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KAPITEL 4


VERSCHIEDENE MARKTTEILNEHMER AN DEN BÖRSEN

4.1Der Arbitrageur

Ziel des Arbitrageurs ist es, einen Kursgewinn zu erzielen, indem er die Kursunterschiede zwischen verschiedenen Märkten ausnutzt. Beispielsweise kauft der Arbitrageur an der Börse Frankfurt 1.000 Daimler-Aktien zu 25,20 Euro und verkauft diese zur gleichen Zeit an der Börse Stuttgart zu 25,25 Euro. Mit der zunehmenden Ausbreitung des Computerhandels sowie der Vernetzung der Börsenplätze werden die Möglichkeiten für Arbitrage in den heutigen Zeiten jedoch immer weniger.

In der heutigen schnelllebigen Börsenzeit ist der HFT-Trader (High-Frequency Trading) gemessen am täglichen Volumen der größte Akteur. Diese Form des Tradings ist sicherlich eine der profitabelsten und gleichzeitig umstrittensten Arten des Handels. Im Nanosekundenbereich kauft und verkauft der programmierte Algorithmus Futures, Aktien oder Optionsscheine an den elektronischen Börsen weltweit. Üblicherweise hat der HFT-Trader keine Positionen über Nacht offen und ist am Ende jedes Handelstags flat. Die Meinungen, ob der ultraschnelle Börsenhandel der Finanzwelt eher schadet oder nutzt, gehen weit auseinander. Die Kritiker warnen vor der Übernahme der Kontrolle über den Menschen durch die Maschine, die Befürworter argumentieren, dass der schnelle Handel die Märkte effizienter mache. Fakt ist, dass mittlerweile mehr als 60 Prozent der täglichen Umsätze auf den Hochfrequenzhandel entfallen.

4.2Der Marketmaker

Er sorgt für Liquidität an den Börsen und steht anderen Marktteilnehmern als Kontrahent zur Verfügung. Durch Kauf- und Verkaufskurse wird sichergestellt, dass der Markt reibungslos funktioniert. In liquiden Märkten werden keine Marketmaker benötigt, anders als bei Derivaten an verschiedenen Finanzmärkten, zum Beispiel DAX-Optionen an der Eurex. Der Marketmaker ist in Abhängigkeit von dem Produkt, das er quotiert, verpflichtet, für eine gewisse Mindestanzahl von Wertpapieren Kauf- und Verkaufskurse zu stellen. In volatilen Märkten sollten Marketmaker als Stabilisatoren agieren. Idealerweise ist der Marketmaker am Ende des Tages „glatt“ und hat keine offene Position, was in der Realität aber nur sehr selten der Fall ist.

Eine weitere Form des Marketmakings ist das sogenannte Designated Sponsoring. Hier geht die Bank mit einer eher kleinen Aktiengesellschaft einen Vertrag ein, gemäß dem die Aktie der Gesellschaft jederzeit quotiert und jederzeit sichergestellt wird, dass die Aktie möglichst eng gehandelt werden kann. Je liquider eine Aktie ist, desto attraktiver wird sie für Investmentfonds, deshalb haben gerade kleinere Firmen ein großes Interesse daran, dass ihre Aktie aktiv gehandelt wird. Die jährliche Gebühr, die der Bank für diesen Service bezahlt wird, ist aber bei einer falschen Positionierung des Händlers schnell verloren.

4.3Der Spekulant

Anders als der klassische Investor wettet der Spekulant auch auf fallende Kurse und geht sowohl Long- als auch Short-Positionen ein. Ein Leerverkäufer sorgt somit auch dafür, dass überbewertete Spekulationsobjekte nicht unendlich weiter steigen, und garantiert einen Marktausgleich. Der Spekulant erhöht somit zu niedrige Preise und senkt zu hohe Preise, was letztendlich Preisschwankungen nivelliert und überhitzte Märkte beruhigt.

4.4Langfristiger Investor: Fonds, Hedgefonds, Notenbanken, Privatpersonen

Der Investmentfonds oder Hedgefonds sammelt im Auftrag vieler Investoren und Kleinanleger Kapital ein und verwaltet das Fondsvermögen normalerweise langfristig. Das Fondsvermögen besteht vor allem aus Aktien oder Anleihen, wobei in den letzten Jahren auch immer mehr Spezialfonds mit exotischen Investitionsanlagen entstanden sind.

Eine Notenbank hat als oberste Zielsetzung die Sicherung der Stabilität und die Verfügbarkeit der jeweiligen Währung. Notenbanken sind auch im Goldmarkt sehr aktiv und haben seit der Finanzkrise 2008 ihre Goldbestände massiv erhöht. Dass Notenbanken auch aktiv das Geschehen an den weltweiten Aktienmärkten mitbestimmen, ist am Beispiel der Schweizer Notenbank (SNB) gut zu beobachten. Bei vielen Marktteilnehmern gilt die SNB mittlerweile als gigantischer Hedgefonds. Da die SNB an der Schweizer Börse auch als Aktie gelistet ist, ist in der Bilanz zu erkennen, dass von ihren 850 Milliarden Franken Bilanzsumme rund 20 Prozent vornehmlich in US-Aktien investiert sind.

