Читать книгу Frühlingsmärchen - Christl Vogl - Страница 12
Frühlingserwachen
Оглавление„Na, ich weiß nicht, ob es nun Frühling wird oder nicht!“, seufzte der Weidenbusch bei dem Bächlein, das sich so gar nicht munter bewegen wollte.
„Murmel, murmel“, murmelte das Bächlein, „ich zweifle auch schon einige Zeit, denn mir ist noch so kalt und ich fühle mich so starr und eingeengt. Ich kann so gar nicht über die Steinchen hüpfen oder gar über meine eigenen Wellen springen. Brrr, viel zu kalt.“
Da wehte verdorrtes Laub zu dem Weidenbusch und blieb zwischen seinen Wurzeln liegen.
„Erzählt, erzählt schon, habt ihr da droben auf der Wiese den Frühling schon gesehen?“, fragte der Weidenbusch das Laub.
„Nein, eigentlich nicht“, raschelte das trockenen Laub, „nein, nur Schnee und der Nordwind blasen einem durch und durch. Lauter Löcher hat er in uns hineingeblasen.“
„Hm“, machte der Weidenbusch, „der Winter will einfach nicht weichen. Wir müssen den Frühling holen, aber wie?“
„Du musst den Anfang machen“, murmelte das Bächlein, „schlage einfach deine Kätzchen aus.“
„Nein, dazu ist es noch viel zu kalt“, rief der Weidenbusch, „ausgeschlossen.“
„Papperlapapp, deine Kätzchen haben ein dickes Samtjäckchen an, die erfrieren nicht so leicht. Wenn du nicht den Anfang machst, wer soll es dann tun?“, plätscherte nun aufmunternd das Bächlein.
„Nun ja, ich kann’s ja mit ein paar Kätzchen probieren“, meinte der Weidenbusch und da öffneten schon einige Zweige ihre Knospen, sodass einige kleine, glänzende, samtweiche Kätzchen vorwitzig herauslugten.
Und kaum hatten sich die Weidekätzchen geöffnet, da kam auch schon eine sehr hungrige Hummel herbeigeflogen.
„Summm, summm, summm“, summte sie freudig, „endlich süßer Nektar, ich hatte ja schon so einen großen Hunger. Das muss ich gleich den Blumenelfen erzählen, na die werden sich freuen. Die sitzen ganz traurig unter einem Schneehaufen und frieren.“
Und das tat Frau Hummel, die Blumenelfen sprangen sofort unter dem Schneehaufen hervor und flogen hinunter zu dem Weidenbusch, um die Kätzchen zu sehen.
„Tatsächlich“, rief das Schneeglöckchen-Elfchen, „wie schön, ich glaube, der Frühling hat nun wirklich angefangen. Lasst uns singen und tanzen, ihr Elfenschwestern, sodass der Frühling hierbleibt und den Winter verjagt.“
Und das taten die kleinen Blumenelfen, sie tanzten auf dem Schnee, sie sangen Frühlingslieder und riefen die Sonnenstrahlenkinder herbei.
Da schmolz der Schnee und grünes Gras und kleine Pflänzchen sprießten hervor, reckten und streckten sich im warmen Sonnenschein.
Es dauerte auch nicht lange, da flatterten die ersten Schmetterlinge herbei und die Marienkäferchen krochen unter dem Laub hervor.
„Der Frühling, der Frühling ist gekommen“, rief es nun aus allen Ecken und Enden: Sogleich schlugen die ersten Frühlingsblumen ihre Augen auf. Das Bächlein hüpfte und sprang übermutig über Stock und Stein und der Weidenbusch war nun über und über besäht mit seinen weichen, flauschigen Kätzchen, zur großen Freude der Hummeln und Schmetterlinge.
„Wie gut, dass du den Anfang gemacht hast“, murmelte abends das Bächlein im Vorüberziehen.
„Ach ja“, lächelte der Weidenbusch, „einer muss ja den Anfang machen!“