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Kapitel 3 Drei Schüsse in Dallas

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Am Montag, dem 18. November 1963 erwachte der Präsident nach einem arbeitsreichen Wochenende im weitläufigen, in mediterranem Stil errichteten Anwesen seines Vaters an der Küste von Palm Beach. Von dort machte er sich mit seinen Personenschützern auf zum Flughafen und bestieg die Air Force One mit Flugziel Tampa. Es war die erste Station einer auf eine Woche geplanten Publicity-Tour durch FloridaKennedy, John F.in FloridaKennedy, John F.in Texas und Texas.

Kennedy hoffte, eine Reihe von Auftritten in diesen beiden Staaten würde dazu beitragen, ihm eine zweite Amtszeit im Weißen Haus zu sichern. Seine Helfer waren ganz begeistert, dass die First LadyKennedy, Jacqueline »Jackie« – in sich gekehrt und deprimiert seit dem Tod ihres im Sommer zu früh geborenen Babys – beschlossen hatte, sich zumindest für den texanischen Teil der Reise ihrem Gatten anzuschließen.

»Sie werden mehr Leute auf die Beine bringen als jemals zuvor«, meinte Präsidentensprecher Pierre SalingerSalinger, Pierre zu Kennedy. »Wunderbar, dass Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« mitfährt.«[34]

Kennedys Personenschutzkommando hoffte, worauf es immer hoffte, wenn es das Weiße Haus hinter sich ließ: keinen Ärger. Aber schon zu Beginn der Reise waren die Männer erschöpft von den zurückliegenden Monaten, in denen sie sich bei ihren zahllosen Reisen auch auf Rumpfteams und einige unerfahrene Agenten verlassen mussten, die die Schichten zum Schutz des Präsidenten übernehmen mussten. Sie wurden nachlässig bei ihren Vorausteams und schickten nur noch einen einzelnen Agenten in manche Städte, anstatt der üblichen zwei.

Dennoch bewahrten die Personenschützer ihre stoische Ruhe. Sie sagten sich, sie müssten einfach noch die nächsten fünf Tage irgendwie durchstehen, dann würden sie den Boss schon sicher von Palm Beach nach Tampa und Miami und Washington und San Antonio und Houston und Fort Worth und Dallas und Austin und zur Ranch von Vizepräsident JohnsonJohnson, Lyndon B.Vizepräsident und am Ende wieder nach Hause bringen. Sie erkannten damals nicht, dass die Lücken in ihrem Schutzschirm sich vervielfacht hatten. Inzwischen hatte sich bereits ein gähnendes Loch aufgetan, das sie anfällig für Angriffe werden ließ.

Es war um 11:24 Uhr vormittags am 18. November 1963. Der Präsident und seine Entourage landeten mit Flug AF 26000 auf dem Luftwaffenstützpunkt MacDill. Damit begann die arbeitsreichste Reisewoche, die der Secret Service in Kennedys Amtszeit vor der Brust hatte. Der Boss sollte 22 Stopps für öffentliche Auftritte einlegen, verteilt über drei Tage, mit allen möglichen Aktivitäten unterwegs.

Der Präsident schritt hurtig über das Rollfeld, erschien ausgeruht und unbeschwert an jenem Montagmorgen. Kennedy, John F.Kontakt mit der ÖffentlichkeitKennedy, John F.in FloridaKennedy trug einen grauen Maßanzug und ließ sein Prominentenlächeln aufblitzen. Haupt und Schultern hoch erhoben winkte er der jubelnden Menge zu, die sich nahe der Offiziersmesse der Air Base versammelt hatte.

Schichtleiter Emory RobertsRoberts, Emory ging ein paar Schritte hinter dem Präsidenten und blinzelte in die heiße Vormittagssonne. Mit seinen 1,85 Meter, blassem Teint und pechschwarzem zurückgegeltem Haar sah RobertsRoberts, Emory ein bisschen aus wie der todernste Polizist Joe Friday aus der TV-Serie Dragnet[35] (Polizeibericht in der deutsch synchronisierten Serie). Nach mehreren Jahren als Polizist in Maryland und zwei Jahrzehnten beim Secret Service konnte ihn nichts mehr so leicht aus der Fassung bringen. Die anderen Agenten nannten ihn liebevoll entweder »Vater RobertsRoberts, Emory« oder »die Glucke«, weil er sich immer die größte Mühe gab, jüngere Agenten bei ihren Aufgaben besonders fürsorglich an die Hand zu nehmen.

An diesem Morgen plagten RobertsRoberts, Emory auch ein paar Bedenken wegen des Präsidenten. Würde KennedyKennedy, John F.in Florida sich dagegen sperren, dass Agenten bei der langen Fahrt mit der Limousine durch Tampa unmittelbar hinter ihm sein würden? Der Präsident hatte sich früher schon daran gestört, dass Agenten ihm beim Händeschütteln im Weg gestanden hatten. Er beschwerte sich freundlich, als die Personenschützer versuchten, ihn viele Meter weit auf Abstand zu den MenschenmengenKennedy, John F.Kontakt mit der Öffentlichkeit zu halten, die ihn begrüßen wollten. »Wenn ich mich nicht unters Volk begebe, gewinne ich noch nicht mal die Wahl zum städtischen Hundefänger«, sagte er zu einem anderen Schichtleiter.[36]

Die 34 für den Schutz Kennedys und der First Family eingeteilten Agenten hatten in diesem Jahr bereits eine prekäre Aneinanderreihung von Arbeitstagen mit Doppelschichten auf dem Arbeitszeitkonto. Elf der erfahrensten Männer des Einsatzkommandos standen nicht zur Verfügung, um ihre Kollegen abzulösen; sie hatten in Vorausteams zu tun, um Pläne für die Sicherung von Abstechern in andere Städte auszuarbeiten, die auf KennedysKennedy, John F.in Florida Besuchsprogramm in Florida und TexasKennedy, John F.in Texas standen.

Roberts, EmoryRoberts, der das ganze Wochenende mit Kennedy in Palm Beach gearbeitet hatte, wusste, dass der Schutzschirm, mit dem er den Präsidenten in Tampa umgeben konnte, sehr klein war: gerade einmal zwölf Agenten. Dabei rechnete man mit riesigen Zuschauermengen, über 125000 Menschen. Kennedy und seine Entourage planten eine 45 Kilometer lange Strecke mit der FahrzeugkolonneKennedy-AttentatVorbereitungen zum Schutz der FahrzeugkolonneFahrzeugkolonnen, die längste überhaupt in Kennedys Amtszeit.

FahrzeugkolonnenFahrzeugkolonnen bedeuten immer Stress für die Personenschützer. Ungeordnete Ansammlungen aufgeregter Schaulustiger könnten ja harmlos erscheinen – aber irgendwann taumelte immer irgendeiner in Richtung der gemächlich dahinrollenden Limousine in der Hoffnung, näher heranzukommen. Oder viel schlimmer: In der fröhlichen Schar könnte ein Attentäter lauern.

Der Vorausagent in Tampa, Jerry BlaineBlaine, Jerry, sagte RobertsRoberts, Emory, die extrem lange Route bereite ihm Bauchschmerzen.[37] Blaine, JerryBlaine hatte die Gefahren im Blick, die von mehreren Gruppen in Florida ausgehen könnten. Mafiabanden waren in Tampa massiv vertreten, und die Kennedy-Regierung hatte dem organisierten Verbrechen den Krieg erklärt. In der Region ansässige kubanische Aktivisten – sowohl Gegner als auch Anhänger des Castro-Regimes – drohten einen Präsidentenbesuch zur Gelegenheit für einen öffentlichkeitswirksamen Auftritt zu nutzen. Einige von ihnen waren wütend, weil KennedyKennedy, John F. den Kubanern, die an der gescheiterten Invasion in der SchweinebuchtSchweinebucht (Invasion) beteiligt gewesen waren, keine volle Unterstützung gewährte.

