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Vorwort zur 1. Auflage

Die geneigten Leserinnen und Leser mögen annehmen, der Autor habe bereits alle an dieser Stelle üblichen und erforderlichen Apologien, die Fülle der Forschungsliteratur, die Weite des Gegenstandes und die Enge des zugestandenen Raumes betreffend, ausgesprochen und die damit verbundenen Unzulänglichkeiten bedauert, so daß sogleich die Absichten dieses Buches ins Auge gefaßt werden können.

Es soll lateinische Metrik und Ausspracheregeln mit Übungsbeispielen möglichst verständlich, übersichtlich und klar strukturiert vermitteln und somit als Lernhilfe für Studierende und Interessierte dienen. Darüber hinaus soll es auch für die Fortgeschrittenen und Lehrenden ein nützliches Handwerkszeug sein und beim Nachschlagen auch Details, Selteneres und Ausnahmeerscheinungen benennen.

In stärkerem Umfang als üblich wird auf die Verknüpfung zwischen den analysierten metrischen Fakten und ihrer jeweiligen Funktion Wert gelegt. Metrik und Semantik, Form und Inhalt durchdringen sich gegenseitig und bilden eine Einheit. Das Studium der Metrik soll dazu verhelfen, ein dichterisches Werk vertiefter verstehen und seine künstlerische Gestaltung besser schätzen zu können.

Eine Besonderheit des vorliegenden Unternehmens ist die Ergänzung der schriftlich ausgeführten und visuell aufbereiteten Darlegungen durch Audiodateien, die das theoretisch Besprochene und textlich Analysierte auch praktisch zum Klingen bringen. Das Besondere an dieser Besonderheit ist, daß es sich dabei nicht nur um die Rezitation zahlreicher exempla durch den – im Vergleich zu Demosthenes, der an der Meeresbrandung trainieren konnte, sicher nicht so stimmgewaltigen – Autor handelt, sondern auch um den künstlerischen (nicht historisch-kritischen) Versuch einer Annäherung an die musikalische Seite antiker Lyrik: Katharina Kimm, Studentin der Klassischen Philologie, gilt an dieser Stelle Anerkennung und ein herzlicher Dank für Vertonung, Harfenspiel und Gesang.

Auf einen allzu expressionistischen Ausdruck wurde bei den Vertonungen bewußt verzichtet: der Vortrag längerer poetischer Texte in der Antike dürfte eher dem nahestehen, was wir heute als „Sprechgesang“ bezeichnen würden, als der bisweilen gesuchten Emotionalität romantischer Kunstlieder. Vom Kunstlied wie vom Sprechgesang sind die Vertonungen etwa gleich weit entfernt; aber jeder mag sich selbst einen Eindruck verschaffen. Bei aller künstlerischen Freiheit in Bezug auf Harmonik und Melodik – die sich immerhin an den Wortbetonungen orientiert – wurde auf die Einhaltung der Quantitäten und auf eine möglichst „originalgetreue“ Aussprache des Lateinischen (pronuntiatus restitutus) größter Wert gelegt.

Wie Seminare und Aufführungsabende gezeigt haben, kann man durch eine rhythmisch-lebendige Vortragsweise, welche die Silbenquantitäten korrekt wiedergibt und gleichermaßen den natürlichen Wortakzent berücksichtigt, antike Lyrik aus dem „Elfenbeinturm“ herausholen. Eine solche Vortragsweise will gelernt sein, gilt es doch auf etliche „Fallen“ und Sonderregeln zu achten. Diese Überlegungen sind der Anlaß für ein weiteres neuartiges Experiment: Im Anhang finden sich einige schon im Hauptteil des Buches analysierte Texte in einer „poetischen Transkription“, die mit schlichten optischen Hinweisen anzeigt, wie in etwa die Verse zu lesen sind. Mit Hilfe dieser „Lesetexte“ und in Kombination mit den Audiodateien soll der Einstieg ins richtige Lesen erleichtert werden.

