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|12|Vorwort der englischen Ausgabe David Beech, Direktor der Philatelistischen Sammlungen der British Library

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Ich denke, dass viele Menschen aus meiner Generation, die kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahe einer britischen Stadt geboren wurden, mit Geschichten aus diesem Krieg aufwuchsen. Von meiner Mutter erfuhr ich von den Bomben, die auf den Südosten Londons fielen und von dem Gerangel um einen Platz im Bunker nach dem Ertönen des Fliegeralarms. Die Geschichte ihrer Evakuierung aus London nach Wiltshire war natürlich einerseits voller Trauer und Angst angesichts der Trennung von ihren Eltern, aber andererseits auch ein Abenteuer. Mein Vater erzählte mir von seiner Zeit in der Home Guard [Bürgerwehr] und dem Beschuss feindlicher Flugzeuge vom Dartford Heath, wobei keiner je wusste, ob die Truppe getroffen hatte oder nicht!

Als Erwachsener traf ich auf Menschen, die andere und tief greifendere Erfahrungen gemacht hatten. Da ich in der philatelistischen Welt arbeitete, war es über kurz oder lang unvermeidlich, dass ich Mitglieder der jüdischen Gemeinde treffen sollte. Gelegentlich erwähnte jemand den Holocaust. Eric Block, ein bekannter Sammler in den 1970er-Jahren, erzählte, dass er nicht wusste, was seinen Eltern widerfahren sei; dasselbe berichtete ein guter Freund und führender Philatelist, der verstorbene George Hollings, der ursprünglich aus Wien stammte. Im Gegensatz zu den Geschichten meiner Eltern waren diese eindringlichen Schilderungen voller persönlicher Tragik und den Überlebenden, wie Eric und George, jeden Tag präsent.

Später, nachdem ich meine Arbeit für die British Library begonnen hatte, traf ich den mittlerweile verstorbenen Dr. Heinz Feldheim, der seine Sammlung von Briefmarken der deutschen Länder der britischen Nation als Dank für seine Aufnahme als Flüchtling im Jahr 1939 hinterließ. Er hatte eine geraume Zeit in Dachau verbracht, kam jedoch rechtzeitig frei und konnte so mit seiner Schwester nach England kommen. Er arbeitete an der Hochschule in Trent Park – heute Teil der Middlesex University – und kehrte nach seiner Pensionierung in seine Heimatstadt München zurück, wo er spät in seinem Leben den Respekt seiner Mitbürger als Überlebender Nazideutschlands „genoss“. Dr. Feldheim kam einmal jährlich nach England zurück, um seine Schwester in Manchester |13|zu besuchen, und machte bei dieser Gelegenheit einige Tage in London Halt, um seine Freunde zu sehen. Ich hatte die Gelegenheit, ihn vier- oder fünfmal in seinem Hotel in Bloomsbury zu treffen, und er erzählte mir nach dem Genuss von ein oder zwei Gläsern Cointreau von seinen Erfahrungen mit den Nazis und seiner Gefangenschaft in Dachau. Er erzählte bei jedem Treffen ungefähr dieselbe Geschichte, aber ich hatte so eine seltene Gelegenheit, mit ihm zu diskutieren und ihm viele Fragen zu stellen. Ich fühlte mich sehr privilegiert und werde es nie vergessen.

In diesem Buch wird auch ein Teil von William Kaczynskis Geschichte erzählt, die gleichzeitig die Geschichte Millionen anderer Menschen ist, die vor dem Nationalsozialismus flohen oder dies versuchten. Die Ähnlichkeit ist offensichtlich, Williams Geschichte ist jedoch insoweit besonders, als dass sie von ebenden Briefen, Postkarten, Umschlägen, Dokumenten und Ephemera illustriert wird, die jene Ereignisse belegen und bezeugen, die sein Leben und das seiner Familie prägten. Obwohl philatelistisches Material in der Vergangenheit schon zur Veranschaulichung der Nazizeit benutzt wurde, so wurde es noch nie wie hier einer hauptsächlich nicht-philatelistischen Leserschaft präsentiert, und ermöglicht deshalb eine neue sehr persönliche Art der Darstellung so folgenschwerer Ereignisse.

Die Beschreibung der verschiedenen Internierungslager auf der Isle of Man und anderswo hat mich beeindruckt. Obgleich die Lebensumstände alles andere als ideal waren, bildeten die dort Internierten eine Gemeinschaft mit Unterhaltung und Unterricht und veröffentlichten sogar Lagerzeitungen. Glücklicherweise war der Aufenthalt für die meisten vergleichsweise kurz. Viele schlossen sich später dem Kampf gegen Hitler an und leisteten wichtige Beiträge zum wirtschaftlichen, kulturellen oder politischen Leben des jeweiligen Landes.

Die Beschreibung der außergewöhnlichen Menschen in Kapitel 10 spricht in meinen Augen von herausragender Tapferkeit angesichts äußerst gefährlicher und schwieriger Umstände. Wir können sehr froh sein, dass sie tatsächlich etwas bewirkt haben.

William hat das große Glück, mit der Historikerin Professor Charmian Brinson vom Imperial College, London, einer Expertin auf dem Gebiet der neueren deutschen Geschichte und der Exilforschung, zusammenarbeiten zu können. Seine Lebensgeschichte und sein philatelistisches Material, verbunden mit ihrem fundierten Wissen, resultieren in einer ausgewogenen, auf Fakten basierenden Darstellung; beiden Autoren möchte ich hierfür meine volle Anerkennung aussprechen.

|14|Der Einsatz von philatelistischem und postgeschichtlichem Material in diesem Buch ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie solche Objekte zur Darstellung oder Veranschaulichung eines Themas oder einer Geschichte verwendet werden können. Aus diesem Grund hat der Stuart Rossiter Trust (s.S. 7) die Verfasser gerne unterstützt, wofür ihm Dank gebührt.

Dies ist die Geschichte der Verfolgung einer ethnischen Gruppe, der Juden, neben Homosexuellen, Sinti und Roma und politischen Gegnern der Nazis. Diese Verfolgung ist leider kein Einzelfall, aber sie hat mit Sicherheit die meisten Opfer gefordert und den größten Schrecken verbreitet. Diese Geschichte muss immer wieder zur Erziehung der Menschheit erzählt werden, da solche Ereignisse auch in unserer Zeit stattfinden. Man mag – um nur zwei herauszugreifen – an das ehemalige Jugoslawien oder an Ruanda denken. Vielleicht ist der im Text häufig wiederholte Satz „… und wurde nach Auschwitz transportiert, wo er starb“, der Satz, den man sich besonders gut merken sollte.

Fleeing from the Führer

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