinen Patzer leisten.«

»Aber niemand würde die Muster zu Gesicht bekommen«, beharrte ich. »Nur du und ich.«

»Und die Frauen, mit denen du schläfst«, setzte sie nach.

»Nein, absolut nicht«, widersprach ich heftiger als gewollt. »Keine von ihnen würde …« Oh, fuck! Keine von denen?, schalt ich mich selbst. Jetzt habe ich ihr gegenüber auch noch zugegeben, promiskuitiv zu sein! Es überraschte mich nicht, dass sie direkt eine Braue anhob.

»Ich muss das noch einmal überdenken.«

»Bitte, schließe mich nicht aus. Ich kann die Muster wirklich unter Verschluss halten.«

Lorraine warf einen flüchtigen Blick auf ihre goldene Armbanduhr. »Wir sollten das später weiter besprechen. Ich habe noch ein paar Telefonate zu führen.«

»Bitte! Denk' darüber nach, ja?«

»Natürlich, das werde ich.« Sie schenkte mir ein Lächeln. »Du kannst jetzt gehen. Vielen Dank. Ich werde später mit dir sprechen.«

Als ich die Bürotür hinter mir schloss, war mein Geist eine wirbelnde Mischung aus Schmerz, Verärgerung, Traurigkeit und Sorge.

***

Marjorie & Lorraine

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