Читать книгу Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar - Christine Daborn - Страница 13

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Gesund, geliebt, reich und schön

Sind Sie das? Alle wollen gesund, geliebt, reich und schön sein, wenn sie die Wahl haben – und zwar genau in dieser Reihenfolge. Oder haben Sie schon jemanden getroffen, der ernsthaft nicht reich und nicht schön sein wollte? Ganz klar, Gesundheit kommt zuerst, Schönheit zuletzt, und Liebe ist wichtiger als Geld. Aber nur alle vier zusammen ergeben den Inbegriff eines sorgenfreien Lebens. Sobald nämlich eine der Voraussetzungen erfüllt ist, beginnt das Streben nach der nächsten. Erst wenn man bei «schön» angelangt ist, hat man die nötige Freiheit, zu noch erstrebenswerteren Horizonten aufzubrechen.

Geben Sie es zu? Möchten Sie schön sein? Oder besser gefragt, möchten Sie gut aussehen und den anderen gefallen? Oder gehören Sie zu denen, die sagen, dass es darauf nicht ankomme und Schönheit ohnehin Geschmackssache sei? Glauben Sie mir: das Äußere geht allen, aber wirklich allen, sehr, sehr nah. Das erlebe ich in meinen Beratungen jeden Tag. Gerade denen steht es am allernächsten, die am vehementesten beteuern, dass sie überhaupt nicht darauf achten. Es werden immer mehr, die es zur Quantité négligeable erklären. Wissen Sie warum? Nicht weil Attraktivität nicht begehrenswert wäre, sondern weil man nicht weiß, wie man zu ihr kommt.

Gefallen Sie sich?

Die meisten sind mit ihrem Spiegelbild mehr oder weniger zufrieden, alles andere würden sie gar nicht aushalten. Sie machen sich also so zurecht, wie sie sich selbst gefallen, und geben sich am Morgen dafür auch einige Mühe – aber trotzdem gehen fast alle ungenügend und unkorrekt aus dem Haus. Zwar hoffen sie, den anderen zu gefallen, sind sich dessen aber nie ganz sicher. Es fehlen ihnen die Kriterien.

Sind Sie sich darüber im Klaren, wie Sie das Beste aus sich machen, wie Sie am meisten aus sich herausholen? Es ist alles in Ihnen vorhanden! Wahrscheinlich haben aber auch Sie weder in der Schule noch in der späteren Ausbildung gelernt, worauf es ankommt. Es wird einem gesagt, man solle auf die Figur achten, die Haare waschen und Zähne und Schuhe putzen, aber schon beim Rasieren gehen die Meinungen weit auseinander.

Woran orientieren Sie sich? An der Modewelt? Am Imagecoach? Betrachten Sie es als Fun, mit Ihrem Outfit zu experimentieren und zu provozieren? Lieben Sie die Abwechslung, und stylen sich je nach Situation und Lust und Laune trendy, sexy, peppig? Oder ist Ihr Aussehen gar eine Ideologie? Für ein gutes Erscheinungsbild genügt es niemals, dass Sie es aus einem rein subjektiven und modischen Gesichtswinkel betrachten. Wenn Sie professionell und erfolgreich auftreten möchten, kommen Sie um die Beachtung objektiver Basisregeln – den Codes von Klasse – nicht herum.

Das Äußere ist keine Äußerlichkeit, sondern in erster Linie eine Frage der richtigen Einstellung – zu sich und zu seinem Äußeren. Deshalb würde es Ihnen nicht viel nützen, wenn Sie nun sofort zu den Teilen IV und V und damit zu den Regeln auf Seite 156 blätterten. Klasse kommt von innen. Sie macht Ihnen das Siegen leichter, aber dafür sollten Sie sich zuerst für ein paar grundsätzliche Gedanken Zeit nehmen.

Ja, aber

Wie man zu Gesundheit, Liebe und Geld kommt, weiß der Siegertyp. Dafür gibt es Fitnessstudios, Beziehungsbücher und die Börse. Wer da nicht mithalten kann, wird nicht ernst genommen. Beim «Schönsein» hingegen herrscht Ratlosigkeit vor, obwohl aus einer unvorteilhaften Erscheinung postwendend auf einen Mangel an Gesundheit, Liebe und Geld geschlossen wird. Über Nacht Millionär zu werden, ist keine Kunst mehr. Viel schwieriger ist es für die neuen Reichen, was sie mit dem plötzlichen Geldsegen anfangen sollen. Dafür fehlen ihnen nämlich wie bei der Gestaltung ihres Äußeren die Orientierungshilfen.

Noch nie wurde in der Geschichte der Menschheit für das Aussehen so viel Geld ausgegeben wie heute. Der Aufwand steht allerdings in keinem Verhältnis zum Resultat. Während man früher wusste, was es hieß, «Staat zu machen», liegt der Businesslook im Global Village schwer im Argen. Alles haben sie in den Chefetagen im Griff, nur ihre Kleidung nicht. Man verlässt sich wohl darauf, dass es sowieso keiner merkt, weil alle anderen auch keine Ahnung haben. Mag sein, dass man mit dieser Einschätzung bei 80 Prozent richtig liegt, großzügig gerechnet. Aber bei den übrigen 20 Prozent hat man mit dieser Annahme einen schweren Stand. Diese 20 Prozent sehen sofort, wenn etwas nicht stimmt. Und bedenken Sie: Sie wissen nie im Voraus, ob Sie jemanden von den 20 Prozent vor sich haben! Womöglich ist unter diesen dann gerade der entscheidende Kunde!