Blaine, JerryBlaine schlug vor, dass zwei Agenten die ganze Zeit auf den hinten an der Limousine angebrachten Trittbrettern mitfuhren. Das unmittelbar folgende Auto, ein 1955er Cadillac Cabrio, vollbeladen mit bewaffneten Agenten und sogar einem Sturmgewehr, war das Herzstück der Bewachung des Präsidenten bei diesen langsamen Paraden. Vier Agenten standen auf den seitlichen Trittbrettern der nachfolgenden Fahrzeuge, um bei Bedarf nach vorne zum Präsidenten rennen zu können, sollte ein Fremder seinem Wagen zu nahe kommen. Die beiden Agenten auf den vorderen Trittbrettern der nachfolgenden Autos rannten üblicherweise nach vorne und sprangen in heikleren Momenten der Parade auf das Heck der Limousine. Sie begaben sich mitunter auch auf die Limousine selbst, sollte der PräsidentKennedy, John F.in Florida besonders exponiert sein: wenn dicht gedrängte Massen die WagenkolonneKennedy-AttentatVorbereitungen zum Schutz der Fahrzeugkolonne aufhielten, oder wenn die Polizeimotorräder keinen Platz hatten, um seitlich neben der Präsidentenlimousine zu bleiben.

Nach der Begrüßung mehrerer Tausend Militärangehöriger, deren Familien und Zuschauer auf der Rollbahn am Luftwaffenstützpunkt MacDill, dem Abschreiten der Ehrengarde und einem hastigen Lunch bestiegen der Präsident und ein paar Agenten einen Helikopter, um für eine Rede zum nahe gelegenen Al-López-Stadion zu fliegen.[38] RobertsRoberts, Emory staunte nicht schlecht bei der Ankunft. Es sah aus wie bei einem Beatles-Konzert. Frauen kreischten, als sie den Präsidenten erblickten, ein paar Leute kletterten über den Absperrzaun des Stadions, um nicht Schlange stehen zu müssen.[39] Rund zehntausend Menschen strömten in das Stadion mit seinen nur fünftausend Plätzen.

Nach der Rede nahmen KennedyKennedy, John F.in Florida und zwei örtliche Kongressabgeordnete Platz in seinem offenen Lincoln Continental und begaben sich auf die lange Fahrt durch die City. Mehrere Male auf der Strecke griff KennedyKennedy, John F.Kontakt mit der ÖffentlichkeitKennedy, John F.in Florida nach einem breiten Überrollbügel, der speziell an der Innenseite der Autotür auf seiner Seite angebracht war. Er erhob sich, winkte und versuchte, Blickkontakt mit den Wählern herzustellen.

Hier und da wandte sich der Präsident nach hinten in Richtung der dunklen Umrisse von zwei Agenten, die hinter seinen Schultern aufragten. Chuck ZborilZboril, Chuck und Don LawtonLawton, Don standen auf den hinteren Stufen am Heck seiner Limousine, wie BlaineBlaine, Jerry empfohlen hatte, und hielten sich an auf der Kofferraumhaube angebrachten Griffen fest. Als die Menschenmenge auf der Grand Central Avenue etwas kleiner wurde, beugte sich der Präsident nach vorne und sprach mit dem Supervisor der Reise, Floyd BoringBoring, Floyd, auf dem Beifahrersitz. »Floyd, sagen Sie den Scharlatanen von der Ivy League, sie sollen sich aufs Auto hinter uns zurückziehen«, meinte KennedyKennedy, John F.Kontakt mit der Öffentlichkeit trocken.[40]

BoringBoring, Floyd überlegte einen Moment bei dem Wort »Scharlatan«. Er dachte sich, KennedyKennedy, John F.Lancer (Codename)Kennedy, John F.in Florida, dem der Service selbst den Codenamen »LancerLancer (Codename für John F. Kennedy)« verpasst hatte, hätte sich selbst einen neckischen Spitznamen für seine aus der Arbeiterklasse kommenden Bodyguards in ihren Straßenanzügen einfallen lassen. Er funkte die Anweisung fast wortwörtlich an RobertsRoberts, EmoryKennedy, John F.Lancer (Codename)Lancer (Codename für John F. Kennedy) im Wagen dahinter: »Lancer möchte, dass die Scharlatane von der Ivy League sich auf deinen Wagen zurückziehen.«

RobertsRoberts, Emory gab seinen Agenten mit einem Pfiff ein Zeichen, und sobald die Limousine langsamer wurde, schwangen sie sich auf die Trittbretter des nachfolgenden Wagens. Als die Karawane das örtliche Zeughaus erreichte, erklärte sich KennedyKennedy, John F.Kontakt mit der ÖffentlichkeitKennedy, John F.in FloridaBoring, Floyd gegenüber Boring: »Es ist übertrieben, Floyd.[41] Und es vermittelt den Leuten einen falschen Eindruck. Sagen Sie ihnen, sie sollen auf dem Auto dahinter bleiben. Wir stehen vor Wahlen. Da geht es für mich vor allem darum, für die Menschen ein Präsident zum Anfassen zu sein.«

Von Tampa ging es weiter nach Miami für einen eiligen dreistündigen Kurzbesuch: Begrüßung der Menge am Flughafen, mit dem Hubschrauber zu einem Hotel am Strand, eine Rede bei einem Abendessen. Gegen Mitternacht brachten sie den PräsidentenKennedy, John F.in Florida wohlbehalten ins Weiße Haus zurück.

Auf dem Rückflug nach Washington trieben BlaineBlaine, Jerry zwei widerstreitende Fragen um. Erstens: Hatte er den Präsidenten etwa verärgert, weil er die Agenten auf seiner Limousine platziert hatte? Andererseits: Wäre der Boss nicht viel angreifbarer, wenn die Agenten weiter hinten wären?

BoringBoring, Floyd saß neben BlaineBlaine, Jerry im Flugzeug und meinte, er solle sich keine grauen Haare wachsen lassen. Kennedy hatte BlaineBlaine, Jerry für den erfolgreichen Besuch gedankt. Außerdem hätten sie alle noch weitere Aufgaben vor der Brust. Kennedy, John F.in TexasTexas stand vor der Tür.

»Vergiss es, Jer«, sagte BoringBoring, Floyd zu BlaineBlaine, Jerry. »Er hat dir gesagt, dass du in Tampa einen guten Job gemacht hast. Sehen wir zu, dass wir eine Mütze Schlaf kriegen. Wenn du glaubst, das heute war ein langer Tag, dann kennst du unser Programm für Texas noch nicht.«

Die Agenten in Roberts, EmoryRoberts’ Schicht krochen am Morgen des Donnerstags, 21. November, vor Tagesanbruch aus ihren Betten, fuhren zurück zum Weißen Haus und von dort aus gemeinsam nach Andrews, dann flogen sie zusammen mit den KennedysKennedy, John F.in Texas und den Johnsons nach San Antonio, wo sie gegen Mittag eintrafen. In den nächsten zwölf Stunden beackerten sie über fünfhundert Meilen TexasKennedy, John F.in Texas, am Boden und in der Luft. Sie kamen nach Downtown San Antonio für eine Rede beim Mittagessen mit anschließender Autokolonne, dann flogen sie nach Houston für die nächste Autokolonne und eine Rede beim Abendessen. Die Air Force One flog ihre letzte Etappe an diesem Tag nach Fort Worth, wo die Kennedys und ihre Entourage übernachteten, um den nächsten Tag in Dallas und das anschließende Wochenende auf der Ranch der Johnsons vor den Toren von Austin zu verbringen.

Das Präsidentenpaar zog begeisterte Menschenmengen an, wo immer es hinkam, aber der neu zum Team gestoßene Personenschützer Tim McIntyreMcIntyre, Tim war dennoch überrascht, als er aus dem Fenster des Flugzeugs auf dem Luftwaffenstützpunkt Carswell schaute, während die Maschine zu ihrer Halteposition rollte. Eine Menge von dreihundert Menschen wartete aufgeregt bei Nieselregen in der Nacht, die Leute winkten vom Absperrzaun des Flugplatzes und hofften, einen Blick auf das berühmteste Ehepaar Amerikas zu erhaschen.

Hunderte hatten sich vor dem im Beaux-Arts-Stil gehaltenen Hotel Texas versammelt, als KennedysKennedy, John F.Kontakt mit der ÖffentlichkeitKennedy, John F.in Texas Karawane um 23:45 Uhr vor dem Haupteingang vorfuhr. Das war definitiv nicht die Art von Begrüßung, die die müden Agenten sehen wollten. Der Präsident konnte trotz der späten Stunde dem üblichen Händeschütteln nicht aus dem Wege gehen. Nach rund fünf Minuten hatte seine Einsatztruppe ihn und seine Gemahlin endlich sicher in Suite 850 untergebracht.

