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Kapitel 12
ОглавлениеKaleb schaute immer noch auf die blinkende Anzeige des Fahrstuhls. Jetzt musste er sich entscheiden. Es galt, in die Offensive zu gehen. Das Treppenhaus war einfach zu riskant. Dort konnte sich jederzeit jemand hinter einer der Türen zu den Parkdecks verstecken.
Noch einmal schaute er sich nach allen Seiten um, aber es war niemand zu sehen. Selbst Vögel waren keine unterwegs. Denen war es vermutlich auch schon zu heiß und sie hielten sich lieber in den Wipfeln und Ästen vom Bäumen auf anstatt auf einem Parkdeck.
Mit einem kurzen Sprint gelangte er zu seinem Auto, wo er einen kleinen Spiegel neben den linken Hinterreifen legte. Wenn alles passte, müsste dieser ihm einen Blick in den Fahrstuhl gewähren, sobald der sich öffnete. Von seinem Auto aus waren es dann nur noch wenige Meter bis zum nächsten Betonpfeiler. Von hier aus konnte er auf den Spiegel schauen. Außerdem war der Pfeiler nah an der Feuerleiter und er konnte das Parkhaus an der Nordseite verlassen oder gegebenenfalls auf das Dach flüchten.
Die Sekunden verstrichen. Das Blinken der Anzeige im zweiten Stock hatte aufgehört und es leuchtet nun die Anzeige von Parkdeck C.
Kein Windhauch, kein Vogel, der zwitscherte, keine Sirene und keine Stimmen waren zu hören, nur das metallene Geräusch der sich öffnenden Fahrstuhltür.
Wenn es jemand eilig gehabt hätte, wäre er längst herausgetreten. Aber es war nichts zu sehen und auch nichts zu hören.
Die Fahrstuhltür blieb offen. Dort handelte jemand auf alle Fälle überlegt und nicht überhastet. Der Spiegel zeigte den Innenraum, dort war nichts zu sehen. Aber wieso blieb dann die Tür offen?
War es möglich, dass jemand in so kurzer Zeit etwas an der Elektronik manipuliert hatte? Ausschließen konnte er das nicht.
Kalebs Blick blieb fest auf dem Spiegel, da es fast unmöglich war, dass sich nichts tun würde. Aber die Sekunden verstrichen weiter und nichts passierte.
Kaleb wagte es kaum, sich zu bewegen, das war alles sehr mysteriös. Aber er musste: Sein Blick wanderte vom Spiegel zum Fahrstuhl und von dort aus weiter zur Tür, die zum Treppenhaus führte.
Eins war klar, hier war jemand unterwegs, der seine Sache wirklich verstand. Die Tür zum Treppenhaus war nur noch angelehnt und Kaleb hätte wetten können, dass sie, als er vorhin dort hingeschaut hatte, geschlossen gewesen war.
Aber er war auch noch nicht entdeckt worden.
Im Spiegel war immer noch nichts zu sehen. Er hielt in seiner rechten Hand ruhig die Waffe, die er in der Zwischenzeit aus seinem Schulterhalfter gezogen hatte.
Kaleb sah im Spiegel, dass die Tür des Aufzugs sich schloss und nach unten fuhr.
Die Sekunden verstrichen. Der Fahrstuhl war vermutlich bereits im ersten Stock angekommen. Aber es waren immer noch keine Stimmen zu hören. Von der Straße kam das Hupen eines Autos.
Dann war es wieder still. Wo war –.
Ja wo war wer?
Wer war hier hochgekommen und wo war er?
Kaleb hätte jetzt einen zweiten Spiegel gebraucht, um zu besser sehen zu können, was hinter ihm passierte. Ab und zu drehte er den Kopf über die linke Schulter in Richtung der Feuerleiter, aber auch dort war nichts. Nun surrte ein Motor und ein B-Corsa fuhr die Auffahrt zum Parkdeck hoch. Der Fahrer sah aus, als ob er entweder bei einer Bank oder einer Versicherung arbeitete und vermutlich war sein Leben genauso spannend wie sein Auto.
Die ruhige Zeit auf dem Parkdeck schien zu Ende zu gehen. Denn auch der Fahrstuhl hatte sein Ziel erreicht und der Mann, der ausstieg, ging zu seinem Auto, das direkt neben dem Coupé stand. Kaleb wandte seinen Kopf wieder nach hinten. Alles ruhig. Ein Blick zum Auto. Alles ruhig.
Der Corsafahrer hatte einen Parkplatz gefunden. Eigentlich hätte er sein Auto gar nicht abschließen müssen, denn wer Corsas klaut, dem muss es wirklich schlecht gehen.
Der Mann aus dem Corsa ging auf die Tür zum Treppenhaus zu. In der einen Hand hatte er ein dunkles Sakko und in der anderen eine Aktentasche. Von dem Jeep waren inzwischen nur noch die Hinterreifen zu sehen. Dafür war nun die Betonsäule ganz in seinem Blickfeld, die bisher zum größten Teil von dem Jeep verdeckt worden war und das war gut.
Es herrschte wieder Stille.
Manchmal muss man auch Glück haben. Kaleb konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn der Jeep nicht weggefahren wäre und der Corsa nicht so günstig geparkt hätte, dann hätte er noch lange warten und suchen können. Denn wen auch immer er suchte, er hockte ziemlich sicher hinter der Betonsäule neben seinem Mustang, um dort auf ihn zu warten.
Kaleb lächelte und entsicherte seine Waffe.