Читать книгу Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar - Christine Daborn - Страница 14

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Ich bin gut. Sieht man das?

Wissen Sie, dass Sie fantastisch sind? Sie sind das Beste, was Sie in diesem Moment sein können, sonst wären Sie etwas anderes. Sicher sind Sie mit sich nicht immer zufrieden und haben noch viel im Sinn, und hoffentlich hoch gesteckte Ziele. Aber um sie zu erreichen, können Sie nicht mehr tun, als jeden Tag Ihr Bestes zu geben, und morgen wieder und so weiter. Dafür hat Sie Ihr Schicksal mit genau dem ausgestattet, was Sie für Ihre Entwicklung brauchen. Der Punkt, an dem Sie sich jetzt in Ihrem Leben befinden, ist Ihre Pole-Position zur nächsten Stufe. Je mehr Sie zu sich finden, können Sie das, was Sie sind, entfalten.

Als Siegerin und Sieger haben Sie das Wichtigste begriffen: Siegen hört nie auf – am allerwenigsten der Sieg über sich selbst. Eigentlich sind es nur diese Siege, die uns wirklich weiter bringen, und wir machen immer dann einen wesentlichen Schritt, wenn er in unserem Leben fällig ist. Wir reden dann von einem Zufall. Es gibt aber keine Zufälle; Zufälle sind Ereignisse, die zu einem fälligen Entwicklungsschritt führen. Erfolge sind Folgeerscheinungen – zum Beispiel auf die Gedanken, auf die Sie sich in diesem Buch einlassen.

Sein oder Schein

Wenn Sie sich bewusst sind, wie gut Sie sind, könnte es natürlich leicht sein, dass Sie der Meinung sind, dass es auch genügt, dass Sie es sind, dass Sie es nicht auch noch zeigen müssen. Die Ansicht ist weit verbreitet, dass es nur auf die inneren Werte ankomme: Man müsse mehr sein als scheinen. Das ist ein stereotyper Satz, mit dem ich täglich konfrontiert werde und dennoch nichts anfangen kann. Es ist der Rechtfertigungs- und Verteidigungssatz für die Art und Weise, wie wir mit unserem Äußeren umgehen. Wenn er Ihnen aus der Seele spricht, ist es schade um Ihre Einzigartigkeit und um Ihre Qualitäten, weil Sie diese nicht so zur Geltung bringen, wie sie es verdienen und sie im Schatten vegetieren. Sie würden zwar gerne ans Licht, aber Sie halten sie aus irgendeinem Grund zurück. Was ist es?

Sind Sie zu bescheiden und stellen Ihr Licht unter den Scheffel? Das wäre unklug, denn wie sollte man darauf kommen, wie gut Sie sind (und andere in den Schatten stellen könnten), wenn Sie Ihre Fähigkeiten im Verborgenen darben lassen? Vielleicht finden Sie, dass es nicht wert sei, auszuleben, was Sie sind – oder Sie sind es sich selbst nicht wert. Bescheidenheit ist oft ein Zeichen mangelnden Selbstwerts, manchmal ein Hinweis auf fehlende Großzügigkeit (auch sich selber gegenüber), und fast immer hat sie auch mit Bequemlichkeit zu tun; wenn ich nicht mehr für mich beanspruche, dann muss ich mich auch nicht für mehr anstrengen.

Viele Menschen trauen sich nicht, ihre Großzügigkeit auch auszuleben, wenn es um sie selbst geht. Ich weiß, dieser Mut wird noch nicht an vielen Orten gelehrt. Ohne diesen Mut hindern sich die meisten jedoch am Siegen. Öffnen Sie Ihre Schleusen, geben Sie sich aus! Gehen Sie aus sich heraus und lassen Sie die anderen teilhaben an Ihrem inneren Reichtum. Holen Sie alles aus sich heraus und bringen Sie es zum Ausdruck. Gehen Sie nicht als Mogelpackung durchs Leben, indem Sie klammheimlich mehr sind, als Sie scheinen. Das ist den anderen gegenüber doch gar nicht nett. Irgendwie führen Sie sie hinters Licht, nur weil Sie sich selbst nicht aus dem Schatten bewegen. Selbstverständlich sollen Sie sich aber auch nicht an den Scheinwerfern verbrennen. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie angeben und sich selbst und den anderen etwas vormachen.