Kurz nach Mitternacht hatte Roberts, EmoryRoberts’ Tagschicht endlich Feierabend. Die Agenten waren ausgehungert. Ihre letzte Mahlzeit war ein kleines Mittagessen zwölf Stunden zuvor gewesen, auf dem Flug von Washington.

Todmüde, den Zimmerschlüssel in der Hand, machte sich der 26-jährige McIntyreMcIntyre, Tim an die Zahlen. Er war an diesem Tag 23 Stunden lang im Dienst gewesen, und er und seine Kollegen hatten zu Fuß gehend oder laufend über 16 Kilometer zurückgelegt. Der Vater von vier Kindern war sich nicht mehr ganz sicher, wo er die Nacht zuvor verbracht hatte. War das in Miami gewesen? Oder in Washington? Er trottete über den Flur zu seinem Zimmer. Dann sah er einen vertrauten Schichtleiter, der in dieselbe Richtung ging, und ihm wurde klar, dass er den Schwarzen Peter gezogen hatte: McIntyreMcIntyre, Tim teilte ein Zimmer mit RobertsRoberts, Emory, dem legendären Schnarcher des Kommandos. »Wir haben nicht besonders viel Schlaf bekommen«, erinnerte sich McIntyreMcIntyre, Tim. »Bei mir waren es wohl etwa sechs Stunden. Am nächsten Morgen müssen wir natürlich früh raus und wieder auf der Matte stehen.«

Manche jedoch bekamen in dieser Nacht noch viel weniger Schlaf. Neun Agenten aus KennedysKennedy, John F.in Texas Einsatzkommando machten sich auf zum Fort Worth Press Club in einem Hotel in der Nähe, wo laut Auskunft von Reportern reisende Presseleute auch noch spät in der Nacht etwas zu essen und zu trinken bekommen könnten. Die Sandwiches waren allerdings schon ausverkauft, als die AgentenKennedy-AttentatAlkoholkonsum in der Nacht davor eintrafen, also schlossen sie sich den Reportern an und ernährten sich stattdessen von Scotch und Soda und ein paar Gläsern Bier. Irgendwann nach ein Uhr nachts sagte Cal SuttonSutton, Calvin, der Präsident des Press Club, er müsse die Party leider beenden. Es war gegen das Gesetz, nach Mitternacht Alkohol auszuschenken. Deshalb rief einer der Reporter der Gruppe beim CellarCellar, The (Club in Texas) an, einem legendären und leicht skandalumwitterten Nachtclub, und er erreichte den Manager, Richard Mackie.[42] Ob er wohl ein paar Kollegen mitbringen dürfe, ein paar Leute vom Secret Service und Personal vom Weißen Haus, die mit dem Präsidenten gerade in der Stadt waren?

Angeführt von Bob SchiefferSchieffer, Bob, einem jungen Reporter von CBS News, und einigen weiteren Presseleuten gingen neun AgentenKennedy-AttentatAlkoholkonsum in der Nacht davor mit in den CellarCellar, The (Club in Texas). Vier von ihnen – Clint HillHill, Clint, Jack ReadyReady, Jack, Glen BennettBennett, Glen A. und Paul LandisLandis, Paul – mussten sich gleich früh am nächsten Morgen wieder zum Dienst melden. Die Männer landeten in einer eigenartigen, schummrig beleuchteten Bar, eine Mischung aus Herrenclub und Beatnik-Caféhaus. Eine solche Bar hatten sie jedenfalls in Washington noch nie gesehen. Die Kellnerinnen waren zum Teil sehr spärlich bekleidet, trugen kaum mehr als BH und Slip. Cellar, The (Club in Texas)Der Cellar hatte keine Lizenz für den Alkoholausschank, die Besitzer horteten aber dennoch Hochprozentiges hinter der Bar, und oft servierten sie kostenlose »Specials« – Ethylalkohol in Fruchtsaft und andere Mixgetränke – für besondere Freunde.[43] Für den Clubbesitzer Pat KirkwoodKirkwood, Pat, einen drahtigen Draufgänger im Cowboy-Outfit, gehörte zu diesen »Freunden« jeder, von dem er annahm, dass er ihm irgendwie von Nutzen sein könnte: »Alle hübschen Mädchen, alle Reporter, alle Cops.« Er und Mackie begrüßten ihre Gäste aus Washington persönlich kurz vor 2 Uhr morgens und führten sie an ein paar freie Tische.[44]

Die Kellnerinnen brachten den AgentenKennedy-AttentatAlkoholkonsum in der Nacht davor HillHill, Clint und LandisLandis, Paul einige gelb gefärbte Drinks. »Was ist das denn?«, fragte Hill.

»Ein ›Salty Dick‹«, kam die Antwort.

Der Agent schmeckte säuerlichen Fruchtgeschmack heraus, Grapefruit vielleicht. Hill, ClintHill war sich nicht sicher, ob die andere darin wabernde Flüssigkeit schwarzgebrannter Alkohol war oder was auch immer, aber es war ihm auch egal. Der Geschmack wurde mit den nächsten Schlucken nicht besser, deshalb leerte er sein Glas gar nicht. Landis, PaulLandis genehmigte sich zwei davon.

Im Laufe der Nacht legten drei AgentenKennedy-AttentatAlkoholkonsum in der Nacht davor der Nachtschicht bei der Bewachung des muffigen Hotelkorridors vor der Präsidentensuite eine Pause ein, um auch einen Blick in den CellarCellar, The (Club in Texas) zu werfen. KirkwoodKirkwood, Pat hörte, wie einige Agenten kichernd darüber sprachen, ihren Posten verlassen zu haben. »Die Feuerwehr bewacht den Präsidenten drüben im Hotel Texas!«,[45] meinte einer und erntete schallendes Gelächter.

HillHill, Clint ging gegen 2:45 Uhr zurück zum Hotel, ReadyReady, Jack und BennettBennett, Glen A. folgten kurze Zeit später, gegen drei Uhr. LandisLandis, Paul, der Single war, unterhielt sich noch bis in die frühen Morgenstunden mit einer Frau im Club und ging erst gegen fünf Uhr.

Die Regeln des Secret Service verboten AgentenKennedy-AttentatAlkoholkonsum in der Nacht davor des Einsatzkommandos für das Weiße Haus, »hochprozentige Getränke jeder Art« zu konsumieren, wenn sie dienstlich unterwegs waren. Immerhin konnten sie jederzeit zum Dienst gerufen werden, wenn der Präsident auf Reisen war. Aber diese Regel wurde rundheraus ignoriert – schließlich waren das erwachsene Männer, die das Ganze nach eigenem Ermessen beurteilen konnten.

»Manchmal, wenn du so einen richtig langen Tag in den Knochen hast, kannst du dich einfach nicht sofort schlafen legen«, erinnerte sich HillHill, Clint. »Es gab keine Party. Wir wollten bloß ein bisschen abschalten.«

Als sich die Personenschützer des Weißen Hauses in der Lobby des Hotel Texas an jenem Freitag um acht Uhr zum Dienst meldeten, waren gleich mehrere der Agenten nicht gut ausgeschlafen. Das war an sich ziemlich normal. Nicht normal war die Anzahl der erfahrenen Mitstreiter im Team, die fehlten. Insgesamt elf Veteranen des Spezialkommandos waren in dieser Woche mit anderen Aufgaben betraut worden – alle hatten Vorbereitungen für die anstehende Terminhetze in Florida und TexasKennedy, John F.in Texas zu erledigen. Zehn weitere erfahrene Leute waren erst kürzlich aus dem Job rotiert. Mitglieder des Einsatzkommandos, das noch bei KennedysKennedy-AttentatPersonalmangel beim Secret Service Amtseinführung existierte, waren befördert worden und hatten nun entweder eine Aufsichtsfunktion oder waren in ganz andere Tätigkeitsfelder gewechselt. Der erfahrenste Mann in der Truppe – er war Kennedys Schatten bei jedem öffentlichen Trip seit der Präsidentschaftswahl gewesen – nahm zufällig gerade in jener Woche in vier Jahren seinen ersten »Urlaub« von der Reisebegleitung.

