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Tom stützte sich mit den Unterarmen auf die Brüstung der Veranda und sah in die Ferne. Müde, aber zufrieden trank er seinen Tee und gönnte sich eine kleine Pause. Die heutige Sprechstunde der Kliniktour hier auf der Farm der Lamberts war außergewöhnlich gut besucht gewesen, sodass das Team des Royal Flying Doctor Service alle Hände voll zu tun gehabt hatte.

Obwohl der australische Sommer sich dem Ende zuneigte, war die Hitze des Tages fast unerträglich gewesen. Selbst die im Schatten alter Bäume liegende Veranda, die das Haus umgab, hatte kaum Abkühlung gebracht. Erst jetzt zum Abend hin kam ein leichter Wind auf, der Mensch und Tier zu besänftigen schien. Auch Tom hielt sein Gesicht dankbar der Brise entgegen und atmete durch. Seine Augen wanderten über die Landschaft und beobachteten, wie sie sich gerade jetzt, im Wandel der Tageszeiten, veränderte. Das fast schon grelle Licht des Tages ging in mildere Töne über und tat den Augen nicht mehr weh. Die wie jedes Jahr um diese Zeit unter der Trockenheit leidenden Weiden zeigten nicht einmal mehr ihr verblichenes strohiges Gelb, sondern verschmolzen mit den Farben der roten Erde. Eine Schafherde erhob sich träge aus dem Schatten einer Baumgruppe und näherte sich leise blökend der Tränke, an der schon ein Schwarm bunt schillernder Vögel seinen Durst stillte.

»Ach, hier bist du.«

Tom wandte sich zu Lisa um, die diese Sprechstunde als Krankenschwester begleitet hatte. Er stellte seine Teetasse auf der Brüstung ab. »Ja, wir sind doch mit den Terminen durch, oder?

Macht Phil das Flugzeug für den Heimflug schon klar?« Er streckte sich und gähnte herzhaft. »Ich hätte nichts dagegen.«

Lisa schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben einen Notruf empfangen. Ein Wagen von der Turner Station ist unterwegs hierher. Sie bringen einen jungen Arbeiter, der vom Pferd gestürzt ist. Er hat sich die Schulter verletzt und starke Schmerzen. Sie waren heilfroh, dass wir noch nicht gestartet sind.«

Tom nahm einen Schluck Tee und seufzte. »Na, dann muss der Feierabend wohl noch warten.«

Lisa schwang sich auf die Brüstung und ließ die Beine baumeln. Sie sah ihn erwartungsvoll an.

»Und? Bist du schon in Urlaubslaune vor der großen Reise?«

Er zuckte mit den Schultern. »Es wird merkwürdig für mich sein, mehrere Wochen von hier weg zu sein und nicht zu arbeiten.« »Und Nora und die Kleine? Freust du dich denn nicht auf sie?« Er zögerte kurz und kratzte sich an der Schläfe. »Doch, natürlich. Aber wir haben uns so lange nicht gesehen, und Nora hat mich so spät informiert. Ich kenne die Kleine ja noch gar nicht. Und ich weiß nicht, was für einen Platz ich dort einnehmen kann, wie ihr Leben in Deutschland überhaupt aussieht.«

Lisa grinste aufmunternd und stupste ihn in die Seite. »Mensch, freu dich doch einfach mal. Du hast eine aufregende Reise vor dir. Du wirst Nora wieder sehen und ihre Heimat kennen lernen. Ist das denn nichts?«

Tom musste über ihre Begeisterung lächeln. »Doch, du hast natürlich Recht.« Sein Blick schweifte wieder in die Ferne und blieb schließlich an einer Staubfahne hängen, die ein Geländewagen aufwirbelte. Er deutete in die Richtung. »Da kommt unser Notfall. Es gibt Arbeit.«

Wind der Traumzeit

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