Читать книгу Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar - Christine Daborn - Страница 16

Grundsatz 1: Keine Performance

Оглавление

Haben Sie sich auch schon über Leute gewundert, die ständig eine Sonnenbrille im Haar tragen, auch nachts? Die mit der Zigarette im Mundwinkel sprechen? Oder über Frauen, die ihre Fingernägel schwarz lackieren und die Lippen violett schminken? Über Männer, die nur in der Mitte des Kinns ein kleines rundes Bärtchen wachsen lassen oder an einem Ohr ein Ringlein tragen? Oder die beim Sprechen dauernd die Stirn runzeln, um möglichst intelligent zu wirken?

Alles reine Performance.

Machen Sie sich nicht zur Attitüde. Es heißt zwar, das Leben sei eine Bühne, aber spielen Sie darauf nur die Rolle, die zu Ihnen gehört. Auch wenn heute alles cool sein muss, lässig, crazy, mega, hip und hop – Sie müssen nicht. Auch wenn Sie noch so jung sind und gerade erst den Fuß auf die unterste Sprosse der Karriereleiter gesetzt haben. Vernünftig betrachtet ist doch überhaupt niemand lässig, crazy, mega, hip und hop. Man tut nur so, weil man den anderen so vorkommen will. Für sich allein genügt normal, vorausgesetzt, dass man sich nicht auch selber etwas vormacht. Um allerdings als cool, lässig, crazy, mega, hip und hop zu gelten, kommt man nicht darum herum, pausenlos eine Schau abzuziehen. Und zwar nach Vorschrift! Man kämmt sich wie verlangt, man kleidet sich wie verlangt, man benimmt sich wie verlangt. Man ist der Darsteller eines Phantoms, das irgendwer als Zeitgeist in die Welt gesetzt hat.

Haben Sie den Mut, nicht mit dem Zeitgeist zu gehen, seien Sie der Zeit lieber ein Stück weit voraus, vor allem im Denken. Haben Sie den Mut, sich Ihren eigenen Geist zu bewahren. Seien Sie eigenständig. Identität entsteht aus Eigenständigkeit, Glaubwürdigkeit und Beständigkeit.5

Es könnte natürlich auch sein, dass Sie irgendwelchen selbst gebastelten Phantomen nacheifern. Vielleicht haben Sie gelernt, dass man als Mann möglichst männlich wirken muss, knallhart und durchsetzungsstark. Es lebe der Macho! Auch als Künstlertyp sieht sich mancher gern oder als Abenteurer à la Marlboro-Cowboy. Nur eignen sich die Prärie des Büros und die Herde der Kunden für diesen Traum so schlecht. Dass Frauen (auch) im Business unbedingt verführerisch und sexy sein müssen, wenn nötig auch noch dienstbeflissen, sanftmütig und zurückhaltend – so genannt weiblich! –, geistert immer noch als Erfolg verheißendes Rollenspiel in den Köpfen herum. Vielleicht noch, solange die Männer die Macht haben und die Führungspositionen vergeben. Wer nicht spurt, wird gestoppt, und wer der eigenen Karriere gefährlich wird, erst recht. Wo kämen wir denn da hin! Frau ist Frau.

Ein Direktor einer Werbeagentur meinte einmal zu mir: «Wenn die Frauen nur wüssten, wie sie mit den Männern umgehen müssen, sie könnten alles von ihnen haben.» Ja eben, von ihnen! Die Frauen müssen immer noch den Umweg über die Männer machen, wenn sie es zu etwas bringen wollen. Erst wenn diese Macht auf neutralen Boden gestellt und für alle gleichermaßen zugänglich ist, wird sich das ändern. Die Fähigen, ob Frauen oder Männer, haben dann die gleichen Chancen, im Wettbewerb einen Teil dieser Macht zu erobern. Das hätte den großen Vorteil, dass die Macht endlich in den Besitz der Besten käme! Macht gibt aber niemand freiwillig aus der Hand, da müsste schon etwas Grundsätzliches das gängige Männer(selbst) bild erschüttern. Ein Machtkampf führt jedenfalls nicht zum Ziel.

Aber vielleicht der Leidensdruck. Immer häufiger laufen die guten Frauen den Machos aus dem Privatleben davon und werden es so lange tun, bis diese bereit sind, mit ihnen auf einer fairen Machtbasis im Berufsleben zusammenzuarbeiten. Solange die Frauen ökonomisch auf einen Ehegatten angewiesen waren, hat noch manch einer eine abgekriegt – und Macht ist ja bekanntlich sexy –, ohne dass er sich je um die Frau als eigenständige Person hat kümmern müssen. Heute und in Zukunft bleiben jedoch nur noch die Männer in guter Gesellschaft, die sich von ihren Klischees emanzipieren. Die Frauen wollen nicht die Macht aus den Händen der Männer bekommen, sie wollen auch nicht die Macht der Männer, und schon gar nicht wollen sie die Macht über die Männer. Sie wollen den freien Zugang zur freien Macht. Wenn das die Männer nur wüssten!

Eine Pose ist eine fixe Idee, die man mit täglicher Schauspielerei zementiert. Spielen Sie nicht mit und spielen Sie niemandem etwas vor, auch nicht sich selber. Sie werden erfahren, wie viel einfacher das Leben ist, wenn Sie einfach nur sind.

Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar

Подняться наверх