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DAS AUTORITÄTSPRINZIP

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Im Gefolge der Pariser Kommune, angespornt von den Ereignissen und der wirklichen Bewegung, akzeptierte Marx den Gedanken, dass die Überwindung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse untrennbar mit der Zerstörung des Staates verbunden sein müssen. Später kehrte er jedoch zu der Auffassung zurück, die revolutionäre Partei müsse den Staatsapparat erobern, um dem Sozialismus durch notwendige Maßnahmen und Übergangsziele den Weg zu bahnen. Die Herausbildung des Marxismus als einer politischen Doktrin vollzog sich dann in einem weiteren Schritt gemäß der Logik, zwecks Übernahme der Staatsmacht müsse man sich an bürgerlichen Institutionen wie Parlament und Regierung beteiligen.

Aus der Kritik am Staatsgedanken und seinem Stellenwert für die soziale Emanzipationsbewegung gewann Bakunins Denken seine gesamte Bedeutung. Über den Klassencharakter des Staates hinaus versuchte er auch dessen ideologische Fundamente im »Autoritätsprinzip« freizulegen: »Jede ehrliche und konsequente Staatstheorie gründet sich im wesentlichen auf das Prinzip der Autorität, das heißt, jene im höchsten Maße theologische, metaphysische, politische Idee, daß die Massen immer unfähig sein werden, sich selbst zu regieren, und deshalb auf ewig das wohltätige Joch einer Weisheit und einer Gerechtigkeit werden tragen müssen, das ihnen auf die eine oder andere Weise von oben auferlegt wird.«1 In der Unterordnung der Arbeiter unter Führer und vertikal aufgebaute Organisationen sah Bakunin grundsätzlich einen Ausdruck des Autoritätsprinzips, das auf die Errichtung eines neuen Staates, einer neuen Form von Unterdrückung hinauslaufe. Deshalb musste man dieses Prinzip ihm zufolge nicht nur im Staat, sondern auch im politischen Agieren der Klasse aufdecken und kritisieren. Die Revolution und eine neue gesellschaftliche Ordnung konnten demnach nicht durch die Unterordnung der Arbeiter unter eine politische Organisation erreicht werden, sondern nur durch »die Organisation der nicht politischen, sondern sozialen und folglich antipolitischen Macht der städtischen und ländlichen Arbeitermassen«.2

Wie bereits deutlich wird, definierte Bakunin Politik anders als Marx. Die von ihm befürwortete Revolution trug insofern »antipolitische« Züge, als sie aus einem Kampf gegen den Staat und die nach seinem Bilde geschaffenen, auf demselben Autoritätsprinzip beruhenden Parteien hervorgehen sollte.

Nach der Kommune wurden die Debatten über die Organisation der Arbeiter wieder aufgenommen. Es ging um Fragen der Souveränität, der Machtausübung ohne Vermittlungen, der direkten Aktion und Demokratie. Für Bakunin musste die auf den Sturz der gesellschaftlichen Ordnung zielende Organisation der Ausgebeuteten einen Charakter haben, der mit dem etatistischen Modell brach. Sich nicht dem Autoritätsprinzip zu unterwerfen, war demnach der erste Schritt auf dem Weg zum Umsturz.

Der wilde Sozialismus

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