Читать книгу Rache - Calin Noell - Страница 25

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Kiljan

Wir hasteten zum Kampfplatz und schoben uns durch die Menge, die sich inzwischen gebildet hatte. Cadan atmete bereits schwer und blutete. Sam dagegen wirkte irgendwie unbeeindruckt, gelassen. Ich wollte gerade lautstark einschreiten, als Mael mich am Arm packte und zurückhielt.

»Du möchtest doch etwas über sie erfahren, also lass sie uns einen Moment beobachten«, flüsterte er.

»In Ordnung. Dennoch müssen sich Cadan und die Hüter, die ihn bewachen sollten, dafür verantworten. Arrest ist Arrest«, zischte ich ebenso leise. Mael nickte verstehend, starrte jedoch bereits gebannt zu der Szene, die sich uns bot.

»Cadan, was ist los mit dir?«, rief Sam plötzlich voller Verachtung. »Selbst der kleine Jul könnte das besser.« Sie umkreiste ihn, ließ ihn aber nicht aus den Augen. »Oder war es das schon? Willst du aufgeben?« Ihr Lächeln bescherte mir eine unangenehme Gänsehaut. Es besaß nichts Freundliches mehr. Fröstelnd rieb ich mir über die Arme.

Cadan erhob sich und spuckte Blut. »Ich gestehe, ich habe dich unterschätzt, doch diesen Fehler begehe ich kein zweites Mal«, fauchte er und schlich langsam auf sie zu. Ruckartig zerrte er sich sein Hemd vom Leib und warf es beiseite.

»Wenn du glaubst, dass mich dein Oberkörper beeindruckt, muss ich dich enttäuschen«, rief sie spöttisch. Cadan grinste siegessicher, sprang plötzlich hoch und verwandelte sich mitten im Sprung in einen Wolf. Er versuchte sie zu beißen, zeitgleich sausten seine Krallen auf sie hinab. Blitzschnell sank sie auf ihre Unterschenkel und glitt mit dem Rücken bis auf den Boden. Es wirkte seltsam anmutig und offenbarte einen außergewöhnlichen körperlichen Einklang, dennoch streifte eine seiner Pfoten ihre Oberbekleidung und riss es stellenweise auf. Trotzdem erhob sie sich geschmeidig, noch immer ging ihr Atem ruhig, ihr Lachen hingegen klang äußerst verbittert. »Bist du schon so am Ende, dass du dich in einen jämmerlichen Köter verwandeln musst?«, fragte sie höhnisch und zog, scheinbar vollkommen gelassen zwei Messer aus ihren Stiefeln. »Das ist nur fair, findest du nicht«, rief sie und trat ihm entgegen. Sie schien furchtlos, Cadan aber wich einen Schritt zurück, griff dann jedoch schlagartig an, lief auf sie zu und fletschte die Zähne. Sie blieb stehen, beobachtete ihn. Meine Anspannung wuchs mit jedem Herzschlag, denn noch immer verharrte sie gänzlich reglos.

»Was hat sie vor?«, flüsterte ich, als sie plötzlich ebenfalls loslief, direkt auf ihn zu und dann sprang. Zwar bekam Cadan ihr Oberteil mit seinen Zähnen zu fassen, dennoch flog sie über ihn hinweg, rammte ihm ihr Messer zwischen seine Rippen und rollte sich am Boden mit einer Vorwärtsrolle ab. Anscheinend traf er sie jedoch schlimmer als vermutet, denn sie schlug hart auf den Boden auf, kam aber trotzdem sofort wieder auf die Füße. Blut tränkte inzwischen ihr Oberteil, sie aber schien es nicht einmal zu bemerken. Cadan hingegen hatte sich zurückgewandelt und zog ächzend das Messer aus seinem Körper heraus.

»Ich habe dich schon wieder unterschätzt.« Er musterte sie, betrachtete sie scheinbar neugierig.

»Sam«, rief Leif plötzlich und rannte auf sie zu. Sie steckte ihr Messer weg, stellte sich vor Cadan und beobachtete jede seiner Bewegungen misstrauisch. Er hielt noch immer ihr Messer, fasste nun jedoch die Klinge und reichte es ihr schließlich mit dem Griff voran. Sie nahm es ihm ab, als er unerwartet schnell hochschoss, sie mit einem Würgegriff packte und fixierte. Sie reagierte allerdings ebenso rasch und presste ihm die Klinge an seinen Schritt. Erschrocken zuckte Cadan zusammen. »Eine einzige Bewegung und du bist nicht länger ein Dunkelelb«, zischte sie.

