Читать книгу Rohstoff-Trading mit System - Carsten Stork - Страница 6
VORWORT
ОглавлениеDen Handel mit Rohstoffen gibt es seit Tausenden von Jahren. Mit Rohstoffen wurde schon gehandelt, lange bevor es die ersten Währungen gab. Die Währungen der Vergangenheit repräsentierten damals, anders als heute, den Wert der Rohstoffe, aus denen sie gemacht waren, und hatten damit einen „realen“ Wert. Oft bestanden diese Münzen aus Gold, Silber oder Kupfer.
Womit wir bereits bei einer wichtigen Beobachtung sind: Rohstoffmärkte sind für uns die letzten „ehrlichen“ Märkte. Preise kommen durch Angebot und Nachfrage zustande und werden nicht durch Eingriffe der Notenbanken, wie zum Beispiel den Fed Put und die langfristige Niedrigzinspolitik, beeinflusst. Auch werden Notenbanken weltweit immer wieder direkt in den Aktien-, Währungs- und Bondmärkten tätig und „greifen in das Marktgeschehen ein“. Damit verzerren sie den „wahren“ Wert des zugrunde liegenden Instruments. Doch was ist real? Ganz einfach: das „Gleichgewicht“ (Equilibrium) zwischen echter Nachfrage und dem verfügbaren Angebot. Dieses Gleichgewicht nennt man Preis. Natürlich sind wir Rohstoff-Trader immer wieder im Mittelpunkt politischer und medialer Kritik: Wir seien Preistreiber, die auf Kosten der Bevölkerung Gewinn machen, nicht zu vergessen der fehlende Beitrag unserer Tätigkeit zum gesamtvolkswirtschaftlichen Nutzen. (Rohstoff-Handelsfirmen wurden auch schon einmal als „Institut für null volkswirtschaftlichen Nutzen“ tituliert.) Natürlich haben wir auch keine „Lobby“, die unsere Interessen in der Öffentlichkeit vertritt. Was diese Kritiker gern vergessen, ist, dass Preise in Rohstoffmärkten steigen und fallen können und diese nicht nur ein Betätigungsfeld für rücksichtslose Spekulanten sind. Das beste Beispiel ist der Preis für Crude Oil oder auch amerikanisches Rohöl, das im Zuge des Erdöl-Preiskriegs und des Coronavirus Levels erreichte, die wir so noch nie gesehen hatten, und am Höhepunkt der Krise sogar negativ handelte.
Wir sind überzeugt, dass der Preis in allen diesen Märkten die Wahrheit widerspiegelt. Egal ob bei Gold, Silber, Zucker, Weizen oder anderen Produkten, es kann immer ein fairer Preis gefunden werden. Natürlich gibt es auch Phasen der Preisverwerfungen, sei es aufgrund von Ernteausfällen, Krankheiten, geopolitischen Spannungen et cetera, am Ende aber „gewinnt“ immer der faire Preis und damit der Markt.
Rohstoffe beeinflussen unser tägliches Leben. Egal ob wir mit Öl heizen, unser Auto betanken, ein Haus bauen, Milch zum Frühstück trinken, mit Geldscheinen oder Münzen bezahlen: Der Ursprung all dieser Produkte sind Rohstoffe. Der Mensch tendiert dazu, Preissteigerungen eher zur Kenntnis zu nehmen als Preissenkungen. Wahrscheinlich ist dies auch der medialen Aufmerksamkeit für Teuerungen geschuldet.
Fakt ist: Die Welt wird weiter wachsen, wenn auch aufgrund von Pandemien (Coronavirus) und der damit verbundenen Einbrüche von Angebot und Nachfrage wahrscheinlich etwas langsamer als in der Vergangenheit. Fakt ist auch, dass die Ressourcen, die uns unser Planet zur Verfügung stellt, nicht mehr werden. Im Jahr 2019 hatte die Welt circa 7,71 Milliarden Einwohner. Seit 1950 hat sich die Erdbevölkerung mehr als verdreifacht, die Mehrheit der Menschen, circa 4,5 Milliarden, lebt in Asien. Während die Bevölkerungszahl in der Eurozone sinkt, ist der Saldo aus Geburten und Sterberate immer noch positiv, das heißt, es werden im selben Betrachtungszeitraum mehr Menschen geboren als Menschen sterben. Das ist eine positive Ausgangslage für die Rohstoffmärkte.
Wir haben auf den verschiedenen Börsentagen und Konferenzen festgestellt, dass der Informationsbedarf bezüglich des Themas Futures-Trading und Rohstoffe enorm ist. Ein weiteres trockenes, theoretisches Buch zu diesem Thema wäre mindestens eines zu viel. Deswegen haben wir beschlossen, unser Buch über die Theorie hinaus mit praktischen Beispielen und Erzählungen unserer eigenen Erlebnisse während der letzten drei Jahrzehnte an den Börsen aufzulockern.
Frankfurt und Gasteinertal im Juni 2020
Markus Hechler und Carsten Stork