Das Buch ist aus dem Unterricht an der Universität entstanden. Mein Dank gilt den Göttinger Studentinnen und Studenten, die sich von der Begeisterung für antike Dichtung und ihre Form haben anstecken lassen und die durch ihre Rückmeldungen gute Anregungen gegeben haben, auch den Göttinger Kolleginnen und Kollegen für ihre konstruktiven Bemerkungen, oft am gemeinsamen Mensa-Tisch. Zur kritischen Durchsicht lag das Manuskript einer Fachfremden, einem Studenten und einem Professor der Klassischen Philologie vor. Sie alle haben aus ihren unterschiedlichen Blickwinkeln wertvolle Verbesserungen eingebracht und noch so manche Falte ausgebügelt. Mein besonderer Dank gilt deshalb meiner Frau Annette Zgoll, Jörg von Alvensleben und Marcus Deufert.

Zuletzt noch zwei Dankesworte, die etwas weiter zurückreichende Wurzeln betreffen. Meine Freude an lebendig gewordener antiker Dichtung verdanke ich zum einen meinem Vater Josef Zgoll, der etwa mit einem Leistungskurs Latein an Original-Schauplätzen die sogenannte Schwätzersatire (sat. 1,9) von Horaz voller Pioniergeist, damals noch mit einer Super-8-Kamera, Schnitt mit Klemmbrett und Klebepresse und separater Tonspur, für den schulischen Unterricht verfilmt hat; zum anderen meinem Lehrer Wilfried Stroh, von dessen mitreißender Art, antike Texte, Prosa wie Poesie, zum Leben zu erwecken ich dem Kenner der Szene nichts berichten muß und von der sich wenn möglich selbst einen Eindruck zu verschaffen ich den „Neuen“ nur empfehlen kann.

Göttingen, im Juli 2011

Christian Zgoll

Vorwort zur 2. Auflage

Seit dem Erscheinen der 1. Auflage sind wichtige Arbeiten zur Metrik erschienen wie der u.a. von Foucher (2013) unternommene Vorstoß, der in eine Richtung geht, die dem Verfasser selbst am Herzen liegt, nämlich neben statistischen Auswertungen und formalen Beschreibungen dezidiert auch literarisch-ästhetische Gestaltungsmerkmale in die Versanalyse mit einzubeziehen (s. dazu Zgoll, 2017), des weiteren der monumentale Conspectus metrorum von Luque Moreno (2018), der auf über 1.000 Seiten Formen lateinischer Verskunst, Versarten und deren Verteilung auf verschiedene Gattungen und historische Entwicklungen beschreibt sowie nach Dichtern gegliederte Überblicke über die jeweils verwendeten Versarten und die Behandlung von Spezialfragen enthält, oder der von Frisch (2018) herausgegebene Sammelband zur Metrik im altsprachlichen Unterricht, um nur drei Arbeiten herauszugreifen.

Für die 2. Auflage dieses Studienbuches wurde neuere Forschung eingearbeitet, die Bibliographie ergänzt, Versehen wurden ausgebessert, Aufbau und Text der Kapitel grundlegend überarbeitet und Anregungen aus Rezensionen aufgenommen. Trotz eines „stillen Nachdrucks“ der bald verkauften 1. Auflage wurde dafür von Verlagsseite eine Erweiterung des Umfangs von maximal 8 Seiten eingeräumt, so daß die Überarbeitungen sich in Grenzen halten mußten. Neben der bereits in der 1. Auflage eingeführten Polyklise als Stilmittel-Bezeichnung wird als Terminus zur Beschreibung der Pausenregelung in daktylischen Langversen (v.a. im Hexameter) die Benennung der Dihärese nach dem ersten Metrum als Protodihärese vorgeschlagen.

Für eine Durchsicht des (fast) fertigen Manuskripts, um zu finden, was vorher kein(e) andere(r) fand, danke ich herzlich Friedemann Weitz. Mein Dank gilt auch etlichen anderen, die durch ihre Rückmeldungen mitgewirkt haben, das vorliegende Studienbuch zu verbessern; explizit genannt seien hier Nils Jäger, Thomas Kuhn, Wilfried H. Lingenberg, Dennis Miedek, Nicolina Rink, Meike Rühl, Benedikt Simons, Pol Tordeur und natürlich Meister Wilfried Stroh.

Göttingen, im August 2019

Christian Zgoll

Römische Prosodie und Metrik

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