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Beziehung mit einem Psychopathen

Eine Beziehung mit einem psychopathischen Menschen könnte man treffend mit einer Analogie beschreiben: Sie erinnert mich an eine fleischfressende Pflanze, die einen verlockenden Duft verströmt und vorgibt, eine köstliche Nahrungsquelle zu sein. Doch jede Berührung zieht ihre Beute unweigerlich in eine schreckliche Falle.

Sie glaubten anfangs sicher, dass er fühle und denke wie Sie, und es schien, als würden Sie sich schon seit Ewigkeiten kennen, als hätten zwei füreinander bestimmte Seelen zusammengefunden.

Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild. Die Wirklichkeit dieser Menschen ist, dass sie immer und zu jedem Zeitpunkt ihr eigenes Leben leben. Sie teilen es nicht mit ihren jeweiligen Beziehungspartnern, sie binden diese lediglich in ihren bestehenden Alltag und in ihr erbarmungsloses Konzept ein. Sie sollen sie bereichern und begleiten, gehören aber nie wirklich zu ihnen dazu und sind damit verurteilt, zum Zuschauer ihres eigenen Schicksals zu werden. Der Psychopath fühlt sich dabei ganz zufrieden, hat er doch alles, wessen er bedarf.

Die Opfer – anfangs wissen sie noch nichts von ihrem bevorstehenden Leidensweg – bringen gern und im Übermaß Liebe, Vertrauen und all ihre herrlichen Eigenschaften, die sie ausmachen, in die Beziehung ein. Auf diese Weise können sich die Psychopathen ganz nebenbei ihre schweren Defizite schönreden und sich selbst als liebesfähig und bereichernd empfinden.

Doch dauert es meistens nicht sehr lange, bis sie ihre vermeintlich liebevolle und selbstlose Haltung wieder ablegen. Die Funktion ihrer Partner wird dann unverhohlen auf die eigenen Bedürfnisse reduziert. Und damit beginnt für die Opfer ihr Martyrium. Selbstverständlich verstehen sich die Psychopathen darauf, ihren Missbrauch so geschickt zu dosieren, dass die Partner sich schleichend daran gewöhnen, und dass die sorgfältig erzeugten Abhängigkeiten dabei nicht gefährdet werden. Sie kennen vielleicht die Redewendung, dass wer langsam in die Hölle absteigt, sich unmerklich an die zunehmende Hitze gewöhnt. So schleichen sich mehr und mehr Indoktrinationen, verbale Misshandlungen, permanente Abwertung, emotionale Erpressungen, der Anspruch nach Unterwerfung und vieles mehr ein. Die Negativspirale beginnt sich zu drehen und die Betroffenen leiden bald unter Dauerstress bis hin zu sehr schweren körperlichen Erkrankungen. Daran kann weder ein defensives Verhalten noch Überanpassung langfristig etwas ändern. Trotz dieser Not finden die allerwenigsten an diesem Punkt den Absprung, da sie noch nicht bereit sind, ihre anfänglichen Träume aufzugeben. Ihnen wird erst am Ende eines langen und schmerzhaften Leidenswegs bewusst, dass ihr Partner im Grunde von Anfang an ihre Erniedrigung und Ausbeutung angestrebt hat.

In guten Beziehungen lebt man innig miteinander, in weniger guten nebeneinander und in psychopathischen gegeneinander. Und dabei gibt es kein Entrinnen. Für die Gewalt, die Psychopathen in ihrer frühen Kindheit erlitten haben, müssen stellvertretend ihre jetzigen Opfer büßen. Diese unbewussten Bestrafungsrituale lösen in dem Täter ein Gefühl lang ersehnter Gerechtigkeit aus. In solch einer Beziehung kann es für den Partner nie ein Happy End geben.

Aber es gibt viele Ansätze, sich der Aussichtslosigkeit der Situation bewusst zu werden und entsprechende maßgeschneiderte Prozesse zu generieren, um sich daraus zu retten. Spätestens jetzt, beim Lesen dieses Buchs, sollte Ihnen klar werden, dass Sie die Situation schaffen sollten, bevor sie Sie schaffen wird. Lassen Sie sich auf die wesentlichsten Merkmale und Absichten dieser Spezies ein und haben Sie teil an den vielen Erfahrungen und Bewältigungsstrategien meiner Klientinnen, die sich wie Sie Ihrer Wirklichkeit stellen mussten oder es immer noch tun. Sie sind mit Ihrem Schicksal nicht allein. Ich möchte Sie dazu einladen, Mut zu schöpfen, Ihren Sehnsüchten zu folgen und Ihr Leben vor dem Zugriff Ihres destruktiven Partners zu befreien oder zumindest angemessen zu schützen.

Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Aufarbeitung und soll es auch nicht sein. Ich verzichte bewusst auf die Präsentation von Statistiken und empirischen Untersuchungen. Es gibt bereits zahlreiche wissenschaftliche Literatur, die sich jedoch vorwiegend auf die Beschreibung dieses Phänomens beschränkt.

Was Sie aber benötigen, sind auf Ihren Alltag zugeschnittene Handlungsstrategien, wie Sie sich konkret Ihrem Partner stellen, wie Sie Ihre Ohnmacht bekämpfen können und wie Sie sich bei Auseinandersetzungen mit Gerichten, Gutachtern usw. verhalten müssen, um nicht ein weiteres Mal zum Opfer zu werden.

Und dafür benötigen Sie klare Vorstellungen und Vorbilder, die genauso wie Sie selbst einmal in der Opferfalle gefangen waren. Sie sind ein Teil dieses Systems, und als solcher müssen Sie Ihre eigene Funktion ebenso begreifen und nutzen wie Ihr Gegenüber es tut.

Fazit:

Der Mensch, auf den ich warte, dass er mich erlöst, bin ich selbst.

Wir werden auf den folgenden Seiten viele verschiedene Ebenen beleuchten, die eine Rolle in dieser verhängnisvollen Dynamik spielen. Beginnen wir mit dem Thema Abhängigkeiten.

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath

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