Noch extremer ist die Situation in Japan, dort hat die Bank of Japan (BoJ) zum jetzigen Zeitpunkt rund 80 Prozent aller ausstehenden ETFs gekauft. Die Verstaatlichung der japanischen Aktienmärkte geht weiter, denn die Obergrenze des von der Zentralbank festgelegten Ankaufvolumens wurde vor Kurzem wieder erhöht.

4.5Kurzfristiger Investor: Day-Trading in verschiedenen Zeitintervallen

Day-Trading ist bei vielen Händlern die am weitesten verbreitete Art, zu handeln. Man kann das Day-Trading als Königsdisziplin betrachten, denn je kürzer die Zeitintervalle beim Handeln sind, desto schwieriger ist es, damit langfristig erfolgreich zu sein. Es winkt auf der einen Seite die Hoffnung auf das schnelle Geld, auf der anderen Seite steht oft der Totalverlust, den der unerfahrene Trader realisieren muss. Der Day-Trader hält keine Positionen über Nacht und nutzt zur Maximierung seiner Gewinne oft einen Hebel, indem er CFD oder Futures handelt. Mit einem Hebel von 10 liegt der Vorteil auf der Hand, steigt/fällt das Underlying um ein Prozent, verdient/verliert der Trader zehn Prozent. Oft wird der Beruf des Day-Traders mit schnellem Reichtum gleichgesetzt, was aber nur bei sehr wenigen Händlern auch wirklich zutrifft, denn mehr als 75 Prozent der Kleinanlegerkonten verlieren Geld mit dem Handel bei CFD-Brokern. Nicht zu unterschätzen ist auch das hohe Suchtpotenzial, einer Spielsucht nicht unähnlich.

4.6Extrembeispiel für Handel mit institutionellen Kunden: The good, the bad and the ugly

Wie im echten Leben gibt es auch in der Banken- und Fondswelt die „Guten“, die „Schlechten“ und die „Hässlichen“. Wir hatten in all unseren Jahren als Händler für institutionelle Kunden die Gelegenheit, sowohl mit fairen als auch mit hinterhältigen Kunden und Kollegen zu arbeiten und zu handeln. Dass Hedgefonds im Volksmund auch gern als „Heuschrecken“ bezeichnet werden, können wir zu 100 Prozent unterstützen. Getrieben durch die Gier nach Performance und immer mehr Geld war es einigen Hedgefonds-Managern vollkommen egal, was mit dem Kontrahenten (nämlich dem Händler der Bank) und der offenen Position nach dem eingegangenen Trade passiert. Im Extremfall ließ sich der Hedgefonds bei mehreren Brokern gleichzeitig einen Kurs für beispielsweise 250.000 SAP-Aktien stellen und kaufte diese dann bei drei Banken. Jetzt musste man als Händler versuchen, möglichst schnell und ohne große Verluste die offene Position von 250.000 Aktien irgendwo zu kaufen. Idealerweise hatte man einen zweiten Kunden, der genau zu diesem Zeitpunkt bereit war, sich von 250.000 Stücken SAP zu trennen. Das wäre der Idealfall und die perfekte Form des Marketmakings, zweimal Kommission verdient und kein Risiko auf dem Handelsbuch. Doch Theorie und Praxis sind leider nur in der Fantasie gleich. In der rauen Börsenwelt war man eine Viertelmillion Aktien short und konnte mitansehen, wie jemand anderes alle SAP-Aktien wegriss und der Verlust auf die offene Short-Position im Minutentakt immer größer wurde. Einige Hedgefonds waren für solche Transaktionen bekannt, also klingelten schon alle Alarmglocken, wenn Kunde XY nach einem Risikopreis fragte. Der Salesmann, der den Hedgefonds betreute, konnte sich die Kommission gutschreiben und wies natürlich jede Schuld von sich, denn so etwas würde sein Kunde ja nie machen. Der Analyst, der den Hedgefonds mit seinem Research versorgte, schrieb sich auch die Kommission gut, aber so etwas würde ja auch sein Kunde nie machen. Am Ende des Tages wurde die Short-Position mit einem Verlust von 20.000 Euro eingedeckt, der Salesmann und der Analyst schrieben sich aber 5.000 Euro Kommission gut – willkommen in der perversen Welt des Investmentbankings. Richtig übel wurde es teilweise mit großen Positionen für Topkunden in illiquiden Aktien, bei denen man plötzlich einen Wochenumsatz long oder short war. Hier kam es teilweise vor, dass aus den ursprünglichen Kundenpositionen auf einmal langfristige Eigenhandelspositionen der Bank wurden. Dass solche Positionen oft nur mit großen Verlusten aufgelöst werden konnten, versteht sich von selbst.

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