Читать книгу Nagasaki, ca. 1642 - Christine Wunnicke - Страница 13

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An einem hellen, heißen Julimorgen mitten im japonesischen Archipel, als schon alles voller japonesischer Schiffe war, brachte jemand auf der Middelburg plötzlich ein Dokument des Mutterhauses der Kompanie zutage, worin geschrieben stand, wie man sich in Japonica zu betragen habe.

Die gesamte Besatzung wurde zusammengetrommelt, und der säumige Mensch mit dem Dokument, der sein wehes Gewissen, es monatelang vergessen zu haben, durch Gebrüll zu besänftigen suchte, mühte sich sehr, dreißig ungelesene Seiten aus dem Stegreif zusammenzufassen. Abel van Rheenen wippte in der ersten Reihe stolz auf den Zehenspitzen, vom babbelnden Nichts zum Japonica-Kenner avanciert. Er beherrschte schließlich die Sprache.

Das Dokument stieß vor allem Warnungen aus: nur reden, wenn gefragt, und auch dann besser nicht; stets sich für alles entschuldigen; Staatssachen nicht erwähnen; die Heimat verschweigen; nichts anfassen; nicht trinken, was offeriert wird; nichts zu trinken offerieren; sich immer bedanken; immer die Hände waschen; erst die sinesische Seide verkaufen; Degen tragen; Hut tragen; Stiefel unter Umständen ablegen … »Und kein Wort über Gott«, brüllte der Verwahrer des Dokuments, »bei Christi Blut und Wunden, nie ein Wort über Gott!«

Den Dolmetsch trafen hilfeheischende Blicke.

»Ist Fort Decima eine niederländische Festung?«, erkundigte sich Abel van Rheenen kühl. Der Augenblick behagte ihm. Er bekam keine Antwort.

»Geistliches Schrifttum«, brüllte der Mann mit dem Dokument, »geistliche Bilder, Symbole, Münzen …«

»Hände waschen?«, fragte Abel van Rheenen.

Der Kapitän angelte aus seinem Hemdkragen ein Sankt-Nikolaus-Amulett, nahm es ab und steckte es sich in den Stiefel. Oh, jetzt sehnte er sich nach seiner papistischen Schleimspur, der hochprächtige Misthammel! Abel grinste.

Die japonesischen Schiffe kamen näher. Es waren schon die Lotsen. Für solche Schiffe, fand Abel, musste man sich in der Tat nicht die Hände waschen. Er setzte den Hut auf, legte den Degen an und blickte stolz vom Deck in die Tiefe.

Plötzlich begann er lauthals zu singen: Sehr christlich war getrieben, mein fürstelich Gemüt, standhaftig ist geblieben, mein Herz in Widerspüt!

Der Affe ließ sich auf seinen Hut fallen. Die japonesischen Bootchen sahen aus wie Napfmuscheln neben dem gewaltigen schwangeren Bauch der niederländischen Madame.

»Tja nun«, sagte Abel. »Ich werd’s euch schon zurechtdisputieren.«

Nagasaki, ca. 1642

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