Special Agent Jerry BehnBehn, Jerry, der umgängliche Chef der Einsatztruppe, entschied, dass seine erfahrenen Stellvertreter den Trip nach Florida und Texas übernehmen konnten. Am Freitag des geplanten KennedyKennedy, John F.in TexasKennedy, John F.in DallasBehn, Jerry-Besuchs in Dallas hatte Behn einen kurzen Tag am Schreibtisch eingeplant, um etwas Papierkram aufzuarbeiten.

Der Präsident stand nach sieben Uhr in seiner Hotelsuite auf, warf sich in einen dunklen Anzug und machte sich mit Agenten im Schlepptau auf, um zu der am Eingang des Hotels versammelten Menge zu sprechen. Die Einheimischen klatschten und jubelten, einige schienen allerdings auch enttäuscht, dass die First Lady nicht mit von der Partie war. »Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy muss sich noch richten«, erklärte der Präsident.[46] »Sie braucht etwas länger, aber natürlich sieht sie danach besser aus als wir alle zusammen.« Beim Rückweg ins Foyer des Hotels wandte sich der Präsident allerdings eindringlich an den Agenten, der ihm am nächsten war: »Bitte holen Sie Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy sofort hier runter.«

Clint HillHill, Clint, der Chef des Personenschutzes der First Lady, ging zügig nach oben, um Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« abzuholen. Er traf sie in ihrer Suite an, wie sie gerade die Handschuhe anzog, und eskortierte sie rasch in den Bankettsaal des Hotels. Dort erhoben sich zweitausend Mitglieder und Gäste beim Frühstück der Handelskammer von Fort Worth zu einer Standing Ovation, als die First LadyKennedy, Jacqueline »Jackie« zu ihrem Gemahl auf das Podium stieß.[47]

Kurz nach 11:20 Uhr bestieg das Paar samt Entourage die Air Force One für einen 13 Minuten kurzen Flug von der Carswell Air Force Base zum Love Field in Dallas. Sie hätten die 55 Kilometer von Fort Worth auch mit dem Auto zurücklegen können, aber KennedysKennedy-AttentatPersonalmangel beim Secret ServiceKennedy, John F.in Dallas Helfer wollten, dass Fernsehen und Presse möglichst viele Bilder von einem begeisterten Empfang in Dallas für den Präsidenten einfingen, während er aus der ganz neu designten Air Force One stieg.

Hier wurde der Stress, unter dem die Personenschützer standen, besonders augenfällig, als die Agenten ihre Verteilung innerhalb der FahrzeugkolonneFahrzeugkolonnen organisierten. Paul LandisLandis, Paul, HillsHill, Clint Stellvertreter in der für Jackie KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« zuständigen Abteilung, ging die Rampe des Ersatzflugzeugs hinunter und sorgte sich, er könnte für die falsche Aufgabe eingeteilt sein. Er war überrascht gewesen, als RobertsRoberts, Emory ihm sagte, er würde auf den seitlichen Trittbrettern des Fahrzeugs hinter der Präsidentenlimousine mitfahren. Das hatte er bis dahin noch nie gemacht. LandisLandis, Paul, ein liebenswerter Kerl, nahm Agent Sam KinneyKinney, Sam, den Fahrer des hinter dem PräsidentenKennedy-AttentatPersonalmangel beim Secret Service folgenden Wagens, ein wenig auf den Arm, als die beiden neben dem Auto standen: »HeyKinney, Sam, Sam«, sagte er, tat verwirrt und wandte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Ich bin für den zweiten Wagen eingeteilt. Weißt du, wo das ist?«

Landis, PaulLandis kicherte über seinen eigenen Witz. Das änderte aber nichts an seinen Bedenken. Er ging hinüber zu LawsonLawson, Win in die Nähe des Absperrzauns, um sich zu vergewissern, dass er wirklich die korrekte Einteilung hatte.

»Ja, das passt so«, sagte LawsonLawson, Win zu ihm.[48]

LandisLandis, Paul war nicht der einzige Neue in der Besatzung des Wagens hinter dem Präsidenten.[49] Tim McIntyreMcIntyre, Tim hatte gerade seine erste volle Woche als Agent im permanenten Personenschutz hinter sich gebracht, nachdem er mehrere Schichten auf temporärer Basis gearbeitet hatte. Frisch versetzt aus der Außenstelle Spokane, sollte er auf dem hinteren Trittbrett links stehen, hinter der First Lady und hinter HillHill, Clint. Glen A. BennettBennett, Glen A., ausgeliehen vom PRSProtective Research Section in der Zentrale, sollte auf dem Rücksitz im Folgefahrzeug sitzen. Dort saß laut Plan auch George HickeyHickey, George, ein Agent, der als Fahrer normalerweise hinterm Steuer Dienst tat und nicht hinter einer Waffe.

Abgesehen von Schichtleiter RobertsRoberts, Emory war nur ein einziger Agent im zweiten Auto, der mehr als ein Jahr im Personenschutz von Präsident KennedyKennedy-AttentatPersonalmangel beim Secret Service hinter sich hatte. Das war Jack ReadyReady, Jack, der auf den Trittbrettern direkt hinter KennedyKennedy, John F.in TexasKennedy, John F.in Dallas – und vor LandisLandis, Paul – mitfahren sollte.

Eine spontane Menge von zweitausend Schaulustigen drängte sich am Absperrzaun um das Love Field, klatschte Beifall und rief den Kennedys allerlei zu.[50] Das Paar nahm die Geschenke aus dem Empfangskomitee entgegen, als es am Fuß der Flugzeugtreppe angekommen war. Eine gerahmte Kohlezeichnung für ihn, ein Strauß roter Rosen für sie. Der Präsident sah die Gesichter am Absperrzaun und reichte die Geschenke weiter an LandisLandis, Paul. Ohne ein weiteres Wort machte er sich zusammen mit JackieKennedy, Jacqueline »Jackie« auf in Richtung der Schaulustigen, um die Hände zu schütteln, die sich ihm entgegenstreckten.

Agenten geleiteten das Paar einige Minuten am Zaun entlang, dann kam von LawsonLawson, Win ein Zeichen, es war Zeit zum Aufbruch. Sie führten Gouverneur John ConnallyConnally, John und seine Frau zu ihren schmalen Notsitzen in der offenen Präsidentenlimousine, dann halfen sie den KennedysKennedy, John F.in Dallas auf ihre Plätze auf der breiten Rückbank. Der in Irland geborene Fahrer, der 54-jährige Agent Bill GreerGreer, Bill, fuhr gemächlich los in Richtung Dallas. Er fuhr durch eine breite Lücke im Absperrzaun des Flughafens – LawsonLawson, Win hatte dafür gesorgt, dass speziell für den Präsidentenbesuch eine Schneise in den Zaun geschnitten wurde.

HillHill, Clint und ReadyReady, Jack, alte Hasen im Geschäft des Secret Service, wären nun normalerweise auf die rückwärtigen Trittbretter der Limousine gesprungen. Aber RobertsRoberts, Emory hatte die Agenten wegen des entschiedenen Wunsches des Präsidenten in Tampa vorgewarnt. Wie von KennedyKennedy, John F.in Dallas erbeten, fuhr ReadyReady, Jack an jenem Tag nicht auf dem Trittbrett der Limousine hinter ihm mit.

Hill war nicht sehr angetan vom Wunsch des Präsidenten. Als langjähriger »Schatten« von Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« sah er sich ihrer Sicherheit verpflichtet. HillHill, Clint sprang also auf die Limousine hinter der First Lady, sobald er das Gefühl hatte, das Fahrzeug käme den Menschenmengen zu nahe, und das war an dem Tag oft der Fall. Greer, BillGreer steuerte das Auto immer wieder in Richtung der linken Straßenseite, um dem Präsidenten rechts mehr Puffer zu verschaffen. Damit war Mrs. Kennedy, John F.in DallasKennedy kaum noch zwei Meter von den Schaulustigen entfernt.

Die Menge stand in Vierer- oder Fünferreihen entlang der Fahrtroute an der Main Street.[51] Die Dallas Morning News hatte an jenem Morgen für ihre Leser die genaue Strecke der FahrzeugkolonneKennedy-AttentatVorbereitungen zum Schutz der FahrzeugkolonneFahrzeugkolonnen veröffentlicht – manche behaupteten, ein Lokalpolitiker habe die Route der Presse zugespielt, damit möglichst viele Zuschauer kommen würden.

