Читать книгу Dreizehn. Der Gletscher. Band 4 - Carl Wilckens - Страница 15
ОглавлениеIm Reich des Vergessens
Die Tür schloss sich hinter Norin und hüllte ihn in vollkommene Dunkelheit. Unerschrocken setzte der Junge seinen Weg fort, als könnte er die Stufen sehen, die ihn ins Erdreich führten. Er summte sogar ein Lied dabei, eine einfache Melodie, die von den Wänden zurückgeworfen wurde, als ob der Erdboden miteinstimmte.
Die Treppe endete zuletzt in einer weitläufigen, natürlichen Höhle. Sicher bewegte Norin sich durch die von regem Treiben durchsetzte Dunkelheit. Er erspürte seine Umgebung und die dutzenden, abgerissenen Gestalten mit glückseligen Gesichtsausdrücken, die hier arbeiteten, als wären sie Teil von ihm selbst. Sie bildeten eine Kette aus Menschen, die in einen von Balken gestützten Mienenschacht führte. Rhythmische Laute – Stahl, der auf blanken Felsen stieß – verließen den Schacht und sprangen zwischen den Höhlenwänden hin und her. Zu beiden Seiten des Eingangs häufte sich der Schutt. Unablässig reichten Männer, Frauen und Kinder Gesteinsbrocken und mit Steinsplittern und Erde gefüllte Eimer weiter, die der Letzte in der Kette auf einen der Schutthaufen warf.
Norin durchquerte die Höhle, als durchdrängen seine Augen die Dunkelheit wie synaígische Scheinwerfer. Er betrat den Mienenschacht und folgte der menschlichen Kette bis zu dessen Ende, wo weitere Männer und Frauen, ausgerüstet mit Pickeln und Schaufeln, dabei waren, sich tiefer in die Erde zu graben. Man reichte ihm eine Spitzhacke, und er fing an zu arbeiten. Unermüdlich füllte er die Eimer und reichte sie an das erste Glied in der menschlichen Kette weiter. Stunden später legte er das Werkzeug nieder und verließ das Reich des Vergessens auf demselben Wege, auf dem er es betreten hatte.