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Spaziergang

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„Ich hab gestern so viel von mir erzählt. Was machst du so?“ Marisol war froh, dass sie sich heute wieder getroffen hatten. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie am gestrigen Abend so wenig Fragen an Nando gestellt und so viel von sich gesprochen hatte.

„Von Beruf bin ich Projektmanager in einer Softwarefirma hier in Freiburg. Ist ein tolles Team, gutes Klima. Sehr engagiert für soziale Projekte und sportlich aktiv. Wir laufen den Freiburg Marathon und andere Läufe in der Gegend mit. Dafür trainieren wir auch zusammen. Ansonsten bin ich einfach gern zu Hause. Koche, Lese und in dieser Jahreszeit verbringe ich die Abende total gern auf meinem Balkon.“

„Das klingt gut. Ich gehe nach der Arbeit meist kurz in die Stadt. Zu den jüngeren Pflegern hab ich einen ganz guten Draht, aber sonst kenne ich hier noch nicht viele Leute. Zum Glück hab ich eine eigene Wohnung gefunden. Ziemlich zentral in Zähringen. Wenn ich auf meinem Balkon sitze, zieht mir allerdings der Duft vom Dönerladen in die Nase und es ist ziemlich laut, bis die Restaurants schließen jedenfalls.“

„Meine Wohnung ist von meinen Eltern übernommen. Also die, in der ich auch aufgewachsen bin. Einzelkind!“

„Und deine Eltern? Sind die schon im Altenheim?“

„Nein. Im Gegenteil. Sie sind am anderen Ende der Welt. In Südafrika.“ Nando erzählte etwas von seiner Familie und wie es kam, dass er so jung eine riesige Wohnung in einer der bevorzugtesten Wohngegenden Freiburgs hatte. Mietfrei natürlich. Marisol konnte gönnen, sie war begeistert, was seine Eltern machten und gratulierte ihm zu seinem Wohnglück.

Sie waren inzwischen ziemlich weit gelaufen und es gab größere Abstände an den Ufern der Dreisam, die nicht von Sonnenanbetern belegt waren. Marisol spürte die Müdigkeit und hatte ziemlichen Durst. So ein Eiscafé ist halt nur im ersten Moment erfrischend. Später klebt und pappt er im Mund und verursacht mehr Durst als er gelöscht hatte. Nando schien es mit seiner Eisschokolade ähnlich zu gehen. Er bot an, dass Mari sich einen Platz suchte und ausruhte. An der nächsten Fahrradbrücke würde er hochlaufen und an dem Kiosk etwas zu trinken holen. Marisol war dankbar und streckte sich bäuchlings ins Gras. Ihre Tasche umschlang sie mit beiden Armen und bettete ihren Kopf darauf. Kurz drauf, war sie bereits weggedämmert.

Nando sah von weitem, dass Mari schlief und kam langsam näher. Er setzte sich leise ins Gras und ließ Blick und Gedanken schweifen. Es fühlte sich gut an, mit Mari hier zu sein. Bislang war Nando nicht der Aufreißertyp gewesen. Die Beziehungen, die er hatte, waren ziemlich anstrengend und nur von kurzer Dauer. Er war selbst überrascht, wie sehr er das Beisammensein mit Marisol genoss. Aber er wollte nicht euphorisch werden. Sie trafen sich schließlich erst zum zweiten Mal und das rein zufällig.

Mari wachte nach knapp fünfzehn Minuten auf und fühlte sich, als wenn sie Stunden geruht hätte. Powernapping by nature. Das war Gold wert, wie sie fand. Nando hielt ihr eine große Flasche Wasser hin, die so gut gekühlt war, dass die Wassertropfen außen langsam herunterrannen. Gierig trank Mari einen großen Schluck und hielt ihrem Retter in der Not die Flasche hin. Nando zeigte auf eine eigene Flasche und grinste.

Sie blieben noch ein wenig im Gras liegen und plauderten.

Marisol und Nando

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