Der Andrang der Schaulustigen ließ etwas nach, als die Limousine auf die Dealey Plaza einbog, eine grasbewachsene Erhebung zwischen einigen hohen Gebäuden und zugleich eine Auffahrt zum Dallas Freeway. Hill, ClintHill sprang von seinem Trittbrett und zog sich zurück auf das seitliche Trittbrett des nachfolgenden Wagens und ging davon aus, auf dem Freeway würde es demnächst deutlich schneller vorangehen.

Arnold und Barbara RowlandRowland, Arnold, ein junges Paar, hatte dort – auf der Böschung neben der Autobahn – auf das Vorbeifahren der KennedysKennedy, John F.in Dallas gewartet. Ein paar Augenblicke vor dem Eintreffen der KolonneKennedy-AttentatVorbereitungen zum Schutz der Fahrzeugkolonne sah Arnold RowlandRowland, Arnold hoch zu einem Bürohaus, ein Backsteinbau hinter der Auffahrt, und erspähte etwas Auffälliges. In einem großen Fensterbogen nahe der obersten Etage des Gebäudes stand ein Mann mit einem Gewehr auf der Schulter.

Der Mann stupste seine Frau an und zeigte in die Richtung des Mannes, den er für einen Agenten des Secret Service hielt.[52] »Das muss einer der Security-Leute sein, die die Kolonne bewachen«, meinte er.

Dann kam das erste Auto der Wagenkolonne in Sicht. Agent GreerGreer, Bill bremste fürs Abbiegen auf ca. 10 oder 15 km/h herunter – nach rechts auf die Houston Street, dann nach links in die Elm Street. Während die Autos ein Stück bergab in Richtung Freeway rollten, hörte HillHill, Clint einen lauten Knall hinter seiner rechten Schulter. Er sah, wie der PräsidentAttentateKennedy, John F.Kennedy, John F.Attentat seine Hände von beiden Seiten an den Hals hielt. Jemand hatte auf den Präsidenten geschossen.

Ich wusste doch, ich hätte hinten auf dem Wagen stehen müssen! dachte HillHill, Clint. Sein Körper hätte dem Attentäter die Sicht für einen ungehinderten Schuss nehmen können.

Aber HillHill, Clint war der einzige Agent, der dieses erste Geräusch sofort mit einem AttentatAttentateKennedy, John F.Kennedy, John F.Attentat auf den Präsidenten in Verbindung brachte. LandisLandis, Paul und ReadyReady, Jack, die beiden Agenten auf den seitlichen Trittbrettern rechts, wandten sich über die rechte Schulter um und suchten in der Zuschauermenge und den Häusern nach der Quelle des Geräuschs.

»Was war das?«, rief ReadyReady, Jack. »Ein Böller?«

»Keine Ahnung, ich sehe keinen Rauch«, sagte LandisLandis, Paul.[53]

Was zum Teufel war das? dachte McIntyreMcIntyre, Tim, als er sich ebenfalls nach hinten umsah.

Roy KellermanKellerman, Roy, 48 Jahre alt und leitender Supervisor für die Dallas-Reise, drehte sich auf dem Beifahrersitz um und sah nach hinten in Richtung Rückbank der Limousine. Auch er konnte die Quelle des Geräuschs nicht sofort ausmachen. Greer, BillGreer, der Fahrer, dachte, vielleicht sei es eine Fehlzündung an einem der Motorräder. Reflexartig nahm er den Fuß vom Gaspedal. Einige Motorradfahrer der Polizeieskorte meinten, die Bremslichter der Limousine rot aufleuchten gesehen zu haben. Warum auch immer: Die Limousine wurde langsamer, und GreerGreer, Bill wartete auf Instruktionen von KellermanKellerman, Roy.

KellermanKellerman, Roy sah nach hinten und vernahm den unverkennbaren Bostoner Akzent des PräsidentenAttentateKennedy, John F.Kennedy, John F.Attentat: »Mein Gott, ich bin getroffen.«

KellermanKellerman, Roy sah, wie sich die Hände des Präsidenten an seinen Hals klammerten. Der Chef-Supervisor überlegte nur ein paar Sekunden, um sich einen Reim auf das Geschehen zu machen. Dann krachte der zweite Schuss.

HillHill, Clint hörte ihn nicht. Beim ersten SchussAttentateKennedy, John F. war er vom zweiten Wagen abgesprungen und rannte nun in Richtung des Hecks der Limousine. Er kam ins Stolpern und bekam gerade noch einen der Griffe auf der Kofferraumhaube zu fassen. Jetzt ertönte ein dritter Schuss, und den konnte HillHill, Clint nicht nur hören, er konnte ihn spüren. Die rechte Seite des Kopfs des PräsidentenKennedy, John F.Attentat explodierte geradezu, in der Nähe seines Ohrs sprühte eine rosafarbene Flüssigkeit auf, und er sackte zusammen, fiel nach links in Richtung seiner Frau.

Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. Kennedy schrie auf: »Oh mein Gott, Jack! Jack! Was machen die mit dir?«[54]

LandisLandis, Paul hatte die ersten beiden Schüsse nicht mit dem PräsidentenKennedy, John F.Attentat in Verbindung gebracht,[55] aber er wandte sich rechtzeitig um und sah, was der dritte angerichtet hatte. Das Geräusch war unerträglich, dachte er unwillkürlich. Als hätte jemand Schießübungen auf eine Melone veranstaltet. »Ich sah Fetzen von Fleisch und Blut durch die Luft fliegen, und der Präsident sackte weg aus meinem Blickfeld in Richtung von Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. KennedyLandis, PaulKennedy«, sagte Landis später.

KellermanKellerman, Roy, inzwischen voller Flecken von Blut und Gewebe des Präsidenten, ergriff sofort sein Funkgerät und schrie GreerGreer, Bill an: »Tritt aufs Gas, wir sind getroffen worden!«[56] Er rief ins Funkgerät und hoffte, die Nachricht würde beim Agenten im Wagen des Vizepräsidenten ankommen: »Dagger muss Volunteer verdecken!«[57]

GreerGreer, Bill drückte das Gaspedal durch.[58] KellermanKellerman, Roy beschrieb den Moment später so: »Wir sind regelrecht aus der gottverdammten Straße rausgeflogen.«

Schichtleiter Emory RobertsRoberts, Emory, der HillsHill, Clint heroischen Satz auf den Kofferraum beobachtet hatte, sah die Blutspritzer neben KennedysAttentateKennedy, John F.Kennedy, John F.Attentat Kopf. Zu seiner Rechten war ReadyReady, Jack dabei, vom Trittbrett zu springen und zur Limousine nach vorne zu rennen, aber RobertsRoberts, Emory rief ihn zurück. Er fürchtete, es wäre bei dieser Geschwindigkeit zu gefährlich und würde ohnehin nicht viel bringen.

»Halfback an LawsonLawson, WinRoberts, Emory«, rief Roberts am Funkgerät des Wagens zum Vorausagenten im Führungsauto. »Der Präsident wurde getroffen. Eskortiert uns zum nächsten Krankenhaus. So schnell wie möglich.«

Agent George HickeyHickey, George griff nach dem AR-15 Sturmgewehr am Boden vor der Rückbank.[59] Er stellte sich auf und suchte den Himmel hinter der Wagenkolonne ab, richtete sich auf eine weitere Attacke ein. Aber die Attacke war bereits geschehen, alles war vorbei.

Hill, ClintHill stand auf dem hinteren Trittbrett der beschleunigenden Limousine. Er hielt sich an den Griffen am Kofferraum fest und sah ungläubig staunend Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. KennedyKennedy, wie sie sich in seine Richtung bewegte. Sie stand auf den blutverschmierten Polstern der Rückbank und streckte den Oberkörper und den rechten Arm über die Kofferraumhaube des Wagens. Mit leerem Blick sah sie geradezu durch HillHill, Clint hindurch. Sie griff nach irgendetwas auf dem glänzenden schwarzen Lack der Kofferraumhaube – es war ein kleiner Fetzen Gewebe vom Gehirn und ein Stückchen Schädelknochen ihres Ehemannes.

