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Veröffentlichung der Entstehung der Arten

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Als der Geologe Charles Lyell, mittlerweile ein enger Freund, Darwin im April 1856 in Down besuchte, gab ihm dieser das Manuskript seiner langjährigen Forschungen zu lesen. Lyell war tief beeindruckt und versuchte, Darwin von der Notwendigkeit einer Publikation zu überzeugen. Vergeblich. Erst im Juni 1858, gut zwanzig Jahre nach Anfang der Arbeit, sollte sich plötzlich ein Weg aus der Sackgasse zeigen. Der englische Naturforscher Alfred Russel Wallace, der sich auf einer Forschungsreise im malayischen Archipel befand, sandte Darwin das Manuskript einer Abhandlung zu. Während eines Fieberanfalls, schrieb er, habe er die Lösung des Problems des Artenwandels gefunden. Zu Darwins Bestürzung war Wallace zu genau dem gleichen Schluss gekommen wie er, nämlich dass natürliche Selektion die treibende Kraft der Evolution sei. Darwin konnte nun nicht mehr umhin, mit seinen Ideen an die Öffentlichkeit zu treten, wollte er nicht das Prioritätsrecht verlieren. Durch Vermittlung Lyells und des Botanikers Joseph Hooker kam es 1858 zu einer gemeinsamen Veröffentlichung in der Zeitschrift der Londoner Linnean Society unter dem Titel „On the tendency of species to form varieties; and on the perpetuation of varieties and species by natural selection“. Sie enthielt Wallaces Abhandlung und Auszüge aus Darwins unveröffentlichtem Werk. Die Publikation erregte wenig Aufsehen. Um das Erscheinen seines Buchs zu beschleunigen, beschloss Darwin, den inzwischen kolossalen Umfang des Manuskripts kräftig zu reduzieren. Die „Zusammenfassung“ erschien im November 1859 unter dem Titel On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life (Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe ums Daseyn). Die erste Auflage von 1250 Exemplaren war innerhalb eines Tages ausverkauft, weitere Auflagen folgten rasch hintereinander.

Darwins Angst vor negativen Reaktionen erwies sich größtenteils als unbegründet. Die wissenschaftliche Welt schlug sich mehr oder weniger auf seine Seite. Es gab zwar auch Gegenstimmen, vor allem von kirchlicher Seite, doch sie konnten die Verbreitung von Darwins Ideen nicht aufhalten. Diesen Sieg hatte Darwin übrigens zu einem großen Teil Thomas Henry Huxley zu verdanken, der nicht müde wurde, seine Theorie in der Öffentlichkeit zu verteidigen, was ihm den Titel „Darwins Bulldogge“ einbrachte. Berühmtheit erlangte seine Debatte mit Samuel Wilberforce, Bischof von Oxford, einem glatten Populisten und begnadeten Redner, mit dem er im Sommer 1860 die Klingen kreuzte. Es gelang dem Bischof sehr bald – es gibt verschiedene Versionen des Vorfalls –, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Nachdem er Darwins Ideen ausgiebig durchgehechelt hatte, stellte er zur Erheiterung des Publikums Huxley die sarkastische Frage, ob er großväterlicher- oder großmütterlicherseits vom Affen abstamme. Huxley ließ sich nicht aus der Fassung bringen und antwortete, er würde sich weniger schämen, einen Affen zum Vorfahren zu haben, als ein Mensch zu sein, der seine rhetorische Begabung dazu missbrauche, die Wahrheit zu vertuschen. Der Saal geriet jetzt erst recht in Aufruhr, und nach guter viktorianischer Sitte fielen einige Damen in Ohnmacht. Huxley ist es zu verdanken, dass der Darwinismus schon bald den Status einer etablierten wissenschaftlichen Theorie erlangte. Kein ernsthafter Naturforscher kam mehr um die Evolutionstheorie herum.

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