Sein und Schein sind nicht einfach zwei Seiten der Medaille, sie machen die Medaille aus. Sein = Schein ist Identität. Alles andere ist entweder Attitüde (weniger scheinen wollen) oder Bluff (mehr scheinen wollen) oder Performance (etwas anderes scheinen wollen).

Form und Inhalt

«Schön und gut», werden Sie denken, «aber wieso hat das etwas mit meinem Äußeren zu tun? Ich kann doch meine Qualitäten auch anders zur Geltung bringen, ich kann darüber reden, ich kann Taten sprechen lassen.» Da haben Sie Recht, es gibt noch andere Möglichkeiten, aber keine einfacheren, keine direkteren, keine schnelleren. Und schnell muss es heute gehen, wenn Sie im Geschäftsleben die Nase vorn haben wollen.

Und übrigens: Gibt es einen Grund, weshalb nicht (auch) mit dem Äußeren? Es ist doch das, was man als Erstes von Ihnen sieht.

Kein innerer Wert ist wahrnehmbar ohne äußere Form. Alles Innere muss geäußert werden, damit es verstanden werden kann. Es genügt nicht, wenn Sie Ihren Lebenspartner oder Ihre Lebenspartnerin heiß und innig lieben. Sie müssen es immer wieder kundtun, mit Worten, Blumen, Streicheleinheiten. Zum Beispiel, indem Sie sich für ihn oder sie schön machen. Jede Äußerung ist Form. Die Kunst besteht darin, die dem Inneren adäquate Form zu finden. Form und Inhalt gehören zusammen, man kann sie nicht trennen, ja sie bedingen sich gegenseitig. Der Form fällt die vornehme Aufgabe zu, bestmöglich über den Inhalt zu in-form-ieren. Je besser der Inhalt, umso wichtiger ist die Form. Sie steht im Dienste des Inhalts. Wer die Form beherrscht, der erweist seinen inneren Werten den besten Dienst.

Nehmen Sie eine Bordeaux-Flasche und füllen Sie diese mit Milch. Jeder wird denken, mit dieser Milch stimmt etwas nicht, die kann nicht schmecken. Machen Sie es umgekehrt. Kredenzen Sie einen Chateau Palmer aus einem Tetrapak. Niemand wird diesem Wein den herausragenden Trinkgenuss zutrauen, außer er schließt von Anfang an die Augen. Weshalb ist eine Boulevardzeitung in Typografie, Bildern, Layout ganz anders aufgemacht als ein Qualitätsblatt? Sie präsentiert sich so, weil sie einen anderen Inhalt hat, und den soll man schon der schreienden Titelseite ansehen können.

«Na ja, bei Waren und Zeitungen ist das so», mögen Sie jetzt einwenden, «aber doch nicht bei Menschen! Da hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Glück einiges gewandelt. Heute ist man viel freier, das sieht man alles nicht mehr so eng, wir sind Individualisten, jeder kommt eben so daher, wie es ihm passt, das ist doch jedem seine Sache, Kleidervorschriften sind out und Dresscodes passé, jeder soll nach seiner Façon selig werden!» Ich kenne alle Strophen dieses Liedes, denn ich höre sie pausenlos, aber sie werden leider nicht wahrer, je mehr sie gesungen werden. Schon der Ton ist grundfalsch …

