Читать книгу Das Blutsiegel von Isfadah - Carola Schierz - Страница 12

Arko

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Aufmerksam betrachtete Arko seine neue Unterkunft. Natürlich war er nicht zum ersten Mal in den Mauern des Kerkers, doch in der Rolle des Gefangenen war das eine Premiere. Immerhin hatte man ihm eine Einzelzelle zugestanden, die auf Befehl von Farid mit neuem Stroh ausgelegt worden war. So gut er konnte, schichtete er es zu einem Haufen auf, um sich ein Lager herzurichten. Dann ließ er sich völlig entkräftet darauf nieder. Es stank erbärmlich. Wahrscheinlich kam das aus der Ecke, in der er die Exkremente seines Vorgängers vermutete. Aber das war ihm im Moment gleichgültig. Die lange Reise steckte ihm in dem eh schon geschwächten Körper und er fühlte sich hundeelend. Wenn das so weiterging, würde er seine eigene Hinrichtung nicht mehr erleben. Die Eisen um seine Fußgelenke waren auch nicht gerade als bequem zu bezeichnen. Schon jetzt, nach wenigen Stunden, bemerkte er wunde Stellen, wo die kalten Fesseln an seiner Haut scheuerten.

Plötzlich hörte er, wie das Gitter seiner Zelle geöffnet wurde. Ein Wächter trat ein und stellte ihm wortlos einen Teller mit Brot und etwas Käse, sowie einen Krug Wasser hin. Dann wollte er die Zelle wieder verlassen.

„Warte!“, bat Arko heiser. „Was ist mit Königin Ismee? Hat sie das Kind schon geboren? Ich muss dringend mit ihr sprechen! Bitte lass ihr eine Nachricht zukommen.“

Der Wachmann schüttelte mit dem Kopf. „Tut mir leid, aber es ist mir verboten, Euch irgendwelche Auskünfte zu geben.“

„Bitte! Richte es ihr aus. Sie kann selbst entscheiden, ob sie mir eine Chance gibt, mich zu erklären. Ich habe diese Tat nicht begangen! Ich schwöre es, bei meiner Seele!“

Der Mann lächelte ihn mitleidig an. „Wenn Ihr wüsstet, wie oft ich das hier schon gehört habe. Das Gericht wird entscheiden, was die Wahrheit ist. Wenn Ihr unschuldig seid, wird es schon ans Licht kommen.“

Arko sah ihm an, dass er seine letzten Worte selbst nicht glauben mochte, entschied sich aber, das Gespräch nicht weiter fortzuführen. Er würde wohl nichts weiter tun können, als zu warten. So war das Schicksal. Von der rechten Hand des Königs zum angeklagten Verbrecher war es manchmal nur ein kleiner Schritt.

Zwei Tage später vernahm er Stimmen vor seiner Zelle. Konnte das möglich sein? Langsam drehte er sich um, öffnete die Augen und sah direkt in das blasse Gesicht von Ismee. Neben ihr standen der Wärter und eine junge bildschöne Frau, deren Gewand darauf schließen ließ, dass sie eine Wächterin des Tempels war. Sein Blick suchte den Ismees.

„Du bist wirklich gekommen?“, krächzte er heiser.

„Ich wollte dir ins Gesicht sehen und von dir hören, warum du mir meinen Mann genommen hast.“ Ihre Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn und Verzweiflung. Er sah ihren blassen Zügen an, wie verzweifelt sie war und welche Hölle sie gerade durchlebte. Zu gern hätte er sie in seine Arme geschlossen und mit ihr gemeinsam getrauert. Sein Blick blieb an ihrer Taille hängen und ihm wurde bewusst, dass sie Ammons Kind nicht mehr trug.

„Das Kind! Geht es ihm gut? Was ist es? Ein Junge?“, sprudelten die Fragen nur so aus ihm heraus.

„Ich bin nicht hier, um dir Antworten zu geben. Ich erwarte welche von dir!“, sagte sie knapp.

„Ismee, du kannst nicht ernsthaft glauben, dass ich Ammon getötet hätte. Er war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Einen besseren Freund als ihn kann man sich nicht wünschen. Glaubst du wirklich, ich wäre hinter dem Thron her? Ich bin ein führender Krieger in seiner Armee, sein Freund und Berater gewesen. Das war mir genug und das weißt du.“ Beschwörend sah er sie an und sie hielt seinem Blick stand. Für einen Moment strich ein weicher Zug über ihr Gesicht und er hoffte schon, sie würde sich öffnen, doch dann verrauchte dieser Moment auch schon wieder.

„Man hat mich gewarnt, dass du so reden würdest. Alle Umstände und Hinweise sprechen gegen dich. Farid hat dem Hohen Rat alles erzählt. Er ist noch immer fassungslos und stark geschwächt.“

„Wie geht es ihm? Wird er wieder ganz gesund?“, fragte Arko schnell.

Sie sah ihn nur kopfschüttelnd an und wandte sich zum Gehen. „Wir sehen uns im Gerichtssaal!“, sagte sie leise und verließ die Zelle.

Ihre Begleiterin sah Arko noch eine Weile aufmerksam an, nickte ihm dann flüchtig zu und folgte Ismee nach draußen.

Seiner letzten Hoffnung beraubt, ließ Arko sich zurück ins Stroh sinken und schloss die Augen. Es tat ihm weh, Ismee so zu sehen und dass sie in ihm den Urheber ihres Kummers sah, brachte ihn fast um. Weit weg schienen die Tage zu sein, als sie ihn freudig begrüßt hatte, wenn er zu einem Besuch in den königlichen Gemächern weilte. Sie war wie eine Schwester für ihn gewesen. Er hatte das Glück der beiden immer bewundert und sich insgeheim gewünscht, selbst einmal so glücklich zu werden. Nie zuvor hatte er so viel Hass in ihren Augen gesehen oder sich dergleichen auch nur vorstellen können. Wieder schnitt ihm das Messer der Verzweiflung tief in seine Eingeweide. Doch er durfte sich diesem Schmerz nicht hingeben. Er musste kämpfen. Für sich, für die Wahrheit und für Ammon.

Das Blutsiegel von Isfadah

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