Hill, ClintHill schob die First Lady zurück auf ihren Sitz und breitete seinen Körper quer über das Heck des breiten Cabrios aus, um das Paar abzuschirmen.

Nur sechs oder sieben Sekunden waren vergangen, seit HillHill, Clint den ersten Schuss gehört hatte. Er spähte nach unten in den Innenraum der Limousine und sah Blut, aber auch graue und weiße Stücke Fleisch und Gehirnmasse auf dem Rücksitz, auf Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. KennedyKennedy und den Connallys. Der Gouverneur war vornüber auf seine Frau zusammengebrochen, hinten an seinem Hemd waren Blutspritzer zu erkennen. Erst in diesem Moment bemerkte HillHill, Clint, dass auch der Gouverneur getroffen worden war.

Der PräsidentKennedy, John F.Tod lag leblos und mit starrem Blick auf seiner linken Seite auf dem Schoß seiner Frau. Durch ein golfballgroßes Loch rechts im Schädel KennedysKennedy, John F.AttentatHill, Clint konnte Hill das Gehirn des Präsidenten sehen. Ein kleines Stück Schädelknochen, die Haare daran waren noch zu erkennen, lag am Boden des Wagens.

Hill, ClintHill sah mit verzweifeltem Gesichtsausdruck nach hinten zu seinen Gefährten im zweiten Wagen. Er schüttelte immer wieder den Kopf und gab den Leuten in seinem Team ein resigniertes Zeichen: Daumen nach unten. HillHill, Clint war sich sicher, dass der PräsidentKennedy, John F.Tod tot war, oder so gut wie tot.[60]

»Sie haben ihn. Sie haben ihn«, rief RobertsRoberts, Emory in die Luft.

Der Schichtleiter neigte sich zu McIntyreMcIntyre, Tim: »Du und BennettBennett, Glen A., ihr übernehmt Johnson, sobald wir anhalten.«

Johnson, Lyndon B.Ermordung John F. KennedysJohnson, Lyndon B.VizepräsidentVizepräsident Johnson konnte von alledem nichts sehen. Er lag flach am Boden seiner Limousine, sein leitender Personenschutzagent über ihm. Beim Ertönen des ersten oder zweiten Schusses schrie Rufus YoungbloodYoungblood, RufusJohnson, Lyndon B.Ermordung John F. KennedysJohnson, Lyndon B.Vizepräsident Johnson an: »Runter!« Er kletterte über den Sitzteiler vom Beifahrersitz nach hinten und warf seine 84 Kilo auf den Vizepräsidenten.[61]

Ein Polizist der Motorradeskorte fuhr seitlich an das nicht gekennzeichnete Führungsauto heran und rief LawsonLawson, Win zu: »Auf den PräsidentenKennedy, John F.Attentat ist geschossen worden!«

Gleichsam wie ein Echo hörte LawsonLawson, Win danach KellermanKellerman, Roy über Funk: »Wir wurden getroffen. Bring uns zum nächsten Krankenhaus.«[62]

Es kann jederzeit passieren, dachte LawsonLawson, Win, während sein Fahrer Curry, der Polizeichef von Dallas, in Richtung Parkland Memorial HospitalKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital raste.[63] Oh mein Gott, jetzt ist es passiert.

Nur wenige Momente später erklang die Stimme einer jungen Frau über das Paging-System in der Cafeteria im Erdgeschoss des Parkland Memorial HospitalKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital.[64] Sie rief Parklands Chefarzt herbei: »Dr. Tom ShiresShires, Tom, auf Station.«

Ron JonesJones, Ron, ein 31-jähriger angestellter Chirurg, der gerade beim Mittagessen saß, wusste, dass ShiresShires, Tom auf einer Konferenz in Galveston weilte. Der Pager begann danach die Namen anderer Chirurgen aufzurufen, mit der dringenden Bitte, sich unverzüglich zu melden.

Was ist da los? fragte er sich. Er ging hinüber ans Telefon an der Wand und fragte den Operator.

»Dr. Jones, RonJones, auf den Präsidenten ist geschossen wurden, sie bringen ihn gerade in die Notaufnahme«, keuchte sie. »Sie brauchen sofort Ärzte.«[65]

JonesJones, Ron erzählte seinem Kollegen Malcolm PerryPerry, Malcolm davon. Sie rannten aus der Cafeteria und die Treppe hinunter zurück in den Bereich der Notaufnahme. Sirenenlärm kam immer näher.

Ein kleiner Teil der Wagenkolonne des Präsidenten fuhr gegen 12:35 Uhr vor dem Eingang zur Notaufnahme von ParklandKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital vor. Einige der anderen Fahrzeuge einschließlich der Presse waren zum Trade Mart weitergefahren, sie wussten nicht, wohin das Führungsfahrzeug und die Limousine gerast waren. KellermanKellerman, Roy sprang aus dem Beifahrersitz der Limousine und wies seine Agenten an, schnell ein paar Tragen herbeizuschaffen.

Vizepräsident JohnsonJohnson, Lyndon B.Vizepräsident und seine Frau kletterten aus ihrem offenen Lincoln. Lady Bird JohnsonJohnson, Lady Bird erspähte etwas Himbeerfarbenes im Augenwinkel – es war Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. Kennedy, die sich schützend über ihren Gatten beugte. Agent YoungbloodYoungblood, Rufus führte die JohnsonsJohnson, Lyndon B.Ermordung John F. Kennedys eiligst in den Eingang des KrankenhausesKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital und bat die erste Krankenschwester, die ihm über den Weg lief, einen sicheren Raum für den Vize zu finden.

RobertsRoberts, Emory begab sich zum Fond der Präsidentenlimousine. Der sanfte »Vater RobertsRoberts, Emory« warf einen Blick auf KennedyKennedy, John F.Tod und kam zu dem Schluss, dass er wohl nicht überleben würde. »Ich gehe zu JohnsonJohnson, Lyndon B.Vizepräsident«, sagte er zu KellermanKellerman, Roy.

Einige Leute vom Personenschutz eilten zurück mit den langen, fahrbaren Tragen des Krankenhauses.[66] Die Agenten HillHill, Clint und LandisLandis, Paul baten Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. Kennedy, das Auto zu verlassen, damit sie dem Präsidenten helfen konnten. Sie schüttelte den Kopf. »Nein! Ich will bei ihm bleiben!«, sagte sie.[67]

Hill, ClintHill öffnete die linke Hintertür und stieg auf ihrer Seite in die Limousine. Der Sohn, der sich so aufopfernd um den Schutz seiner gehörlosen Mutter gekümmert hatte, schien instinktiv zu spüren, was er für diese vom Schock gezeichnete, zerbrechliche Frau tun konnte. Er zog sein Jackett aus und legte es über den Kopf des Präsidenten. Dann nahm er Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. KennedyKennedy am Arm. Sie ließ sich von ihm aus dem Wagen führen.

»Wir müssen Ihrem Mann helfen, Mrs. Kennedy«, sagte er zu ihr.

Hill, ClintLandis, PaulLawson, WinHill, Landis, Lawson und ein paar weitere Agenten hoben den Präsidenten auf eine Trage und schoben ihn, angeleitet von den Krankenschwestern, in den winzigen SchockraumKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital Nr. 1. Ärzte und Schwestern standen dicht gedrängt um den Patienten, und die Agenten verließen rasch den Raum, damit die Mediziner ihre Arbeit machen konnten. Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy öffnete die Faust und übergab einem Arzt ein Stück Schädelknochen ihres Mannes, das sie seit den Schüssen umklammert gehalten hatte. Hill, ClintHill fand einen Stuhl für die First Lady, gleich neben der Tür der Notaufnahme; weitere Ärzte kamen hinzu.

KellermanKellerman, Roy, darauf trainiert, unter allen Umständen an der Seite des Präsidenten zu bleiben, bat Hill, eine Telefonverbindung zum Weißen Haus herzustellen und die Leitung frei zu halten. HillHill, Clint fand ein Telefon und verband KellermanKellerman, Roy mit Jerry BehnBehn, Jerry in dessen Büro im East Wing.