»Ich würde sagen, eindeutig unentschieden«, rief Issy. Allgemeines Gelächter erklang, dennoch ließ Cadan sie nur langsam los, stieß sie schließlich von sich und wandte sich ab. Sorgfältig verbarg sie beide Messer wieder in ihren Stiefeln, beobachtete Cadan aber fortwährend aufmerksam. Als Leif auf sie zugelaufen kam, ging sie ihm entgegen, ergriff lächelnd seine Hand und zog ihn mit sich fort.

»Was machst du denn hier? Bei einem Kampf habt ihr Kleinen nichts zu suchen«, schimpfte sie milde.

»Achtung!«, schrie Mael plötzlich. Sie reagierte sofort. Pfeilschnell schob sie Leif hinter sich, schützte ihn mit ihrem Körper. Ein Dolch traf sie direkt in den Oberschenkel, doch sie ließ sich nichts anmerken, fasste Leif am Kinn und sagte etwas zu ihm, erst lächelnd, dann wesentlich energischer. Schließlich nickte er und lief los, fort von dem Kampfplatz, in Richtung Schloss.

Erst als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, wandte sie sich um. Scheinbar ohne Schmerzempfinden zog sie die Klinge heraus, sank in einer geschmeidigen Bewegung in einen Spagat und warf den Dolch zurück. Sie traf Cadan gezielt ebenfalls ins Bein und die Klinge drang tief ein. Anmutig erhob sie sich, obwohl ihre Wunde sichtbar blutete, und trennte in aller Seelenruhe einen Ärmel von ihrem Hemd, band damit ihren Oberschenkel ab. Gemächlich ging sie auf Cadan zu, der noch immer schockiert am Boden kauerte.

»Steh auf, du elender Bastard. Du hast jegliches Recht auf Rücksicht verloren. Du bist einfach nur erbärmlich.« Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Du hast es in Kauf genommen, dass Leif verletzt wird und dafür wirst du büßen.« Ängstlich wich Cadan vor ihr zurück. Nicht nur er nahm die Veränderung ihrer Haltung, ihrer ganzen Ausstrahlung wahr.

Fand sie eben noch einfach nur Gefallen an dem Kampf und strahlte pure Konzentration aus, so wirkte ihre Mimik nun vollkommen erstarrt und ihre Entschlossenheit, ihn zu töten, unmissverständlich. Blut quoll stetig aus der Wunde an ihrem Bein und auch ihr zerrissenes Oberteil tropfte blutdurchtränkt, doch es schien sie in keiner Weise zu beeinträchtigen.

Schwerfällig erhob sich Cadan und wich humpelnd weiter zurück. Sam aber setzte unerbittlich nach, schlug zu und traf mit voller Wucht seine Wange. Er schrie vor Schmerz und fiel erneut zu Boden.

»Es tut mir leid, ich wollte das nicht. Ehrlich«, wimmerte er, doch sie packte sein Haar und zerrte ihn hoch.

»Es tut dir leid? Ehrlich?«, schrie sie. »Und wenn Leif jetzt tot wäre? Würde es dir dann ebenfalls einfach nur leidtun, du verdammter Bastard?« Sie ließ ihn los und gab ihm einen Schubs. »Du kannst froh sein, dass nicht ich dein Oberhaupt bin, denn ich würde dich töten. In meinen Augen bist du nichts weiter als jämmerlicher Abschaum.«

Sie sah auf, blickte mich direkt an und hielt meinen Blick fest. Schließlich schüttelte sie den Kopf und ging einfach davon. Nachdenklich sahen wir ihr hinterher.

»Ich denke, damit erübrigt sich wenigstens eine Frage«, flüsterte Mael. »Dass es tatsächlich ihre Erfüllung ist, wage ich zu bezweifeln, aber sie ist sehr wohl in der Lage, jemanden ohne Schwierigkeiten zu töten.« Ich erschauderte und sah ihr nach. Er hatte recht.

»Gin, Raoul, schnappt euch Cadan und sperrt ihn ein. Er wird sein Zimmer nicht verlassen und niemand geht hinein.« Sie nickten, stellten ihn unsanft auf die Füße und zerrten ihn zum Schloss. Kein Clanmitglied würde für ein solch niederträchtiges Handeln Verständnis zeigen. Dass er hinterrücks zuschlug und außerdem die Verletzung eines Kleinen in Kauf nahm, würde ihm hier niemand verzeihen.

Rache

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