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Sexualität und Fremdgehen

Partner psychopathischer Menschen berichten von anfangs berauschendem Sex, der jedoch oft die Eroberungsphase nicht überdauert. Das lässt sich leicht erklären, erfüllt er ja einerseits die Anforderung, den Partner mit seiner Verführungsstrategie in ein Abhängigkeitsverhältnis zu stürzen, und beschert er andererseits anfangs den ersehnten Beweis vermeintlicher Grandiosität. Sexualität ist also nur ein geeigneter Raum, in dem der Psychopath seine Bindungen festigt. Echt ist an dieser Sache jedoch nichts, denn sich hinzugeben setzt eine große intime Offenheit voraus, die sehr verletzbar ist. Wir sprechen also sowohl von einem Risiko als auch von sich verschenkenden und liebenden Gefühlen, die nicht vorhanden sind. Das ist der eigentliche Kernkonflikt, der eine gesunde Intimität grundsätzlich unmöglich macht. Wäre der Psychopath offen für Kritik oder Einsichten, so müsste er sich eingestehen, dass seine Verführungskünste nichts anderes als eine Form der Ausbeutung und des sexuellen Missbrauchs sind.

Elena berichtet Folgendes:

„Ich habe schon mehrere Freundschaften gehabt, doch habe ich bei keiner auch nur im Ansatz so viel sexuelle Befriedigung erfahren. Mir schien es, als würde mein Freund sich in meiner Leidenschaft verlieren und mit mir zu einer Seele und einem Körper verschmelzen. Doch plötzlich änderte sich alles, einfach so, und ich war wie vor den Kopf geschlagen. Er rührte mich kaum noch an. Er gab vor, müde zu sein, Kopfschmerzen zu haben usw. Bis heute dachte ich immer, dies seien die klassischen Ausreden der Frauen, doch auch da überraschte er mich.

Ich hatte sofort die Schuld bei mir gesucht und wollte das nicht wahrhaben. Ich bot meine ganzen Verführungskünste auf: Ich ging zur Kosmetikerin, zum Frisör, kaufte mir neue Dessous, schmückte das Schlafzimmer romantisch und streute Rosen aufs Bett. Dennoch kam es nur noch selten zum Sex, und der war eine einzige Enttäuschung.

Er zeigte sich gefühllos, ja gelangweilt, und auf eine abstoßende Art animalisch. Aber trotzdem konnte ich nicht von ihm lassen. Ich versuchte ihn wieder und wieder zu verführen, um so wie früher Zärtlichkeiten zu erhalten. Doch jeder Kontakt war eine weitere Demütigung. Erst als ich begann, mich zurückzuziehen, zeigte er plötzlich Interesse und entdeckte erneut sein angeblich so leidenschaftliches Bedürfnis nach mir.

An dieser Stelle möchte ich gerne aufhören zu berichten, da für mich ein langes, schmerzhaftes Auf und Ab begann, das erst dann endete, als ich Hilfe suchte und annehmen konnte.“

Der große Rausch psychopathischer Selbsttäuschung hält gewöhnlich nicht lange an. Irgendwann kommt der Einbruch, da psychopathische Menschen stets von Neuem die Bestätigung ihrer eingebildeten Größe benötigen, was derselbe Partner auf Dauer nicht leisten kann. Ähnlich einem Junkie, der an der Nadel hängt, sind auch sie hochgradig süchtig und benötigen einen Schuss nach dem anderen. Nur ist ihre Droge nicht Heroin oder Ähnliches, sondern die unersättliche Gier nach Bewunderung und Einmaligkeit. Also wechseln sie zwangsweise und relativ wahllos und unspezifisch ihre Sexualpartner und fühlen sich als Playboys, die alle Frauen erobern können. Und anstatt sich vor sich selbst ob dieses äußerst trivialen und unpersönlichen Sexuallebens zu ekeln, sind sie erfüllt von Stolz auf ihre Leistungen. Die Situation könnte nicht skurriler sein.

Ein beliebtes Modell ist auch „Sex mit dem Ex“. Es verspricht den schnellen Kick, jedoch mit weniger Eroberungsarbeit, die anstrengend, zeitaufwendig und möglicherweise kostspielig ist.

Selbstverständlich trägt die Verantwortung für außerehelichen Sex nicht der Psychopath, sondern – seiner Ansicht nach – sein Partner. Allein dessen mangelnder Attraktivität ist es geschuldet, dass er sich durch wechselnde Abenteuer bei Laune halten muss. Ich erinnere mich an die Geschichte einer Frau, deren gestörter Partner von ihr Geld für den Eintritt und die Getränke in der Disco forderte, weil sie ja so langweilig sei, dass er sich woanders betätigen müsse.

Sex wird auch sehr gerne als Zahlungsmittel eingesetzt. Für Psychopathen eine logische Dimension, für die Betroffenen eine widerwärtige Demütigung. Immer wieder berichten mir Frauen, dass sie, ihren Partner einmal auf sein ausbeuterisches Verhalten angesprochen, von ihm zu hören bekamen, dass er dafür doch mit ihnen schlafe. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich hier.

Um zusätzliche Bedeutung zu erhalten, erscheint es Psychopathen auch reizvoll, ihren Partnern von ihren „sexuellen Leistungen“ aus vorherigen Beziehungen zu berichten. In ihren Erzählungen werden daraus richtige Abenteuer. Sie sehen: Diese Individuen sind sich für nichts zu schade.

Eine Genugtuung dürfen Sie jedoch haben: Ganz so glorreich, wie sie es darstellen, gestaltet sich deren Sexleben nicht. Es ist ein Powerplay, das sie unentwegt kontrollieren und beherrschen müssen. Ihr neuronales Belohnungssystem schüttet für ihre erfolgreichen Bemühungen zwar jede Menge Glücksgefühle aus, aber dennoch war es nur der Lohn für Arbeit und Konzentration. Der wirkliche Genuss sexueller Erfüllung, wie Sie ihn kennen, bleibt ihnen untersagt.

Man muss sich besorgt fragen, wie solche Menschen all diese tiefen Abgründe so gut verbergen können.

Fazit:

Sie sind nicht unattraktiv. Es ist die schwere Persönlichkeitsstörung Ihres Partners, die alles dominiert.

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath

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