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Als der Monat des Frostes verstrichen war und der Monat der Eiligen Priester anbrach, fiel Schnee in Bichuu. Zu jedermanns größtem Erstaunen ließ Seki Keijiro eine Zielscheibe in seinen Vorhof tragen und schoss mit dem Kurzbogen darauf, im Sitzen, vom Haus aus, durch die offene Tür und quer über die Veranda.

Er sah dem Schnee gern zu, aber er stand nicht gern darin. Manche sagten, er stehe ohnehin nicht gern. Manche behaupteten, er habe seit der Belagerung von Osaka den Hintern nicht mehr gehoben, aus reiner Faulheit und weil er, dank seiner günstigen Verbindung mit der Tochter eines Brudersohns des ehrenfesten Itakura Shigemune, nicht musste. Sechsundzwanzig Jahre waren verstrichen, seit die goldene Burg brannte. Herr Seki war in der Tat der faulste Mensch der Welt.

Er ließ fünf Pfeile von der Sehne, dann schickte er einen Diener sie holen. Sie steckten in einem ordentlichen Kreis in der Scheibe. Er schoss einen sechsten ab, in die Mitte, knapp am Diener vorbei. Der starb fast vor Schreck. »Oh oh«, machte Keijiro.

Der halbe Haushalt lief zusammen. Es war ein seltenes Ereignis, wenn Herr Seki etwas tat, und ein großes Ereignis, wenn er etwas mit einer Waffe tat. Bevor ihn der Dämon der weltgrößten Faulheit besessen hatte, war er ein berühmter Mann gewesen, schon vor Osaka, und danach erst recht. Immer noch, wenn auch inzwischen recht selten, kamen junge Männer von weit her, mit langen Briefen und schönen Worten, die mit ihm kämpfen wollten, um ihre Kunst zu verbessern. Er ließ sie nicht über die Schwelle. Vorsorglich war beim Pförtner ein Papier hinterlegt für solche Fälle, mit einem »Nein danke« und Seki Keijiros schwungvoller Signatur. Und dazu gab es ein hübsches Stück Band. Wenn er nicht schlief oder aß oder trank – gerne reichlich – oder nachdachte oder mit seinem Enkel spielte oder seiner Frau zuhörte oder mit dem Schwiegervater plauderte, webte Keijiro Bänder auf einem kleinen Webstuhl, bunte Bänder aus Wolle oder Seide. Wenn sich die Muster einst wiederholten, sagte er, wolle er sich auf einen Berg tragen lassen und sterben. Das sei aber noch lange hin.

Der halbe Haushalt war zusammengelaufen. Sofort ließ Keijiro Bogen und Pfeile und Scheibe forträumen. Er setzte sich in die offene Tür und betrachtete den Schnee.

Nagasaki, ca. 1642

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