»Jerry, wir haben einen Zwischenfall hier in Dallas.[68] Auf den Präsidenten und den Gouverneur wurde geschossen«, sagte KellermanKellerman, Roy. »Wir sind in der Notaufnahme des Parkland Memorial HospitalKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital. Notieren Sie die Uhrzeit.«

BehnBehn, Jerry fühlte sich, als hätte er einen Schlag versetzt bekommen. Behn, JerryBehn war an der Seite Kennedys seit dessen Wahlsieg 1960 überall hingereist, und sie waren sich in der Zeit nähergekommen. Das war die erste Reise gewesen, bei der er nicht dabei war! BehnBehn, Jerry rief nach seinem Assistenten: »Suchen Sie Chief RowleyRowley, James Joseph jr.Kennedy-Attentat!«

Im Korridor des Krankenhauses reichte KellermanKellerman, Roy den Hörer zurück an HillHill, Clint und ging wieder in Richtung Schockraum.[69] Dann meldete sich eine Telefonistin aus dem Weißen Haus auf der offenen Telefonleitung. »Der Justizminister möchte mit Ihnen sprechen«, sagte sie zu HillHill, Clint.

Hill hörte Robert F. KennedyKennedy, Robert F. »Bobby«Ermordung JFK und, wie er mit unsicherer Stimme die einzige denkbare Frage stellte: »Wie schlimm ist es?«

»Viel schlimmer kann es nicht werden«, antwortete HillHill, Clint.[70] Er sagte nicht, das sichere Gefühl zu haben, dass Roberts Bruder bereits tot war.

In einem Büroraum des Krankenhauses, der in einem anderen Flügel für den Vizepräsidenten frei gemacht worden war, sagte RobertsRoberts, Emory derweil zu Johnson und seiner Frau, dass der Präsident wahrscheinlich nicht überleben werde. »Wir müssen schnellstmöglich aus Dallas abreisen«, sagte RobertsRoberts, EmoryJohnson, Lyndon B.Ermordung John F. KennedysRoberts, Emory. Johnson bat Roberts um eine Rückfrage beim Weißen Haus, ob man dort einverstanden sei, dass er die Stadt verlässt.

Im Schockraum erkannte der behandelnde Arzt, Dr. Perry, MalcolmPerry, dass es schlecht um den Präsidenten stand. Der Patient lag bewusstlos auf einer Metalltrage. Er hatte viel Blut verloren, stark geweitete Pupillen und eine klaffende Kopfwunde. Die meisten Patienten überleben so etwas nicht, dachte PerryPerry, Malcolm.[71] Aber dieser Patient war schließlich der Präsident. Das Ärzteteam machte sich daran, sein Leben zu retten, setzte einen Luftröhrenschnitt, um zu versuchen, Sauerstoff in sein Gehirn zu transportieren und gleichzeitig die Blutung zu stoppen.

Eine Minute später kam jemand keuchend aus Kennedys Schockraum und meldete, der Präsident würde atmen.

Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie«Attentat auf John F. Kennedy erhob sich aus ihrem Stuhl und schrie auf: »Heißt das, er wird überleben?«[72]

Die Agenten warteten. Niemand antwortete.

Die Ärzte forderten die Krankenschwestern auf, ein EKG-Gerät in den Schockraum zu bringen. Dr. Kemp ClarkClark, Kemp, der leitende Neurochirurg, traf ein, als sie KennedyKennedy-AttentatTod gerade an die Maschine anschlossen. Er konnte am Hals Kennedys keinen Puls feststellen. PerryPerry, Malcolm hatte mit dem Versuch begonnen, das Herz des Präsidenten mit Thoraxkompressionen zum Schlagen zu bringen. Über fünf Minuten konnte er ein paar schwächliche Herzschläge auslösen, dann nichts mehr. Die flache, schmale Linie an der Anzeige des Geräts veränderte sich nicht mehr. Kennedy, John F.TodKennedy-AttentatTodKennedy hatte keinerlei Herzaktivität.

»Es ist zu spät, Mac«, sagte ClarkClark, Kemp zu PerryPerry, Malcolm.[73]

Präsident Kennedy ist tot, verkündete ClarkClark, Kemp im Schockraum. Es war 13 Uhr.

Damit fanden sich die Agenten in einer unangenehmen, ungewohnten Rolle. Sie schützten nun nicht mehr das Leben eines Menschen, sie mussten bei der Durchführung der Rituale helfen, die seinen Tod dokumentierten.

KellermanKellerman, Roy kam mit erschöpftem Blick aus dem Schockraum. Er ging hinüber zu HillHill, Clint. »Clint, sag Gerry, dass das noch nicht freigegeben und nicht offiziell ist«, sagte er mit ruhiger Stimme, »aber unser Mann ist tot.«

Hill senkte das Haupt und nickte. Er überbrachte die Nachricht an BehnBehn, Jerry, der inzwischen mit Chief RowleyRowley, James Joseph jr.Kennedy-Attentat in seinem Büro saß. HillHill, Clint bat BehnBehn, Jerry eindringlich, den Justizminister und wichtige Angehörige anzurufen, damit sie es nicht aus den Medien erfuhren.

KennedysKennedy-AttentatTod Helfer Dave PowersPowers, David »Dave« fand Agent George HickeyHickey, George im Korridor und betraute ihn mit einer dringlichen Aufgabe. »Holen Sie einen Priester«, sagte er. »Machen Sie schnell.«

Nur wenige Agenten wussten davon, aber Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy hatte die Ärzte instruiert, ihren Mann erst für tot zu erklären, nachdem ein Priester ihm die Sterbesakramente erteilt hatte. Als Pater Oscar Huber innerhalb der nächsten zehn Minuten eingetroffen war, fand er KennedyKennedy, John F.Tod tot vor, mit einem weißen Laken bedeckt. Der Priester konnte kaum glauben, wie gefasst Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy wirkte. Er begann, die Sterbesakramente zu spenden, wohl wissend, dass er von dem armen Sünder, der da vor ihm lag, keine Reaktion zu erwarten hatte, aber auch unsicher, ob KennedysKennedy, John F.Tod Seele bereits aus dem Körper entwichen war. In lateinischer Sprache rezitierte er ruhig die letzten Worte: »So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«

Derweil warteten die Johnsons im Büro des Krankenhauses auf Nachricht. Der Schichtleiter von Kennedys Personenschutztruppe, Emory RobertsRoberts, Emory, eilte zu JohnsonJohnson, Lyndon B.Ermordung John F. KennedysJohnson, Lyndon B., um ihn ins Bild zu setzen: »Der Präsident ist tot, Sir.« Nun war JohnsonJohnson, Lyndon B. selbst der Präsident.

RobertsRoberts, Emory sagte zu Johnson, er und die Leute seiner Schicht müssten sich vom Krankenhaus nun unmittelbar zur Air Force One begeben, in jedem Fall aber, bevor das Weiße Haus den Tod KennedysKennedy, John F.Tod offiziell bestätigte. Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy würde den Leichnam des Präsidenten so bald wie möglich ebenfalls zum Flugzeug bringen lassen. Die Johnsons folgten Roberts, EmoryRoberts’ Rat und verließen das Krankenhaus so hastig, dass einer von JohnsonsJohnson, Lyndon B. Agenten versehentlich zurückblieb. In einem nicht gekennzeichneten Wagen, gesteuert von Polizeichef Curry, legte sich JohnsonJohnson, Lyndon B. auf Anweisung YoungbloodsYoungblood, Rufus flach auf die Rückbank, sodass er durch die Fenster nicht zu sehen war. Die Männer, die an jenem Tag KennedyKennedy, John F.Attentat zu beschützen versucht hatten, indem sie im Wagen hinter ihm mitfuhren – BennettBennett, Glen A., McIntyreMcIntyre, Tim und ReadyReady, Jack –, saßen nun in einem nicht gekennzeichneten Polizeiauto und fuhren hinter dem Wagen mit dem darin versteckten neuen Präsidenten her.

HillHill, Clint und KellermanKellerman, Roy blieben zurück im Krankenhaus und bei ihren ursprünglichen Aufgaben. Kenny O’DonnellO’Donnell, Kenny, ein Helfer und Freund KennedysKennedy, John F.Tod, bat Hill, sofort einen Sarg herbeizuschaffen. Hill, ClintHill forderte von der nächstgelegenen Leichenhalle das beste Stück an, das verfügbar war, ein in Bronze ummanteltes Modell Britannia.