Es ist wie bei der Rechtschreibung. Wer sattelfest ist, bemerkt die Fehler in einem Brief sofort. Würden Sie sich in Ihrer Korrespondenz Unkorrektheiten erlauben? Und sie umgekehrt Ihrem Geschäftspartner verzeihen? Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso die Ansprüche ausgerechnet bei der eigenen Erscheinung so niedrig sind, wo doch jedem sein Äußeres so nahe geht? Warum fällt die Abneigung gegen Kleidervorschriften auf so fruchtbaren Boden? Gegen die Verkehrsregeln wehrt sich doch auch niemand …

Während eines Vortrages zum Thema «Schweiz – EU» bemerkte der Referent, es sei nicht so wichtig, wie die Schweiz sich als Schweiz in Europa fühle, sondern wie sie als Schweiz von Europa betrachtet werde. Diese Aussage lässt sich ohne Einschränkung auf das persönliche Erscheinungsbild übertragen. Es kommt nicht in erster Linie darauf an, wie Sie sich in Ihrem Outfit fühlen, sondern darauf, wie Sie in ihm von den anderen wahrgenommen werden.

Als ich in meiner letzten Position im öffentlichen Dienst zum Abschied den Chefbeamten an der wöchentlichen Konferenz meine Geschäftsidee vorstellen durfte, kamen nach der Präsentation fast alle zu mir und rechtfertigten sich. Der eine sagte: «Ich weiß, ich hätte, heute Morgen die Button-down-Knöpfe am Kragen zumachen sollen.» Der andere gab zu: «Ja, ich habe einen Schuhtick, ich sollte nicht mit diesen hellgrauen Gummisohlen ins Büro kommen.» Ich weiß noch, wie ich überrascht war. Ich hätte nie gedacht, dass mein kleiner Vortrag so viel bewirken würde. Die hatten alle ein schlechtes Gewissen! Sie wussten genau, dass sie sich Nachlässigkeiten gestatteten, die sie sich in ihrer Position eigentlich nicht leisten konnten, aber morgen wiederholen würden. Ganz zu schweigen von den Patzern, deren sie sich nicht bewusst waren!

Schöne Menschen sieht man lieber

Auch heute, nachdem ich als Begründerin der Personal Identity® anerkannt bin, erlebe ich regelmäßig, dass sich die Leute sorgfältiger kleiden, wenn sie sich mit mir verabreden. Sie wollen einen guten Eindruck auf mich machen, sie wollen (mir) gefallen. Aber letztlich tun sie es für sich, nicht für mich. Denn wenn sie mir gefallen, dann hat es ihnen mit mir gefallen.

Diesen Mechanismus müssen wir uns merken. Sobald also jemand im Voraus weiß, dass der andere darauf achtet, wie er daherkommt, gibt er sich plötzlich mehr Mühe. Wenn also immer mehr wieder das Tenue correcte zum gesellschaftlichen Maßstab erheben, erfährt die Kleiderkultur ein Revival. Das könnte in unserer Gesellschaft in kurzer Zeit viel Positives bewirken. Statt Laisser-faire würden wieder Ansprüche gestellt, an sich und an die anderen. Es hätte allgemein Einfluss auf den Umgang miteinander, auch auf die Essens-, Ausgeh- und Reisekultur und nicht zuletzt auch auf die Beziehungskultur. Wir würden nicht länger einfach darüber hinwegsehen, wenn Auftreten und Benehmen zu wünschen übrig lassen, und immer weniger würden sich all die Verstöße so ohne weiteres erlauben. Was für ein angenehmeres Zusammenleben und Zusammenarbeiten wäre das. Wo wir hinsähen – Eleganz, Anmut und Klasse! Wir würden einander damit gegenseitig im Siegen unterstützen.

Gehen Sie voran

Gute Beispiele motivieren. Machen Sie einmal den Test und fangen Sie an, sich an Ihrem Arbeitsplatz eine Stufe formeller zu kleiden, als es üblich ist. Wie viele würden das übrigens – trotz Casual Boom – schon längst gerne tun, wagen es aber nicht, weil sie fürchten, sich dadurch ins Abseits zu manövrieren! Die Bedenken, overdressed zu sein, sind weit größer als die, underdressed daherzukommen, wahrscheinlich, weil das in den meisten Fällen sowieso nicht mehr möglich ist. Eine Bekannte erzählte mir vor kurzem, dass sie sich jedes Mal schwer Gedanken machen, was sie bei einer Einwohnerversammlung in der Gemeinde anziehen solle, um ja nicht positiv aufzufallen! Man muss sich das einmal überlegen, wohin diese Grundhaltung führt: Wenn sie weiter um sich greift und sich über die Kleiderfrage hinaus fortsetzt, dann dürfen wir uns bald nur noch so verhalten, wie die Ungehobeltsten unter uns, damit wir bloß niemanden vor den Kopf stoßen!

Wer wählen kann, begibt sich lieber in gute Gesellschaft. Es wäre somit allen gedient, wenn es möglichst viele Gesunde, Geliebte, Reiche und Schöne gäbe. Für Gesundheit, Liebe und Geld tun alle schon viel, nur das Aussehen wird übergangen. Werden wir aktiv, holen wir es aus dem Einzelfalldasein heraus und machen wir es populär.

Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar

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