Читать книгу Die Passion Jesu im Kirchenlied - Christina Falkenroth - Страница 92

2.4.3 Der Liedtext 2.4.3.1 Die Judasstrophe und Luthers Theologie

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Zur Betrachtung der von Bonnus verfaßten Strophenreihe ist es sinnvoll, den Blick zunächst auf die eine der beiden Einzelstrophen zu richten, die dem Lied vorangegangen sind und es zu ihrer Zeit populär gemacht haben: die sog. „Judasstrophe“.

Die Strophenreihe des Hermann Bonnus nimmt ihren Ausgang bei der Judasstrophe. Dies ist erkennbar daran, daß sie auf deren Melodie gesungen wird; zudem hat auch die Gestaltung der ersten Strophe deutlich sichtbar die erste Zeile der Judasstrophe zum Vorbild. Darum soll hier zunächst auf deren Aussage eingegangen werden.

O du armer Judas, was hast du getan,

daß du deinen Herren also verraten hast!

Dafür mußt du leiden hellische Pein,

Lucifers Geselle mußt du ewig sein.

Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.

Indem ein Mensch die Judasstrophe singt, bringt er sich in eine bestimmte Position gegenüber der Person des Judas: Er blickt auf den Jünger, der Jesus seinen Verfolgern in die Hände gespielt hat. Mitleid spricht aus seiner Anrede „O du armer Judas“, denn er sieht die Konsequenz, die sein Handeln hat: auf ewig ist er in die Hölle verbannt, in der er seinen Verrat büßen muß.

Zwei Aussagen werden hier implizit vermittelt:

Die eine ist die Gewißheit, daß es keine Rettung vor dieser Strafe gibt. Die andere ist die Schuldzuweisung an Judas. Damit wird eine bestimmte Haltung des Singenden generiert: Er kann von außen auf den blicken, der schuldig geworden ist. Der Betrachter selbst steht nicht in einer inneren Verbindung zu dem Sterben Jesu; er und seine Verfaßtheit, etwa Sünde oder Schuld, spielen keine Rolle im Blick auf Jesu Tod.

Die Passion Jesu im Kirchenlied

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