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Che Guevara (1928-1967)

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Die Entführungs- und Terroraktionen der RAF gingen 1977 als „Heißer Herbst“ in die Geschichte der Bundesrepublik ein. Als im September jenes Jahres eine gekaperte Lufthansa-Maschine nach Mogadischu flog, trugen die Entführer T-Shirts mit dem berühmten Porträtfoto von Che Guevara. Für den Existenzphilosophen Jean Paul Sartre war er der „vollkommenste Mensch unserer Zeit“. Manche bezeichneten ihn als „Christus mit der Knarre“.

Wer so beeindruckt, hat kein Durchschnittsleben geführt. Aufgewachsen in Argentinien in eher bürgerlicher Atmosphäre entscheidet er sich zu einem Medizinstudium in Buenos Aires. In dieser Zeit führen ihn mehrmonatige Reisen durch den gesamten südamerikanischen Kontinent, auf denen er genau soziale Ungerechtigkeit und Armut beobachtet. In Mexiko lernt er Fidel Castro kennen und schließt sich ihm und seiner Invasion auf Kuba an. Nach einem zwei Jahre dauernden Guerillakampf ziehen sie am 1. Januar 1959 siegreich in Havanna ein, der gestürzte Diktator Batista flieht in die USA. Che Guevara wird zunächst Präsident der Nationalbank. Ironischerweise gerade er, der sich nach seinen Selbstbekenntnissen nichts aus Geld macht. Später vollzieht er den Wechsel zum Industrieminister. Aus beiden Funktionen sind wesentliche und tragfähige Verbesserungen für die kubanische Bevölkerung nicht bekannt. Eher das Gegenteil. Waren seine Taten wenig berauschend, so traf dies eher auf seine Worte zu. Metaphorisch, schwer mit Bedeutung aufgeladen und nach den höchsten Zielen greifend, wie beispielsweise den neuen sozialistischen Menschen zu formen. Sätze wie „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“ oder „Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche“, können das kritische Bewusstsein der Zuhörer schon mal kräftig benebeln. Der letzte Satz hat übrigens eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Goebbelsspruch: „Möglichkeiten interessieren uns einen Dreck, wir wollen das Unmögliche“. Wenn rechts und links ins Extreme gehen, kommen sie erstaunlich nahe zusammen. Doch das ist eine andere Geschichte.

Wenn rechts und links ins Extreme gehen, kommen sie erstaunlich nahe zusammen.

Innenpolitisch gescheitert, ohne dass daran Kritik geübt werden darf, zumindest in der Öffentlichkeit, wird er außenpolitisch zur Werbeikone für die kubanische Revolution. Tritt mit rhetorischer Gewandtheit und Vehemenz für den Sozialismus und die Weltrevolution ein. Zu dieser geht selbst die Sowjetunion auf Distanz und Che Guevara beschuldigt sie, die Dritte Welt im Befreiungskampf zu wenig zu unterstützen. Das ruft den moskautreuen Castro auf den Plan und es kommt zu einem angeblich 40-stündigen (!) Gespräch. Danach verschwindet der Weltrevolutionär für zwei Jahre von der Bildfläche und beteiligt sich an Guerillakriegen im Kongo und in Bolivien, wo er schließlich erschossen wird. Beide Kriege haben an den herrschenden Machtverhältnissen nichts verändert.

Über ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod ist der Personenkult um Che Guevara gründlich entzaubert worden. Der Kompromisslose war über den Kompromiss des Atomwaffenabzuges der Sowjetunion in der Kubakrise maßlos enttäuscht, gar verbittert gewesen, hätte lieber einen Atomkrieg in Kauf genommen. Gerade als politisch Interessierter und insbesondere als Arzt dürften ihm die Folgen von Hiroshima bewusst gewesen sein. Einigen Zeitzeugen galt er als Schlächter, da er Hunderte von Todesurteilen unterschrieben hat und teilweise auch eigenhändig Todesurteile vollstreckte.

Che Guevara ist der klassische Typ des Fanatikers.

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