Читать книгу MEMORIAM - Auch deine Stunde schlägt - Caroline Stein - Страница 14
ОглавлениеKairo
Das Hotelzimmer war ganz nach seinem Geschmack. Nachdem Samuel lange in für ihn ärmlichsten Verhältnissen gehaust hatte, genoss er jetzt die luxuriöse Suite im Heliopolis Towers.
Seine letzte Aufgabe in der Millionenstadt Kairo war erledigt und er hatte nicht die Absicht, jemals wieder in diesen Teil der Welt zurückzukehren. Morgen früh um neun ging sein Flug nach Algier, der Hauptstadt von Algerien, und dann würde eine neue Ära in seinem Leben beginnen. Entspannt lehnte er sich in dem weichen Sessel zurück und schwenkte das Cognacglas. Das leise Klimpern der Eiswürfel ließ ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen und seine Gedanken wanderten zu ihr. Sie war seine Prinzessin, sein Ziel, sein alles. Sie war das, worauf er die letzten Jahre gewartet hatte. Und er würde es genießen mit ihr. Das wusste er sicher.
»Doktor Smith?«
Er war so konzentriert gewesen, dass er das Klopfen an der Türe überhört hatte.
»Zimmerservice«, klang eine helle Stimme etwas abgedämpft aus dem Flur.
Er stand auf und öffnete. Die junge Kellnerin schob einen Servierwagen ins Zimmer. »Ihr Abendessen, Doktor Smith. Ich wünsche guten Appetit.«
In dem Moment, als er das Mädchen sah, wusste er, dass es Ärger geben würde. Er spürte sofort, dass Torian sich bemerkbar machte. Während sein Puls immer höher schlug, griff er scheinbar lässig in seine Hosentasche, drückte dem jungen Ding schon im Abwenden einen Schein in die Hand und wandte sich dem Serviertisch zu.
Das »Vielen Dank« des jungen Mädchens wurde überlagert von Samuels Gedanken, sie möge schnell verschwinden.
Erleichtert atmete er auf, als sich die Zimmertüre schloss.
»So eine Hübsche.« Torians gespieltes Schmeicheln in der Stimme war eine unüberhörbare Provokation. Samuel holte tief Luft. »Torian, du reißt dich jetzt zusammen. Wir dürfen hier nicht auffallen. Du hast dich austoben können und jetzt ist Pause, sonst gefährdest du unsere gemeinsamen Pläne.«
Torian schwieg und Samuel wusste, dass es nichts Gutes bedeutete. Torian hatte in den letzten Jahren mehr und mehr die Kontrolle über ihn gewonnen, obwohl es nach ihrer Flucht so ausgesehen hatte, als wäre Samuel der Stärkere geworden. Natürlich brauchte Torian Samuel immer noch. Samuel war nun mal derjenige, der Menschen besser überzeugen konnte, um nicht zu sagen, manipulieren. Aber während ihrer Zeit in Afrika hatte er Torian weitestgehend die Zügel in die Hand gegeben und das bereute er jetzt.
»Wir sind doch bis morgen früh im Hotel, oder? Unser Flug nach Algier geht erst Viertel vor neun?« Torians Stimme klang herausfordernd.
»Du lässt sie in Ruhe!« Samuel zischte es wütend. »Wir dürfen auf gar keinen Fall Aufmerksamkeit erregen. Denk dran, wir haben extra heute Morgen schon hier im Hotel eingecheckt, damit wir auf keinen Fall mit irgendwas in Verbindung gebracht werden.«
Torian schwieg, aber an seinem Puls spürte Samuel, dass Torian erregt war und irgendetwas plante. Und das bereitete ihm Sorgen. Es war jetzt schon ein paar Mal passiert, dass er von Torians Aktivitäten nichts mitbekommen hatte. Das war neu und machte ihm Angst, weil es zeigte, wie weit Torian die Macht schon übernommen hatte.
Ihre gemeinsamen Pläne durften auf gar keinen Fall scheitern. Zu lange hatte er auf dieses neue Leben hingearbeitet. Er musste Torian wieder in den Griff bekommen.