Zugegeben, heute zieht sich jeder an, wie er will. Nur ist es nicht etwa so, dass sich demzufolge alle verschieden anziehen würden. Nein, in Wirklichkeit ziehen sich alle genau gleich an. Es herrscht die absolute Uniformität. Keine Spur von Individualität. Doch nicht nur das. Man zieht sich überhaupt immer gleich an, egal ob man in die Oper, ins Gourmet-Restaurant, zur Geburtstagsfeier, zum Shopping, zum Arbeiten oder zum Wandern geht, und leider immer so, wie wenn man zum Wandern ginge, man macht überhaupt keinen Unterschied mehr. Wissen Sie wieso? Auch die Antwort ist mir bestens bekannt, denn auch sie begegnet mir auf Schritt und Tritt: Es ist einem wohl so, es ist bequem, man muss dabei nichts überlegen, es braucht keinen Aufwand. Es ist Minimalismus, nicht Individualismus.

Sage mir, wie du dich gibst …

… und ich sage dir, wer du bist. Das Erscheinungsbild ist das, was im ersten Augenblick für oder gegen eine Person spricht. Für oder gegen ein Produkt, eine Zeitung, ein Geschäft, eine Marke, ein Unternehmen – die Liste ist endlos, denn dieser Grundsatz trifft auf alles zu. Sogar auf den Flirt. Untersuchungen haben ergeben, dass 55 Prozent sich aufgrund der Erscheinung für jemanden interessieren, 38 Prozent urteilen danach, wie jemand spricht, und nur gerade sieben Prozent – die ganz Intellektuellen – achten darauf, was jemand sagt. Wenn Sie also für sich beschlossen haben: Ich erkläre das Äußere für unwichtig, ich kümmere mich nicht um solche Oberflächlichkeiten, mir kommt es auf die Tiefgründigkeit an – ob Sweatshirt, Jeans und Turnschuhe, Latzhosen und Sandalen, Rucksack hinten und Vollbart vorne, all das spielt für mich keine Rolle, auch im Büro nicht –, dann ist das Ihr gutes Recht, aber nicht sehr klug. Formverweigerung ist wie Leistungsverweigerung, sie dient niemandem, am allerwenigsten einem selbst. Selbstverwirklichung kann doch niemals heißen, sich selbst zu vernachlässigen.

Das Äußere ist der Spiegel des Inneren. Was soll also eine fragwürdige Erscheinung? Was will man damit beweisen? Will man damit jedem seine innere Disharmonie auf die Nase binden? Wofür sollte das gut sein? Wem sollte das nützen? Wie ich bereits festgestellt habe, legen gerade diejenigen, die von sich behaupten, sie gäben nichts auf Ihr Äußeres, sehr viel Wert darauf, nur halt mit negativen – und unbewusst kontraproduktiven – Vorzeichen. Die Antisignale werden nämlich minutiös gewählt und gezielt gesetzt, manchmal unter beachtlichem Aufwand.

Können Sie mir sagen, was der Zweck vom Alternativlook ist? Zurück zur Natur? Lieber ein roher Klotz statt ein geschliffener Diamant? Mir tut die Natur dabei Leid. Auch die Punks werden als «natürlich» bezeichnet, weil sie sich in ihrer rebellischen Phase gegenüber der Gesellschaft absetzen und deshalb provozieren müssen. Was haben wir nur für ein grenzenloses Verständnis. Ist dieses vielleicht auch einfach bloß bequemer, als wenn wir Einhalt gebieten müssten? Natur ist nie plump, schlecht proportioniert, grob oder unfein. Es gibt kaum etwas zarter Abgestimmteres als die Nuancen der Natur. Sie ist das Ästhetischste und Subtilste überhaupt.

Was glauben Sie, wer von zwei gleich gut Qualifizierten befördert wird oder nach einer Fusion auf dem sonst doppelt besetzten Posten bleibt? Doch die Person, die besser präsentiert und deshalb problemlos Kontakte knüpft, rascher akzeptiert wird und zu den verschiedensten, auch den anspruchsvollsten Ansprechpartnern den richtigen Draht findet. Das bedeutet, dass sie neben den fachlichen Fähigkeiten auch das Know-how besitzt, so aufzutreten, dass das Gegenüber ihr ansehen kann, wie gut sie ist.

Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar

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