Читать книгу Orpheus Stufen - Kriminalroman - Burkhard Ziebolz - Страница 6

Teil I:
Lose Enden
oder Die Quellen

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Das erste ist das Gefühl völliger Ruhe und ein sanftes Dahingleiten, in milder, angenehmer Luft. Dann öffnet sich das Bild, wie eine Bühne, vor der ein Vorhang weggezogen wird.

Der Zug fährt lautlos durch eine Landschaft von sattem, dunklem Grün. Er bewegt sich vorwärts in völligem Einklang mit seiner Umgebung, nichts stört die Harmonie des Bildes. Seine Form, seine Farbe, seine Geschwindigkeit – alles wurde für diesen einen Moment gemacht, für diese eine Fanrt; ist sic zu Ende, wird auch er nicht mehr existieren. Keine Kraft kann die eiserne Maschine aufhalten, und ihr Ziel liegt hinter dem Horizont, dort, wo eine dünne Linie hellgrauer Berge die Grenze des Gesichtsfeldes markiert.

Er blickt von oben darauf herab. Die Lokomotive und die Wagen sind klein wie Spielzeug. Er fragt sich: Wie komme ich hier herauf? Fliege ich? Fliege ich selbst, aus eigenem Antrieb? Er weiß es nicht. Auch seine Identität bleibt ihm verschlossen, ebenso wie die Beschaffenheit seiner unmittelbaren Umgebung. Nur eines weiß er genau:

Er ist hier, um dem Zug zuzusehen, der sich tief unter ihm unbeirrbar in das Grün der Landschaft frißt.

Je länger er hinabschaut, um so klarer wird ihm, daß der Zug für ihn eine Bedeutung hat, mehr ist als bloßes Objekt der Beobachtung. Eine lange verschüttete Erinnerung brodelt, wird heiß und schlägt Blasen. Vergebens versucht sie aufzusteigen. Sie hat noch zu wenig Kraft.

Aber eine vage Ahnung ist da, eine Ahnung von etwas, das vor langer Zeit geschehen ist und zu dem er den Schlüssel hat.

Und diese Ahnung ist unangenehm.

Orpheus Stufen - Kriminalroman

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