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Karl-Theodor zu Guttenberg (geb. 1971)

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Er befindet sich schon seit Jahren in Amerika und seine smarte Lichtgestalt scheint gewichtsmäßig zugelegt zu haben, vielleicht aus Frust. In Deutschland gab er eine hervorragende Figur ab, ob als Politiker, Minister oder Discjockey für Techno-Musik. Konservativ bis postmodern, generationsübergreifend. Angefangen hatte alles in Bayern. Nach dem Abitur ging es zum Wehrdienst im Gebirgsjägerbataillon 233, wo er den Rang eines Stabsunteroffiziers der Reserve erreichte. Nach dem Studium der Rechts- folgte das Studium der Politikwissenschaft. Bei der Doktorprüfung erreichte er die Bestnote, summa cum laude. Das war 2007, bis zu den Plagiatsvorwürfen hatte er noch vier Jahre Zeit. In dieser kurzen Zeit kam es zu einer erstaunlichen Karriere, 2009 wurde er mit 37 Jahren zum bisher jüngsten Wirtschaftsminister, kurze Zeit später zum jüngsten Verteidigungsminister. In seinem Lebenslauf fielen erste Übertreibungen auf. So gab er an, zeitweilig als „freier Journalist“ gearbeitet zu haben. Tatsächlich handelte es sich um ein Praktikum bei der Tageszeitung „Die Welt“. Ferner beschreibt er „berufliche Stationen in Frankfurt und New York“. Auch hier handelte es sich jeweils um ein Praktikum. Doch dem ehemaligen Praktikanten ist es lieber, dass es anders scheinen soll. Manchen erschien er als „ordnungspolitisches Gewissen der Nation“. Wenig Ordnungspolitik, aber ganz viel Glamour strahlte das berühmte Foto aus, wo er sich auf dem Times Square positionierte. Die Arme weit gespannt, siegessicheres Lächeln, leuchtender Casino-Kapitalismus im Hintergrund, mein ist die Zukunft.

In zu Guttenberg ist der Antiheld noch ein Kleinkind, als Erwachsener ist er ein Kapitän, der seine Passagiere im Stich lässt.

Das Medienecho über seine Person war zunächst ausgesprochen positiv, von einem möglichen Blender war nirgendwo die Rede. Im Gegenteil. Er wurde gelobt, sei fleißig, authentisch und habe eine rasche Auffassungsgabe. Als Bundesminister der Verteidigung war er bei der Truppe beliebt. Was seine Leistungen in diesen Positionen angeht, so gehen die Meinungen auseinander. Thomas de Maizière, sein Nachfolger, war zufrieden. Der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe konnte nur den Kopf schütteln über die Aussetzung der Wehrpflicht ohne eine Strategie entwickelt zu haben, wie das fehlende Personal ausgeglichen werden soll. Vielleicht hätte zu Guttenberg eine solche entwickelt, doch dann kam die Plagiatsaffäre. In ihr wurde klar, dass er wesentliche Teile seiner Doktorarbeit „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und EU“ abgeschrieben hatte, und zwar wortwörtlich ohne Kennzeichnung der Zitate. Wieder das Muster Blendung, wie schon im Lebenslauf. Der Vorwurf der Fälschung wurde von ihm zunächst als „abstrus“ bezeichnet und gänzlich zurückgewiesen. Dann gab er doch einige Fehler zu und begründete diese mit einer hohen Arbeitsbelastung. Kein Schachzug, denn die haben viele Doktoranden. Natürlich hatte er seine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt, aber vorsätzlich getäuscht? Niemals.

Doch wenn 271 Seiten seiner Doktorarbeit Plagiate enthalten, dann kommen nicht nur Rechtswissenschaftler zu dem Schluss, dass es sich hier nicht um einen Zufall, sondern um Vorsätzlichkeit handeln muss. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand.

Aus dem Skandal zog zu Guttenberg im März 2011 die Konsequenz und trat von allen politischen Ämtern zurück. Danach fing die überwiegend positive Berichterstattung in den Medien an zu bröckeln. Selbstverständliche Leistungen des Ministers seien zu großen Erfolgen aufgeblasen worden, man habe ihn bewusst zum Star gemacht, als Vorbereitung auf die Kanzlerrolle.

Ist zu Guttenberg ein Antiheld? Ein kleinwenig schon, so eine Art Felix Krull der Merkelära, verfilmt in dem satirischen Fernsehfilm „Der Minister“ (2013). In zu Guttenberg ist der Antiheld noch ein Kleinkind, als Erwachsener ist er ein Kapitän, der seine Passagiere im Stich lässt.

Wenn der Kapitän als Erster von Bord geht

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