Читать книгу Marisol und Nando - Carola Käpernick - Страница 11
Morgenstund hat Brot im Mund
ОглавлениеMarisol hatte frei und Nando ja noch Urlaub. Er war früh wach und flitzte zum Bäcker. Dort fragte er die Verkäuferin, ob Mick und seine Clique schon versorgt waren. Als diese verneinte, kaufte er ein paar Brezeln mehr und sechs Coffee to go. Nando brachte sie schnell an den altbekannten Treffpunkt. Die Freude war groß, doch Nando hatte keine Zeit für lange Gespräche. Wenn er Glück hatte, schlief Mari noch und er konnte ihr das Frühstück ans Bett bringen.
Das Glück war ihm nicht so hold. Als er die Tür aufschloss, hörte er im Bad das Wasser rauschen. Auch Marisol hatte ihn gehört und streckte die Tür raus, um ihm einen guten Morgen zu wünschen.
„Hast du zufällig noch eine Zahnbürste da?“
„Ich benutze die Elektrische. Da sind noch neue Aufsätze da, wenn es dich nicht stört, nimm ruhig den Griff, ansonsten muss es per Hand gehen.“
„Wenn es dir nichts ausmacht, nehme ich gerne den Griff dazu.“
„Mir macht es nichts aus, sonst hätte ich es ja nicht angeboten.“
Er kramte im Spiegelschrank und legte ihr einen Aufsatz heraus.
„Ich hab Wecken geholt. Was magst du morgens? Eher süß oder herzhaft?“
„Beides gerne. Ich nehme, was da ist.“
Während Mari sich im Bad frisch machte, deckte Nando den Tisch. Er hatte zum Glück gut eingekauft und richtete Käse, Schinken und Salami auf einem Teller an. Die Marmelade hatte er aus einem Hofladen in Kirchzarten. Sie erinnerte ihn im Geschmack an die Marmelade, die seine Mutter immer gekocht hatte und schmeckte mehr nach Frucht, als nach Zucker. Honig von einem Imker aus Ehrenkirchen, hatte er ebenfalls noch da. Weil er nicht wusste, ob sein Gast morgens Kaffee oder Tee bevorzugte, hatte er auch den Wasserkochen angestellt.
„Ich fühle mich wie neugeboren. Himmel war ich gestern Abend müde. Das lag sicher auch an dem leckeren Wein. Und hier sieht es schon wieder so toll aus. Wahnsinn!“
„Setz dich, was magst du trinken? Tee oder Kaffee?“
Mari schaute auf die Hightech Kaffeemaschine und fragte: „Kann die auch Cappuccino?“
Nando nickte und drückte aufs entsprechende Knöpfchen. Als sie sich am Küchentisch gegenüber saßen, wünschte er einen guten Appetit und griff ebenfalls beherzt zu.
„Was hast du heute vor?“, erkundigte er sich bei Marisol.
„Waschsalon. Ich hab noch keine Waschmaschine und die mit den Münzen bei uns im Haus laufen nach Gutdünken. Ehe ich wieder klatschnasse Wäsche aus einer ziemlich ungepflegten Maschine hole, die nach dem halben Programm einfach ausgeht, nehme ich lieber meine Klamotten und fahre in den Waschsalon.“
„Ohje. Da lobe ich mir die Waschmaschine im eigenen Bad. Schon allein die Wartezeit.“
„Ach, ich lese dann. Ab und zu stricke ich auch was. Ich hab das gelernt, als ich auf einer Frühchenstation gearbeitet hab. Die sind so winzig, da kriegst du kaum was an Klamotten zu kaufen. Und die Eltern sind völlig überfordert mit der Situation. Das abrupte viel zu frühe Ende der Schwangerschaft und die Sorge um den Winzling. Die sind so dankbar, dass die Station Kleidung stellt. Wirklich Zeit hatten wir dort nicht. Aber die älteren Schwestern haben alle gestrickt und es mir beigebracht. Und jetzt stricke ich, so wie ich Zeit und Lust habe und schicke es dorthin oder gebe es auf den Frühchenstationen in den Kliniken ab, wo ich gerade arbeite.“
„Das ist ja toll. Und sicher ein guter Zeitvertreib im Waschsalon.“
„Das Praktische an der Angelegenheit ist, dass ich nie auf eine spezielle Größe achten muss. Irgendeinem Kind passt es immer. Und die Winzigkeit macht keine Umstände, wenn ich das Strickzeug mitnehme. Wiegt nicht viel und nimmt wenig Platz weg. Das will ja auch bedacht sein, wenn man schon mit Dreckwäsche unterwegs ist.“
„Hast du kein Auto?“
„Ich hab zwar einen Führerschein, aber bisher war ich immer in Universitätsstädten. Da konnte ich alles mit dem Fahrrad oder mit den Öffis machen. Daher brauchte ich kein Auto und vor allem, ich hab kaum Fahrpraxis.“
„Du weißt, dass wir hier in Freiburg auch tolle Carsharing-Angebote haben? Das nutze ich zum Beispiel, wenn ich mal Mammuteinkäufe machen muss.“
„Ja. Aber die Uniklinik unterstützt die Aktion Jobrad. Ich hab mich da für ein E-Bike entschieden. Damit bin ich mir zumindest in der Bedienung sicher und die Strecken, die ich fahre, kann ich damit gut bewältigen. Und wenn ich doch mal etwas Größeres transportieren muss, dann nehme ich mir einen Leihwagen. Aber meistens fahre ich mit der Straßenbahn.“
Marisol bot an, die Küche aufzuräumen und beim Putzen zu helfen. Immerhin hat ihr Besuch ein ziemliches Chaos verursacht und sie hatten am Vorabend nichts mehr aufgeräumt. Doch Nando wollte davon nichts wissen.
„Du bist Gast!“
„Ja, aber ich hab die Gastfreundschaft nun ja auch über Gebühr strapaziert.“
„Ach was. Ich bin froh, wenn ich noch bissel was zu tun hab. Sonst langweile ich mich noch.“
„Langeweile kenne ich gar nicht! Obwohl ich auch das Nichtstun manchmal sehr genießen kann.“
Sie verabschiedeten sich und gingen beide mit einem guten Gefühl an ihre Vorhaben für den Tag.