Um 13:36 Uhr betrat der stellvertretende Pressesprecher Mac Kilduff einen Schulungsraum für Krankenschwestern, in dem Reporter zusammengeströmt waren, um Neuigkeiten über den Präsidenten zu erfahren. Die Augen des jungen Sprechers waren von Tränen gerötet, und er bat die aufgeregt lärmenden Presseleute, ihm einen Augenblick zu geben, damit er zu Atem kommen konnte. Er musste zwei oder drei Mal ansetzen, bis er das Wort »Präsident« über die Lippen brachte.

»Präsident John F. Kennedy, John F.TodKennedy starb heute gegen 13 Uhr CST, hier in Dallas«, begann er. »Er starb an einer Schusswunde am Kopf. Ich habe keine weiteren Details hinsichtlich des Mordanschlags auf den Präsidenten zu berichten.«

Einige Reporter schnappten nach Luft. Sie fragten, wann und wo JohnsonJohnson, Lyndon B. vereidigt werden würde. Dann rannten sie durch die Korridore des Krankenhauses, um ein freies Münztelefon zu finden, oder sie baten flehentlich, ein Diensttelefon im Krankenhaus nutzen zu dürfen, in das sie ihre Berichte diktieren konnten.

In den Stunden, nachdem KennedyKennedy, John F.Tod für tot erklärt worden war, widmeten sich die Beschützer des Präsidenten in aller Eile neuen, ungewohnten Aufgaben, noch so benommen, dass sie einiges von dem, was sie da taten, einfach vergessen würden. Ihre unmittelbare Aufgabe bestand darin, ein paar Autos zu organisieren, um die Besucher aus Washington nach Love Field zu bringen, von wo sie nach Hause fliegen konnten. KellermanKellerman, Roy und sein Team verließen das Krankenhaus gemeinsam mit der First Lady erst mit Verspätung, weil der Gerichtsmediziner von Dallas County ihnen nicht gestattete, den Leichnam des Präsidenten mitzunehmen. Er bestand auf einer gesetzlichen Vorschrift, die besagte, da der Präsident ermordet worden war, müsse zuerst eine Autopsie durchgeführt werden. Aber Jackie KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« war nicht bereit, ohne ihren toten Mann wegzugehen, und Präsident JohnsonJohnson, Lyndon B. wollte nicht ohne Jackie KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« abreisen. KellermanKellerman, Roy verfluchte den Doktor und rümpfte die Nase über diese gesetzliche Vorschrift, woran auch ein örtlicher Richter, der die Einschätzung des Gerichtsmediziners bekräftigte, nichts zu ändern vermochte. »Wir nehmen ihn mit«, sagte er. Die Agenten luden den Sarg in einen Leichenwagen, der vor dem Krankenhaus bereitstand, Jackie KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« setzte sich in dem Wagen auf die Rückbank. Ein Funktionsträger des Krankenhauses klopfte ans Fahrerfenster, das daraufhin heruntergelassen wurde: »Wir treffen uns bei der Leichenhalle«, sagte der Funktionär. »Ja, Sir«, antwortete KellermanKellerman, Roy. Aber dann gaben die Agenten Anweisung, den Leichenwagen mit dem Sarg und Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« direkt zum Flughafen zu fahren. Die Agenten gewannen dieses kleine Scharmützel, ein winziger Sieg an einem Tag des entsetzlichen Verlusts.

Bei der Ankunft konnten sie feststellen, dass ein Flugbegleiter und ein Agent zwei Sitzreihen im hinteren Bereich der Air Force One in aller Eile abmontiert hatten, um Platz für den Sarg zu schaffen. Dann trugen die Agenten KennedysKennedy, John F.Tod Sarg die Rampe hoch, mussten oben jedoch feststellen, dass der Durchgang für das aufwendig gefertigte Modell Britannia zu schmal war. Die Agenten brachen die seitlichen Handgriffe des Sargs ab und verkratzten das edle Stück an den Seiten, als sie es durch die Lücke zwängten. Eine Bundesrichterin, persönlich zum Flugzeug einbestellt von ihrem Freund Lyndon JohnsonJohnson, Lyndon B., nahm ihm um 14:38 Uhr den Amtseid des Präsidenten ab. Neun Minuten später, um 14:47 Uhr, hob die AF 26000 mit Pilot Jim SwindalSwindal, Jim im Cockpit vom Boden ab, mit Ziel Andrews Air Force Base. Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« saß hinten, ganz in der Nähe des Sargs ihres Mannes. Bei ihr waren die beiden besten Freunde Kennedys in seinem Stab – man reichte sich gegenseitig Whiskey.[74]

Die Agenten des Personenschutzes ließen sich im vorderen Teil in ihre Sitze fallen. Die meisten schwiegen. Landis, PaulLandis, der jüngste in der Truppe, brach weinend zusammen. Er dachte an die Kinder der Kennedys, mit denen er so viel Zeit verbracht hatte.[75]

Wenngleich HillHill, Clint am Ende für Generationen von Agenten als Held gelten sollte, weil er auf das fahrende Auto gesprungen war, quälten ihn während des Fluges unablässig Schuldgefühle, die ihn den größten Teil seines Lebens nicht mehr losließen: Wenn ich doch bloß auf dem hinteren Trittbrett des Autos gestanden hätte! Ich wäre nahe genug und noch vor dem dritten Schuss bei ihm gewesen, dachte er. Wäre ich doch nur schneller gewesen.[76]

Lawson, WinLawson, der die Sicherheitsplanung für den Tag ausgearbeitet hatte, fragte sich, was geschehen wäre, wenn es nicht zu regnen aufgehört hätte: Wenn die das Verdeck geschlossen hätten, vielleicht hätte der Attentäter gar nicht erst versucht zu schießen, überlegte er.

Allmählich wurde LawsonLawson, Win und den anderen in seiner Truppe klar, dass sie nun für einen historischen Meilenstein professionellen Scheiterns standen. »Ich bin der erste Agent in der Geschichte des Secret Service, der einen Präsidenten verliert«, sagte LawsonLawson, Win laut und deutlich.

Greer, BillGreer, ganz aufgelöst wegen seines eigenen Versagens, weil er als Fahrer des Präsidenten nicht schnell genug reagiert hatte, hatte seine Sünden bereits der First Lady gebeichtet. Noch im Parkland Memorial HospitalKennedy-AttentatParkland Memorial Hospital weinte er an ihrer Schulter.[77] »Oh, Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy, oh mein Gott, oh mein Gott. Ich wollte das nicht. Ich habe es nicht gehört, Ich hätte mit dem Wagen schnell ausweichen müssen, ich konnte nichts machen«, sagte er ihr. »Oh, Mrs. Kennedy, Jacqueline »Jackie«Kennedy, … wenn ich es doch nur rechtzeitig gesehen hätte.«

GreersGreer, Bill Worte gingen JackieKennedy, Jacqueline »Jackie« im kommenden Trauerjahr nicht mehr aus dem Kopf. Die Schüsse, die über den Platz hallten, die blutigen Gewebestücke, die verzweifelte, sinnlose Fahrt zum Krankenhaus, alles lief wieder und wieder vor ihrem geistigen Auge ab. Auch wenn sie ihrem Agenten Clint HillHill, Clint immer dankbar blieb, hegte die Witwe insgeheim doch eine Enttäuschung über den Secret Service insgesamt.

Zwei Wochen nach dem Begräbnis ihres Mannes beklagte Jackie gegenüber ihrem persönlichen Sekretär, einige Agenten seien anscheinend an dem schicksalhaften Tag schlecht vorbereitet auf genau die Art von Bedrohung gewesen, die sie eigentlich auf dem Schirm hätten haben müssen.[78] Wenn doch nur GreerGreer, Bill einfach aufs Gaspedal gedrückt hätte, nachdem der erste Schuss gefallen war, seufzte sie.

»Da hätte genauso gut Mrs. Shaw am Steuer sitzen können!«, sagte Mrs. KennedyKennedy, Jacqueline »Jackie« verbittert – Mrs. Shaw war das britische Kindermädchen von John und CarolineKennedy, Caroline. »Man sollte sich nach einem guten Fahrer umsehen, damit einem nichts zustößt.«

Secret Service

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