Читать книгу Frühlingsmärchen - Christl Vogl - Страница 9

Mairegen

Оглавление

Der Apfelbaum war voller rosaroter Blüten. Ein richtiges Apfelblütenmärchen war das.

Da summten die Hummeln, da zwitscherten die Vögel und bauten sich ein Nest mitten in den herrlichen zartrosa Blüten.

Und das Apfelblüten-Elfchen hopste und sprang von Ast zu Ast auf und nieder. Ach, es freute sich ja so, dass es Mai war, der schöne Wonnemonat Mai.

Plötzlich hörte das Elfchen ein schlürfendes, nagendes, schmatzendes Geräusch. Nichts Gutes ahnend bog es die Blätter auseinander und sah zu seinem großen Schreck viele schwarze, stachelige Raupen, die sich über die Apfelblüten hermachten.

Oh, du meine Güte, das war ja schrecklich!

„Macht, dass ihr wegkommt, ihr Raupenpack!“, schrie es aufgebracht und fuchtelte mit seinen Ärmchen wild hin und her.

Aber davon waren die Raupen gar nicht beeindruckt und ohne sich um das aufgebrachte Elfchen zu kümmern, fraßen sie einfach weiter.

„Wartet“, sagte es, „ich werd’s euch zeigen“, und schnell flog es zu den Vögeln, die fleißig dabei waren, ihre Nester zu bauen.

Aber die Vögel wussten schon von den Raupen, nur fressen wollten sie das Raupenpack gar nicht. „Nein“, sagten sie, „die sind uns zu giftig.“ „Du musst sie wegjagen“, meinte eine Amsel.

„Leichter gesagt, als getan“, entgegnete das Elfchen, „die haben überhaupt keine Angst vor mir, ich bin eben nur ein kleines Elfchen. Ja, wenn ich groß wäre, dann wäre alles viel leichter.“

„Dann frage doch mal die Mairegenkinder!“, rief eine Blaumeise. „Man sagt doch: Mairegen macht, dass man größer wird.“

„Ach ja? Ist das wirklich so? Wenn das so ist, dann werde ich den Mairegen rufen, sodass er mir seine Mairegenkinder schickt“, erwiderte das Elfchen und laut rief sie hinauf in den Himmel zu den kleinen weißen Wölkchen.

„Mairegen, Mairegen, so komm und schicke mir deine Kinder, deine Mairegenkinder.“

Und tatsächlich, es dauerte auch gar nicht lange, da wurden die weißen Wölkchen grau und es fielen kleine süße Mairegenkinder auf den Apfelbaum hernieder.

Sie setzten sich auf einen Ast und sagten: „Na du, was willst du von uns?“

„Ganz einfach, ihr müsst mich größer machen, denn der Mairegen macht, dass man größer wird, und größer will ich wohl sein, dann kann ich die Raupen verjagen, versteht ihr?“, erklärte das Elfchen und schaute erwartungsvoll auf die Mairegenkinder.

Da lachten die Kinder und sagten: „Na gut, wir lassen den Mairegen auf dich niederprasseln, aber ob du davon groß wirst, das wissen wir nicht. Aber man kann es ja versuchen.“

Und flugs spannten sie ihre kleinen Regenwolkenschirme auf und daraus fiel der warme sanfte Mairegen.

Schnell stellte sich das Elfchen darunter und sang: „Mairegen macht, das man größer wird, und größer, das will ich wohl sein. Und bin ich dann endlich groß genug, tanze ich wieder im Sonnenschein.“

Nach einiger Zeit ließ der Regen nach und die Mairegenkinder verschwanden wieder.

„So“, dachte das Elfchen, „nun bin ich groß und stark und jetzt werde ich die Raupen verjagen.“

Aber sie suchte vergebens die gefräßigen Raupen, sie waren verschwunden.

„Na, die haben wohl Angst bekommen“, dachte das Elfchen und zufrieden setzte es sich in die Sonne, um zu trocknen. War es nun wirklich größer geworden oder war es nur der Regen, der die Raupen verjagt hatte?

Ach, wer kann es sagen, ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache, die Raupen waren weg …


Frühlingsmärchen

Подняться наверх